Wenn David auf Goliath trifft
Bei den jetzt anstehenden Pokalspielen auf Kreisebene ist kaum vorstellbar, dass die Stürmer der Bezirksligisten vor dem gegnerischen Kasten versagen. Viktoria Goch spielt in Materborn, die SGE bei der SG Mehr/Niel/Wyler/Zyfflich.
Es hat Tradition, dass sich der Ball kurz vor dem Meisterschaftsstart auf Pokalebene dreht. Und weil man tunlichst nichts ändern sollte, was sich über viele Jahre bewährt hat und die Fußballanhänger liebgewonnen haben, wird die Tradition auch in diesem Jahr fortgeschrieben. Mit Blick auf den Kreispokal mit der kleinen Einschränkung, dass die erste Runde in diesem Wettbewerb aus Nordsicht auf zwei Wochenenden verteilt wurde. Vorgezogen auf den morgigen Sonntag wurden die Begegnungen der Bezirksligisten SV Viktoria Goch und SGE Bedburg-Hau, da für beide am nächsten Sonntag bereits die Ligasaison startet – übrigens mit dem Spiel gegeneinander. Doch jetzt steht für sie erst einmal Pokalkost auf dem Speiseplan. Die SGE gastiert beim C-Ligisten DJK SG Mehr/Niel/Wyler/Zyfflich, die Rot-Schwarzen aus dem Houben-Houben-Stadion fahren an die Materborner Allee zum SV Siegfried. Zwei Partien aus der Abteilung „David gegen Goliath“– und gerade deshalb mit entsprechender Würze versehen.
B-Kreisligist Siegfried Materborn gegen den Bezirksligisten Viktoria Goch – eine solche Konstellation lässt unter halbwegs normalen Umständen nur die klassenhöhere Mannschaft den Platz als Sieger verlassen. Aber wie war das mit den Pferden, die vor der Apotheke. . . – wir wollen nicht ins Detail gehen. Und so bleibt dann auch ViktoriaCoach Jan Kilkens nichts weiter übrig, als warnend den Finger zu heben. Nicht zuletzt auch wegen der personellen Umstände innerhalb seines Kaders. „Jeder weiß, wie schwierig so eine Partie werden kann, wenn man kein frühes Tor macht. Das haben auch wir im vergangenen Jahr erfahren müssen. Hinzu kommt, dass einige meiner Spieler im Urlaub oder angeschlagen sind.“Nach aktuellem Stand kann Kilkens für Sonntag lediglich mit zehn Feldspielern plus drei frischen Urlaubsrückkehrern rechnen. „Das passt zu unserer bisherigen Vorbereitung, die immer wieder durch personelle Engpässe beeinträchtigt war“, führt der ViktoriaTrainer aus. Nach momentanem Stand fehlen bei der Viktoria Marvin Braun, Tim Hüwels und Lukas Jacobs (alle im Urlaub) Kevin Kitzig (Achillessehnenprobleme) und Pierre Wetzels (Knöchelprobleme).
Vom Urlaub und Verletzungen wird auch Siegfried Materborn in der Sommervorbereitung und bei diesem Pokalspiel nicht verschont geblieben sein. Die Schwarz-Gelben können das allerdings gelassener nehmen als ihr sonntäglicher Gegner. Denn schließlich haben sie als „Underdog“nichts, rein gar nichts zu verlieren. Oder wie es die Materborner ausdrücken: „Wir können nur gewinnen.“Die Spieler von Trainer Ingo Pauls, der im zweiten Jahr das Zepter beim B-Ligisten schwingt, sind sich im Vorfeld der Begegnung darüber im Klaren, dass sie normalerweise gegen Viktoria Goch keine Chance auf ein Weiterkommen haben. „Wir haben nicht allzu hohe Erwartungen, aber die Jungs freuen sich auf das Spiel. Außerdem ist es ja ein Pokalspiel, und vielleicht können wir Goch da doch ein bisschen ärgern, wenn wir hinten gut stehen“, sagt Siegfried-Trainer Ingo Pauls und hofft auf die viel beschworenen eigenen Gesetze der Cupwettbewerbe. Am Sonntag wird ihn urlaubsbedingt Co-Trainer Stephan Siebers an der Materborner Seitenlinie vertreten.
Im vergangenen Jahr war der Gegner der Kranenburger Spielgemeinschaft aus den Dörfern Mehr, Niel, Wyler und Zyfflich der gerade aus der Landesliga abgestiegene SV Viktoria Goch, morgen Nachmittag ist es die SG Eintracht Bedburg-Hau, ebenfalls eine Mannschaft aus der Bezirksliga. Als die jetzige Pokal-Paarung bekannt wurde, konnte man sich im Lager der Gastgeber das Grinsen nicht verkneifen. Denn eigentlich waren die Mannen um Torwart-Oldie Hendrik van de Sand davon ausgegangen, dass ein Spiel wie das gegen die Viktoria, bei dem 200 Zuschauer für eine prächtige Stimmung gesorgt hatten, so schnell nicht wiederkommen würde. „Scheinbar haben wir Losglück“, meinte van de Sand. Der 38-Jährige hat nur eine Sorge. „Letztes Jahr war ich noch Trainer und konnte mich selbst aufstellen, danach hatte ich das Amt an meinen damaligen CoTrainer Lukas Willemsen abgegeben und kann nur hoffen, von ihm berücksichtigt zu werden.“Van de Sand mag sich nicht vorstellen wollen, auf der Bank schmoren zu müssen. „Das Spiel ist für jeden in einem so kleinen Verein der Höhepunkt im Jahr, bei dem man natürlich auf dem Platz stehen möchte“, sagt van de Sand, der bei den Fußballern seines Vereins auch als Geschäftsführer den Papierkram regelt.
Je länger man sich mit ihm unterhält, desto mehr spürt man, wie sehr sich alle bei der DJK SG Mehr/Niel/ Wyler/Zyfflich auf den Pokalkampf mit der SGE freuen. Und damit beim Gegner keine falsche Vorstellung aufkommt, sagt van de Sand, niemand solle denken, wir hätten die Hosen voll. „Nein, überhaupt nicht. Wir gehen mit Freude an die Aufgabe und wollen uns gut verkaufen.“Gegen Viktoria Goch habe man die Niederlage mit 0:5 im Rahmen halten können, nichts anderes wolle man gegen die SGE erreichen. „Wir sind guter Dinge“, berichtet van de Sand, der alle Fußballanhänger aus Kranenburg und Bedburg-Hau auf „unsere Sportanlage mit zwei wunderbaren Rasenplätzen“einlädt. Wobei an dieser Stelle eigentlich nicht erwähnt werden müsste, dass kein Besucher Hunger schieben oder mit trockener Kehle den Nachmittag verbringen muss. Van de Sand verspricht: „Wir sorgen dafür, dass es allen Besuchern gut ergeht.“
Und gut gehen wird es zuletzt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch den Gästen aus dem benachbarten Hasselt. Denn legt man deren Ergebnisse aus der Vorbereitung zugrunde, in der die schon gut funktionierende Mannschaft mit einem Mix aus jungen und erfahrenen Spielern mit gewaltigem Torhunger aufgefallen ist, dann ist schwer vorstellbar, dass die SGE mit ihrem quietschfidelen Torjäger Falko Hesse ausgerechnet gegen ein um drei Klassen tiefer verortetes Team vor dessen Kasten einen Hungerast bekommt.