Mit „Geist“zum Schlussstein der Reihe
Der Katalog zur laufenden Sommer-Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve ist erschienen. Der schmale Band schließt die Reihe ab. Kunde verspricht einen Schuber, in dem alle fünf Sommer-Publikationen Platz finden.
KLEVE Die Kataloge, die das Museum Kurhaus zu seinen GruppenSommerausstellungen herausgibt, haben das schmale Format einer dicken Kunstzeitschrift. Und das birgt manch Problem: Sie sind weg. Irgendwo einsortiert, zwischen dicken Bänden anderer Ausstellungen unauffindbar. Das soll jetzt vorbei sein: Zum Abschluss der von Kleves Museumsdirektor Prof. Harald Kunde konzipierten, fünfjährigen Reihe bringt das Museum einen Schuber heraus, der die fünf Bände fasst, die zu den Übersichtsausstellungen einen Blick auf die Gegenwartskunst gewährten und irgendwie einen Bezug zu Kleve hatten.
Alle Kataloge trugen den international klingenden Titel der jeweiligen Schau: „Basic Research“, „Et in Arcadia Ego“, „The Present Order“und schließlich der zur jetzt laufenden Ausstellung jüngst erschienene „Inside-Intensity“-Katalog. Lediglich die Handlungsanweisung nach Beuys, „Wer nicht denken, fliegt ’raus“, hatte einen deutschen Titel. Zusammengefasst dürften die schmalen Bändchen einen schönen Überblick über fünf Jahre Kunstentwicklung präsentieren. Der Schuber erscheint passend zum Jubiläumsfest der Museumsfreunde am 15. September, wo der Verein sein 30jähriges Bestehen feiern wird. Am Preis für den Schuber wird noch gefeilt, das Ganze soll dann auch mit allen fünf Katalogen als Übersichtswerk zu haben sein.
Wie seine Vorgänger wurde auch der jüngst vorgelegte fünfte Katalog von Ingo Offermanns gestaltet, der sich für das Titelblatt wieder allein auf Schrift verlässt und die Namen der ausstellenden zehn Künstler alphabetisch ordnet. Im ersten Drittel des Katalogs präsentiert Offermanns jeweils ein Werk pro Künstler farbig und groß über zwei Seiten. Das hat den großen Vorteil, dass man die Arbeiten brillant über die Doppelseite ausbreiten kann, das hat den Nachteil, dass die Bruchlinie in der Mitte das Bild teilt – und der knallrot glühende „Geist“von Via Lewandowsky, eine der beeindruckendesten Arbeiten der Schau, mittig einen weißen Streifen hat.
„Inside Intensity“bildet also den Abschluss eines fünf Jahre währenden Ausstellungszyklus. „Dieses Vorhaben zielte, summarisch gesagt, darauf, die Gewissheiten der klassischen Avantgarden und darauffolgenden Neo-Avantgarden aufzubrechen und das Ausstellungsprogramm frischer, jünger, weiblicher und provokanter zu gestalten – es also realitätsfähiger zu machen“, schreibt Kunde. Mit der jüngsten Ausstellung sei dieser Richtungswechsel in die Gegenwartskunst gelungen. „Insofern versteht sich die diesjährige Ausstellung als facettenreicher Schlussstein eines weitgespannten Gewölbes“, sagt Kunde. Eines Gewölbes, das nicht von einem formalen Kanon und von einem Sendungsbewusstsein getragen werde, sondern einen Grund aus „Reflexion und Antwortlosigkeit, aus tiefsitzender Daseinserschütterung und pragmatschen Überlebenswillen, aus abgeklärter Ironie und explosivem Engagement“habe. Wichtig sei ihm besonders die Intensität als Anspruch und Lebenshaltung: „Niemals lau und Mainstream, aber immer hart am Limit“.
Tatsächlich konnte Kunde mit seinen Ausstellungen diesen Ansprüchen gerecht werden, auch wenn die „Antwortlosigkeit“manchmal beim Besucher lag. Man darf gespannt sein, was dem fünfjährigen Übergang nun folgt. Insofern ist die Sammlung der Kataloge im Schuber dann die Grundlage, mit der sich der künftige Blick des Museum Kurhaus auf die Gegenwartskunst erklärt. Auf jeden Fall wurde die gewohnte Seherwartung bewusst ge- stört, in manchen der Installationen aber auch bedient.
„Inside Intensity“war jedenfalls eine spannende Ausstellung mit vielen Positionen und – vor allem dank Helgueras Artoons – einem kritischen Blick auf so manche Verkopftheit von Kunst, die kaum mehr verständlich erscheint. Ein schöner Katalog mit guten Texten, allen voran das Statement Kundes zur neuen Ausrichtung. Schade nur, dass sich Offermans oder die Fotografin entschieden haben, Dzamas feine Zeichnungen im Textteil wie Rauminstallation zu präsentieren. Da geht die Zeichnung verloren.