INTERVIEW JULIAN BRANDT „Ich suche gern das direkte Duell“
Der Leverkusener Nationalspieler über die Saisonziele, den neuen Trainer und seine Spielweise.
ZELL AM SEE Mit 21 Jahren ist Nationalspieler Julian Brandt bereits feste Stammkraft der Werkself. Wir sprachen mit ihm im Trainingslager von Bayer Leverkusen in Zell am See. Herr Brandt, Trainer Heiko Herrlich hat am Morgen mit einer Bergwanderung überrascht – wie war das? BRANDT So etwas gehört zu einem Trainingslager dazu. Es tut der Entwicklung einer Mannschaft gut. Ich war allerdings noch nie wandern und werde es in Zukunft wohl freiwillig auch nicht oft tun. Als wir um 6.45 Uhr die Rucksäcke gesehen haben, war klar, was abgeht. Sie haben mit ihren Teamkollegen Benjamin Henrichs und Bernd Leno den Confed-Cup gewonnen. Wie wichtig war das nach der enttäuschenden Saison mit Bayer 04? BRANDT Auch wenn der Titel nicht gleichbedeutend mit manch anderem Cup ist, war es für einen selbst doch sehr versöhnlich. Nicht viele haben damit gerechnet, dass wir mit so einer zusammengewürfelten Truppe den Cup gewinnen. Für uns drei Leverkusener war es sehr gut. Kommende Saison spielt Bayer 04 erstmals seit Jahren nicht international. Schmälert das Ihre WM-Chancen? BRANDT Ich bin der Meinung, dass das kein erheblicher Nachteil ist. Klar sind internationale Spiele für einen wichtig. Aber wenn du in der Bundesliga ein super Jahr hinlegst, werden sie dich genauso wie die anderen im Blick haben. Was muss sich ändern, damit Bayer 04 seine Ziele erreicht?
Es ist mal wieder an der Zeit, dem FC Bayern München dankbar zu sein. Das finden jedenfalls die Bayern, vor allem der Ober-Bayer Karl-Heinz Rummenigge. Die Asientournee des Klubs sei ein „Beitrag zum Wohle des deutschen Fußballs“, hat der große Vorsitzende des Vorstands gesagt.
Während sich seine tapferen Athleten durch Zeitzonen, die Verheerungen des Jetlags und unzumutbare klimatische Bedingungen quälen, liegt die Konkurrenz daheim in der Hängematte und schert sich kein bisschen um das große Ganze. Allenfalls zu mitleidigen Kommentaren erklären sich Mitbewerber wie der Limonadenklub aus Leipzig bereit. Dessen Trainer hat sich sogar für den uneigennützigen Beitrag des Branchenführers und der ebenfalls BRANDT Zunächst einmal denke ich, dass es letzte Saison nicht die eine, große Baustelle gab. Eher waren es mehrere kleine. Wir sind oft in Rückstand geraten und standen defensiv nicht gut. Wir haben kaum Kontinuität gefunden. Klar war das in den Vorjahren ähnlich, aber wir hatten Phasen, in denen wir kontinuierlich Punkte gesammelt haben. Das waren die stärksten Faktoren, die für den Saisonverlauf verantwortlich waren. Ich kannte den Abstiegskampf vorher nicht. Für mich war es das erste Mal, dass ich diesen Druck gespürt habe. durch Asien tourenden Klubs aus Dortmund und Gelsenkirchen in gebotener Herzlichkeit bedankt. „Ich bin dankbar, dass wir davon verschont bleiben“, sagte Ralph Hasenhüttl. Für Rummenigge ist das eine vergiftete Bemerkung. „Zynisch, unsolidarisch“, schimpfte der BayernChef.
Dabei hält er die Strapazen für zumutbar – anders als der andere Ober-Bayer Uli Hoeneß, der das ganze Treiben als grenzwertig bezeichnete. Fern aller Fensterreden über Solidarität sieht Rummenigge nämlich zunächst mal den Markt für den FC Bayern. Längst hat der Klub eine Art Niederlassung in Schanghai. Und Jörg Wacker, der Münchner Vorstand für Internationalisierung und Strategie, stellte bei der Eröffnung fest: „Wir haben in China mit In Heiko Herrlich haben Sie einen neuen Trainer bekommen, der sehr viel Wert auf Disziplin und Teamgeist legt. BRANDT Jeder Trainer legt Wert auf Disziplin, das gehört zum Fußball dazu. Klar gibt es auch Unterschiede. Unser neuer Trainer schaut jetzt schon sehr genau hin, was auch gut ist. Wir haben keine gute Saison gespielt, und deshalb ist wichtig, dass wir an den Basissachen arbeiten. Das sind Aspekte wie Disziplin, Laufbereitschaft, Kondition und Kontinuität. So etwas braucht man, um überhaupt ein Spiel zu gewin- aktuell schon über 136 Millionen Followern eine breite Fanbasis, mit der wir ab sofort noch stärker in den Dialog gehen wollen.“Auf längere Sicht tragen die kraftraubenden Beiträge der spielenden Belegschaft dazu tüchtig bei. Der Ausflug nach Asien rechnet sich aber sogar kurzfristig. 14 Millionen Euro kassierte der Klub für seine Rundreise, und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) unterstützt die notleidenden Aushängeschilder des deutschen Fußballs bei den Reisekosten.
Ebenso wie die Bayern haben auch die Dortmunder in erster Linie ihre Geschäftspartner im Sinn, wenn sie sich über den fremden Kontinent jagen lassen. Der BVB betreibt sieben Kooperationen in Asien, die jeweils zwischen 150.000 und 500.000 Euro bringen. Zum Immer wieder gibt es Wechselgerüchte. Vor allem der FC Bayern und auch Liverpool sollen großes Interesse an Ihnen zeigen. Macht das stolz oder nervt es? BRANDT Ein bisschen von beidem. Zum einen ist es eine Art Anerkennung, wenn du mit solchen Vereinen in Verbindung gebracht wirst. Irgendwann wird’s aber nervig. Sich jedes Mal dazu äußern zu müssen, ist ätzend. Das Problem ist, dass viele Menschen es glauben, wenn es irgendwo geschrieben steht. SEBASTIAN BERGMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.
Vielen Dank, FC Bayern München! Der deutsche Meister hat sich durch eine AsienTournee gequält – alles zum Wohl des deutschen Fußballs. Das findet jedenfalls der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
Glück hat er sich nicht für seine Verdienste um den deutschen Fußball feiern lassen.
In dieser Hinsicht gewährt der zweite deutsche Großklub den Bayern den Vortritt. Das ist zumindest mal nicht blöd. Verdient hat die Borussia in diesem Jahr trotzdem. Elf Millionen Euro haben die Dortmunder für ihre Teilnahme an der kleinen internationalen Spielrunde nach Erkenntnissen der „Bildzeitung“eingenommen. Kaum weniger als die Bayern, die zweimal so viel (viermal) spielen mussten und nebenbei das Ansehen des deutschen Fußballs durch drei Niederlagen mehrten. Die Welt ist ungerecht, würde Rummenigge sagen. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de