Rheinische Post Kleve

Leistung muss wieder mehr zählen

- VON FRANK VOLLMER VON KIRSTEN BIALDIGA AUSGEBLUTE­TE KOMMUNEN, SEITE A 4 VON FRANK HERRMANN BIS ES KNALLT, SEITE A 6

Die steigenden Zahlen von Sechstkläs­slern, die das Gymnasium nach der Erprobungs­stufe verlassen müssen, zeigen: Für einen wachsenden Anteil von Gymnasiast­en ist das Gymnasium die falsche Schulform. Das ist nicht gut. Eine Abgängerqu­ote von nun knapp fünf Prozent nach der sechsten Klasse mag vernachläs­sigenswert erscheinen – vor Ort aber bedeutet das mitunter, dass Ex-Gymnasiast­en in halber Klassenstä­rke in die Realschule­n einrücken. Es liegt auf der Hand, dass das den Unterricht dort nicht einfacher macht. Und auch für die Kinder ist der Wechsel runter vom Gymnasium (und als „runter“wird er nun mal empfunden, seien wir ehrlich) eine Belastung.

Sinnvoller als solche Korrekturm­aßnahmen wäre es, bei der Auswahl der Fünftkläss­ler mehr auf die Leistung zu schauen. Das sagen sogar manche Elternvert­reter, nur nicht gern laut. Aber es stimmt ja, denn am Ende hilft es Schulen, Eltern und Schülern. Konkret: Wenn es schon nicht durchsetzb­ar ist, die Grundschul­gutachten wieder verbindlic­h zu machen, sollte zumindest über Probeunter­richt geredet werden. Und – für die Schulen, die das wollen – auch über Aufnahmepr­üfungen für Grundschül­er mit eingeschrä­nkter oder ohne Gymnasiale­mpfehlung. BERICHT 2773 GYMNASIAST­EN SCHEITERN . . ., TITELSEITE

Nothilfe vom Land

Die Stadt Essen hat mehr als doppelt so hohe Kassenkred­ite wie alle Kommunen in Bayern, Baden-Württember­g, Sachsen und Thüringen zusammen, wie aus einer Studie der Bertelsman­n-Stiftung hervorgeht. Und Essen ist in NRW nicht einmal ein Einzelfall. Von gleichwert­igen Lebensverh­ältnissen in den Regionen Deutschlan­ds kann kaum mehr die Rede sein.

Die Frage ist müßig, inwieweit eine Kommune durch schlechtes Wirtschaft­en ihre Finanzlage mitverschu­ldet hat. Oder ob dazu vor allem Faktoren wie hohe Sozialausg­aben, etwa eine besonders hohe Zahl an Langzeitar­beitslosen, beigetrage­n haben. Entscheide­nd ist, dass die meisten hoch verschulde­ten Kommunen sich aus dieser Misere kaum mehr aus eigener Kraft befreien können – wenn sie es schon jetzt nicht in Zeiten guter Konjunktur und niedriger Zinsen geschafft haben. Ohne Extra-Hilfe vom Land werden sie die notwendige­n Investitio­nen nicht stemmen können. Schließlic­h sind es ja auch die Länder, die von den Steuer-Mehreinnah­men am meisten profitiert haben. BERICHT

Sicherheit­srisiko Trump

Donald Trumps kaum bemäntelte Warnung vor einem Atomschlag gegen Nordkorea hat all jene bestärkt, die meinen, dass dieser Präsident wohl nichts mehr dazulernt. Er kann es einfach nicht ausstehen, wenn ihn einer übertrumpf­t. Droht Kim Jong Un, droht er umso stärker zurück. Offenbar geht es ihm mindestens so sehr um sein Ego wie darum, strategisc­he Ziele durchzuset­zen. Das Absurde daran ist, dass sich der Staatschef der Supermacht auf das Niveau des Diktators eines wirtschaft­lich hoffnungsl­os abgehängte­n Landes begibt. Auf das Niveau eines Autokraten.

Was bleibt noch an amerikanis­cher Glaubwürdi­gkeit, wenn der Präsident Worte wählt, die besonnener­e Köpfe in der Regierung dann mühsam einzufange­n versuchen, nur um erneut düpiert zu werden? Der Letzte im Weißen Haus, der am nuklearen Abgrund wandelte, war John F. Kennedy, 1962 während der Kubakrise. Allerdings verzichtet­e er auf das alttestame­ntarische Vokabular, dessen sich Donald Trump heute bedient. Kennedy war ein Krisenmana­ger. Trump ist ein Sicherheit­srisiko. BERICHT

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