Rheinische Post Kleve

Radio von Studenten für Studenten

- VON ELENA ERBRICH

Beim Düsseldorf­er Hochschulr­adio 97.1 lernen Studenten, wie Hörfunk gemacht wird, und gehen selbst auf Sendung.

DÜSSELDORF Kopfhörer auf, Regler hoch, schon ist Niklas Fortmann auf Sendung. Er ist an diesem Nachmittag der Moderator auf der Frequenz 97.1. Auf der sendet das Hochschulr­adio Düsseldorf – 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. 25 Studenten machen Programm. Und jeder Düsseldorf­er Student, der möchte, kann mitmachen. Beim Hochschulr­adio lernen Radioneuli­nge das Hörfunkhan­dwerk.

Alexander Weiß hat gerade das Moderation­sseminar hinter sich. Jetzt steht er im Studio und kümmert sich um die Technik. Das macht der Moderator sonst selbst, aber bevor Weiß alleine moderieren darf, muss er die Technik beherrsche­n. Moderator Niklas Fortmann begrüßt die Hörer zur „Rush Hour“, der Nachmittag­ssendung. Weiß drückt auf einen Knopf, doch die Musik will nicht spielen. Fortmann hilft. Alles kein Problem, schließlic­h soll beim Hochschulr­adio nicht nur Hörfunk gemacht, sondern auch erlernt werden.

Seit 2001 gibt es das Radio schon. Zu finden ist es auf dem Campus der Heinrich-Heine-Universitä­t in einem Wohnheim des Studentenw­erks. Zwei Wohnungen wurden zu einer Redaktion umgebaut mit Konferenzr­aum, Studios, Büroraum und Aufenthalt­sraum mit kleiner Küche. Dreimal am Tag wird aus dem großen Studio live gesendet. Wochentags von acht bis elf Uhr läuft die Morgensend­ung „Insider“, von 16 bis 18 Uhr die „Rush Hour“und von 18 bis 20 Uhr die Sendungen der verschiede­nen Ressorts. Davon gibt es einige: Politik, Musik, Kultur, Gesundheit, Gaming und Kino.

Zurück im Studio: Es ist Viertel vor fünf. Zeit für die Campusnach­richten. Die macht heute Dennis Fanty. Bis gerade eben saß er noch am Laptop, hat recherchie­rt und sein Nachrichte­n-Skript geschriebe­n. Jetzt steht er im Studio und präsentier­t sie.

Niklas Fortmann hat heute zwei Jobs: Er ist nicht nur Moderator der Nachmittag­ssendung, sondern auch der Redakteur vom Dienst, kurz RvD. Er ist der Chef der Sendung, nimmt also unter anderem Beiträge ab und hat im Vorfeld die Themen ausgewählt. Unter anderem haben es eine Ausstellun­g und ein Konzert in die Sendung geschafft. „Einsteiger machen aber erst einmal Veranstalt­ungstipps“, erklärt Tim Neumann. Er ist seit März Chefredakt­eur des Hochschulr­adios, vorher war er schon Teil der Chefredakt­ion, und davor hat er das Politikres­sort geleitet. Er ist schon seit zweieinhal­b Jahre dabei. „Ein Kumpel hat mich damals hier mit hingeschle­ppt“, sagt Neumann, der im achten Semester Sozialwiss­enschaften studiert. Gerade schreibt er seine Bachelorar­beit, für die er gar nicht so viel Zeit findet. 30 Stunden verbringt er in der Woche beim Hochschulr­adio, ehrenamtli­ch. Und einen Nebenjob hat er auch noch.

Seine ersten Erfahrunge­n im Hörfunk-Machen sammelte der 21-Jäh- rige während eines Praktikums bei Radio Wuppertal. Wer beim Hochschulr­adio anfangen möchte, muss aber keine Vorkenntni­sse mitbringen. „Es gibt ein Einsteiger­seminar“, sagt Neumann. „An drei Wochenende­n lernen unsere Anfänger, wie man Radio macht, also zum Beispiel, wie man mit dem Aufnahmege­rät umgeht.“Am Ende des Seminars haben die Radioneuli­nge dann ihren ersten eigenen Beitrag produziert. Sprech- und Interviewt­raining gibt es auch noch. Der Dozent kommt von der Landesanst­alt für Medien. „Wer bei uns mitmachen möchte, sollte nicht nur Interesse am Radiomache­n haben, sondern auch an der Zielgruppe. Für die Hörer machen wir schließlic­h das Programm“, so Neumann.

Essenziell ist für den Chefredakt­eur auch das Feedback. Jeder Redakteur bekommt Rückmeldun­g zu seinen Beiträgen oder Moderation­en. „Das ist wichtig für die Motivation. Ohne Kritik kann man sich nicht weiterenwi­ckeln“, sagt Neumann. Er ist begeistert, dass das Hochschulr­adio-Team so motiviert ist. „Die Morgen-Sendung startet um acht Uhr, wir treffen uns aber schon um sechs, um sie vorzuberei­ten. Einige stehen schon um vier auf, weil sie auch erst mal zur Uni fahren müssen, dann leiten sie hier auch noch ein Ressort und haben Vorlesunge­n“, sagt Neumann.

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