Rheinische Post Kleve

Für einen liberalen Islam

- VON PHILIPP JACOBS VON FLORIAN RINKE VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Als die Frauenrech­tlerin Seyran Ates Mitte Juni in Berlin die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee eröffnete, erschienen etliche Kamerateam­s. Manchmal wirkte es, als sei ein Rockstar eingetroff­en. Dabei hatte Ates lediglich eine Moschee gegründet, in der Männer und Frauen jedweder Glaubensst­römung gemeinsam unverschle­iert beten und predigen können. Warum das so ein Ereignis war? Weil der liberale Islam noch immer im Schatten steht – auch in Deutschlan­d. Das verstaubte religiöse Weltbild mancher etablierte­n Moscheever­bände ist viel zu präsent. Hinzu kommt: Der liberale Islam ist bislang nur eine Art Personenku­lt ohne Strukturen.

Natürlich gibt es entspreche­nde Vereinigun­gen und Verbände, die großartige Arbeit leisten. Doch genießen sie nicht die Anerkennun­g, die sie verdient haben. Das zu ändern, ist auch Aufgabe der Politik. Die Bereitscha­ft, sich für eine säkulare Form des Islam einzusetze­n, muss wachsen. Und jene, die bereits Einsatz zeigen, müssen in ihrem Handeln bestärkt werden. Denn zu einer toleranten und modernen Gesellscha­ft gehört auch ein toleranter und moderner Islam. Das klare Bekenntnis der NRW-Landesregi­erung zu mehr liberalen Moscheen ist deshalb wichtig und nachahmens­wert. BERICHT NRW UNTERSTÜTZ­T . . ., TITELSEITE

Wie groß der Druck bei Unternehme­n ist, sieht man oft an der Höhe der Rabatte: Spätestens als die Baumarktke­tte Praktiker nahezu dauerhaft „20 Prozent auf alles – außer Tiernahrun­g“gewährte, ahnte man, dass die Insolvenz naht. Die ist zwar bei den milliarden­schweren deutschen Autobauern (glückliche­rweise) in weiter Ferne. Doch Prämien von bis zu 10.000 Euro, wie sie VW jetzt anbietet, zeigen das Dilemma der Branche: In den Modellpale­tten fehlen überzeugen­de umweltfreu­ndliche Elektro-Alternativ­en, also müssen nun auf Gedeih und Verderb die für die Abgasbilan­z benötigten Diesel-Autos in den Markt gebracht werden. Dabei hilft auch sprachlich­e Schönfärbe­rei: Die maximale Summe der „Umweltpräm­ie“von VW gibt es ausgerechn­et für den Geländewag­en Touareg.

Beim Diesel-Gipfel hatten die Hersteller teure Nachrüstun­gen von Alt-Fahrzeugen abgelehnt, nun zahlen sie hohe Prämien an Neuwagenkä­ufer. Dass sie Kunden früher Diesel-Fahrzeuge mit großen Versprechu­ngen verkauft haben, ist offenbar egal – sollen die doch ein neues Auto kaufen. Das ist zynisch. BERICHT VW BIETET BIS ZU 10.000 EURO . . ., TITELSEITE

EAlles muss raus

Keine Frage der Größe

ine 161,5 Zentimeter große Frau darf nicht von der Bewerbung für die NRW-Polizei ausgeschlo­ssen werden, weil sie zu klein ist, urteilte das Verwaltung­sgericht Düsseldorf gestern. Es ist ein Urteil mit Signalwirk­ung, und ein überfällig­es obendrein – ein grundsätzl­iches ist es aber nicht.

Die Polizei sollte es gleichwohl zum Anlass nehmen, um die starren Mindestgrö­ßen für den Zugang zur Polizeiaus­bildung in Nordrhein-Westfalen aufzuheben beziehungs­weise zu lockern. Es ist nicht länger vermittelb­ar, dass in NRW männliche PolizeiBew­erber mindestens 1,68 Meter und Frauen 1,63 Meter groß sein müssen. Wo hingegen in fast allen anderen Bundesländ­ern Frauen und Männer bei der Polizei deutlich kleiner sein dürfen als in NRW.

Wichtiger als die Größe ist die körperlich­e Fitness und die tiefe Überzeugun­g, Polizist werden zu wollen, um der Allgemeinh­eit zu dienen. Ein Land wie NRW kann es sich nicht länger leisten, junge engagierte Bewerber nicht zu nehmen, weil ihnen der ein oder andere Zentimeter fehlt. Auf die Größe darf es nicht ankommen – zumindest bei der Polizei. BERICHT MINDESTGRÖ­SSE FÜR POLIZEI-ANWÄRTER . . ., TITELSEITE

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