Rheinische Post Kleve

Wenn David auf Goliath trifft

- VON REINHARD PÖSEL UND FRANK GIPMANN

Bei den jetzt anstehende­n Pokalspiel­en auf Kreisebene ist kaum vorstellba­r, dass die Stürmer der Bezirkslig­isten vor dem gegnerisch­en Kasten versagen. Viktoria Goch spielt in Materborn, die SGE bei der SG Mehr/Niel/Wyler/Zyfflich.

Es hat Tradition, dass sich der Ball kurz vor dem Meistersch­aftsstart auf Pokalebene dreht. Und weil man tunlichst nichts ändern sollte, was sich über viele Jahre bewährt hat und die Fußballanh­änger liebgewonn­en haben, wird die Tradition auch in diesem Jahr fortgeschr­ieben. Mit Blick auf den Kreispokal mit der kleinen Einschränk­ung, dass die erste Runde in diesem Wettbewerb aus Nordsicht auf zwei Wochenende­n verteilt wurde. Vorgezogen auf den morgigen Sonntag wurden die Begegnunge­n der Bezirkslig­isten SV Viktoria Goch und SGE Bedburg-Hau, da für beide am nächsten Sonntag bereits die Ligasaison startet – übrigens mit dem Spiel gegeneinan­der. Doch jetzt steht für sie erst einmal Pokalkost auf dem Speiseplan. Die SGE gastiert beim C-Ligisten DJK SG Mehr/Niel/Wyler/Zyfflich, die Rot-Schwarzen aus dem Houben-Houben-Stadion fahren an die Materborne­r Allee zum SV Siegfried. Zwei Partien aus der Abteilung „David gegen Goliath“– und gerade deshalb mit entspreche­nder Würze versehen.

B-Kreisligis­t Siegfried Materborn gegen den Bezirkslig­isten Viktoria Goch – eine solche Konstellat­ion lässt unter halbwegs normalen Umständen nur die klassenhöh­ere Mannschaft den Platz als Sieger verlassen. Aber wie war das mit den Pferden, die vor der Apotheke. . . – wir wollen nicht ins Detail gehen. Und so bleibt dann auch ViktoriaCo­ach Jan Kilkens nichts weiter übrig, als warnend den Finger zu heben. Nicht zuletzt auch wegen der personelle­n Umstände innerhalb seines Kaders. „Jeder weiß, wie schwierig so eine Partie werden kann, wenn man kein frühes Tor macht. Das haben auch wir im vergangene­n Jahr erfahren müssen. Hinzu kommt, dass einige meiner Spieler im Urlaub oder angeschlag­en sind.“Nach aktuellem Stand kann Kilkens für Sonntag lediglich mit zehn Feldspiele­rn plus drei frischen Urlaubsrüc­kkehrern rechnen. „Das passt zu unserer bisherigen Vorbereitu­ng, die immer wieder durch personelle Engpässe beeinträch­tigt war“, führt der ViktoriaTr­ainer aus. Nach momentanem Stand fehlen bei der Viktoria Marvin Braun, Tim Hüwels und Lukas Jacobs (alle im Urlaub) Kevin Kitzig (Achillesse­hnenproble­me) und Pierre Wetzels (Knöchelpro­bleme).

Vom Urlaub und Verletzung­en wird auch Siegfried Materborn in der Sommervorb­ereitung und bei diesem Pokalspiel nicht verschont geblieben sein. Die Schwarz-Gelben können das allerdings gelassener nehmen als ihr sonntäglic­her Gegner. Denn schließlic­h haben sie als „Underdog“nichts, rein gar nichts zu verlieren. Oder wie es die Materborne­r ausdrücken: „Wir können nur gewinnen.“Die Spieler von Trainer Ingo Pauls, der im zweiten Jahr das Zepter beim B-Ligisten schwingt, sind sich im Vorfeld der Begegnung darüber im Klaren, dass sie normalerwe­ise gegen Viktoria Goch keine Chance auf ein Weiterkomm­en haben. „Wir haben nicht allzu hohe Erwartunge­n, aber die Jungs freuen sich auf das Spiel. Außerdem ist es ja ein Pokalspiel, und vielleicht können wir Goch da doch ein bisschen ärgern, wenn wir hinten gut stehen“, sagt Siegfried-Trainer Ingo Pauls und hofft auf die viel beschworen­en eigenen Gesetze der Cupwettbew­erbe. Am Sonntag wird ihn urlaubsbed­ingt Co-Trainer Stephan Siebers an der Materborne­r Seitenlini­e vertreten.

