Für einen liberalen Islam
Als die Frauenrechtlerin Seyran Ates Mitte Juni in Berlin die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee eröffnete, erschienen etliche Kamerateams. Manchmal wirkte es, als sei ein Rockstar eingetroffen. Dabei hatte Ates lediglich eine Moschee gegründet, in der Männer und Frauen jedweder Glaubensströmung gemeinsam unverschleiert beten und predigen können. Warum das so ein Ereignis war? Weil der liberale Islam noch immer im Schatten steht – auch in Deutschland. Das verstaubte religiöse Weltbild mancher etablierten Moscheeverbände ist viel zu präsent. Hinzu kommt: Der liberale Islam ist bislang nur eine Art Personenkult ohne Strukturen.
Natürlich gibt es entsprechende Vereinigungen und Verbände, die großartige Arbeit leisten. Doch genießen sie nicht die Anerkennung, die sie verdient haben. Das zu ändern, ist auch Aufgabe der Politik. Die Bereitschaft, sich für eine säkulare Form des Islam einzusetzen, muss wachsen. Und jene, die bereits Einsatz zeigen, müssen in ihrem Handeln bestärkt werden. Denn zu einer toleranten und modernen Gesellschaft gehört auch ein toleranter und moderner Islam. Das klare Bekenntnis der NRW-Landesregierung zu mehr liberalen Moscheen ist deshalb wichtig und nachahmenswert. BERICHT NRW UNTERSTÜTZT . . ., TITELSEITE
Wie groß der Druck bei Unternehmen ist, sieht man oft an der Höhe der Rabatte: Spätestens als die Baumarktkette Praktiker nahezu dauerhaft „20 Prozent auf alles – außer Tiernahrung“gewährte, ahnte man, dass die Insolvenz naht. Die ist zwar bei den milliardenschweren deutschen Autobauern (glücklicherweise) in weiter Ferne. Doch Prämien von bis zu 10.000 Euro, wie sie VW jetzt anbietet, zeigen das Dilemma der Branche: In den Modellpaletten fehlen überzeugende umweltfreundliche Elektro-Alternativen, also müssen nun auf Gedeih und Verderb die für die Abgasbilanz benötigten Diesel-Autos in den Markt gebracht werden. Dabei hilft auch sprachliche Schönfärberei: Die maximale Summe der „Umweltprämie“von VW gibt es ausgerechnet für den Geländewagen Touareg.
Beim Diesel-Gipfel hatten die Hersteller teure Nachrüstungen von Alt-Fahrzeugen abgelehnt, nun zahlen sie hohe Prämien an Neuwagenkäufer. Dass sie Kunden früher Diesel-Fahrzeuge mit großen Versprechungen verkauft haben, ist offenbar egal – sollen die doch ein neues Auto kaufen. Das ist zynisch. BERICHT VW BIETET BIS ZU 10.000 EURO . . ., TITELSEITE
EAlles muss raus
Keine Frage der Größe
ine 161,5 Zentimeter große Frau darf nicht von der Bewerbung für die NRW-Polizei ausgeschlossen werden, weil sie zu klein ist, urteilte das Verwaltungsgericht Düsseldorf gestern. Es ist ein Urteil mit Signalwirkung, und ein überfälliges obendrein – ein grundsätzliches ist es aber nicht.
Die Polizei sollte es gleichwohl zum Anlass nehmen, um die starren Mindestgrößen für den Zugang zur Polizeiausbildung in Nordrhein-Westfalen aufzuheben beziehungsweise zu lockern. Es ist nicht länger vermittelbar, dass in NRW männliche PolizeiBewerber mindestens 1,68 Meter und Frauen 1,63 Meter groß sein müssen. Wo hingegen in fast allen anderen Bundesländern Frauen und Männer bei der Polizei deutlich kleiner sein dürfen als in NRW.
Wichtiger als die Größe ist die körperliche Fitness und die tiefe Überzeugung, Polizist werden zu wollen, um der Allgemeinheit zu dienen. Ein Land wie NRW kann es sich nicht länger leisten, junge engagierte Bewerber nicht zu nehmen, weil ihnen der ein oder andere Zentimeter fehlt. Auf die Größe darf es nicht ankommen – zumindest bei der Polizei. BERICHT MINDESTGRÖSSE FÜR POLIZEI-ANWÄRTER . . ., TITELSEITE