Im vergangene­n Jahr war der Gegner der Kranenburg­er Spielgemei­nschaft aus den Dörfern Mehr, Niel, Wyler und Zyfflich der gerade aus der Landesliga abgestiege­ne SV Viktoria Goch, morgen Nachmittag ist es die SG Eintracht Bedburg-Hau, ebenfalls eine Mannschaft aus der Bezirkslig­a. Als die jetzige Pokal-Paarung bekannt wurde, konnte man sich im Lager der Gastgeber das Grinsen nicht verkneifen. Denn eigentlich waren die Mannen um Torwart-Oldie Hendrik van de Sand davon ausgegange­n, dass ein Spiel wie das gegen die Viktoria, bei dem 200 Zuschauer für eine prächtige Stimmung gesorgt hatten, so schnell nicht wiederkomm­en würde. „Scheinbar haben wir Losglück“, meinte van de Sand. Der 38-Jährige hat nur eine Sorge. „Letztes Jahr war ich noch Trainer und konnte mich selbst aufstellen, danach hatte ich das Amt an meinen damaligen CoTrainer Lukas Willemsen abgegeben und kann nur hoffen, von ihm berücksich­tigt zu werden.“Van de Sand mag sich nicht vorstellen wollen, auf der Bank schmoren zu müssen. „Das Spiel ist für jeden in einem so kleinen Verein der Höhepunkt im Jahr, bei dem man natürlich auf dem Platz stehen möchte“, sagt van de Sand, der bei den Fußballern seines Vereins auch als Geschäftsf­ührer den Papierkram regelt.

Je länger man sich mit ihm unterhält, desto mehr spürt man, wie sehr sich alle bei der DJK SG Mehr/Niel/ Wyler/Zyfflich auf den Pokalkampf mit der SGE freuen. Und damit beim Gegner keine falsche Vorstellun­g aufkommt, sagt van de Sand, niemand solle denken, wir hätten die Hosen voll. „Nein, überhaupt nicht. Wir gehen mit Freude an die Aufgabe und wollen uns gut verkaufen.“Gegen Viktoria Goch habe man die Niederlage mit 0:5 im Rahmen halten können, nichts anderes wolle man gegen die SGE erreichen. „Wir sind guter Dinge“, berichtet van de Sand, der alle Fußballanh­änger aus Kranenburg und Bedburg-Hau auf „unsere Sportanlag­e mit zwei wunderbare­n Rasenplätz­en“einlädt. Wobei an dieser Stelle eigentlich nicht erwähnt werden müsste, dass kein Besucher Hunger schieben oder mit trockener Kehle den Nachmittag verbringen muss. Van de Sand verspricht: „Wir sorgen dafür, dass es allen Besuchern gut ergeht.“

Und gut gehen wird es zuletzt mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit auch den Gästen aus dem benachbart­en Hasselt. Denn legt man deren Ergebnisse aus der Vorbereitu­ng zugrunde, in der die schon gut funktionie­rende Mannschaft mit einem Mix aus jungen und erfahrenen Spielern mit gewaltigem Torhunger aufgefalle­n ist, dann ist schwer vorstellba­r, dass die SGE mit ihrem quietschfi­delen Torjäger Falko Hesse ausgerechn­et gegen ein um drei Klassen tiefer verortetes Team vor dessen Kasten einen Hungerast bekommt.

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Eine Spielszene aus dem vergangene­n Pokaljahr. Damals trafen die Gelb-Schwarzen aus der Vier-Dörfer-Spielgemei­nschaft auf den SV Viktoria Goch.

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