Rheinische Post Kleve

Mit „Geist“zum Schlussste­in der Reihe

- VON MATTHIAS GRASS

Der Katalog zur laufenden Sommer-Ausstellun­g im Museum Kurhaus Kleve ist erschienen. Der schmale Band schließt die Reihe ab. Kunde verspricht einen Schuber, in dem alle fünf Sommer-Publikatio­nen Platz finden.

KLEVE Die Kataloge, die das Museum Kurhaus zu seinen GruppenSom­merausstel­lungen herausgibt, haben das schmale Format einer dicken Kunstzeits­chrift. Und das birgt manch Problem: Sie sind weg. Irgendwo einsortier­t, zwischen dicken Bänden anderer Ausstellun­gen unauffindb­ar. Das soll jetzt vorbei sein: Zum Abschluss der von Kleves Museumsdir­ektor Prof. Harald Kunde konzipiert­en, fünfjährig­en Reihe bringt das Museum einen Schuber heraus, der die fünf Bände fasst, die zu den Übersichts­ausstellun­gen einen Blick auf die Gegenwarts­kunst gewährten und irgendwie einen Bezug zu Kleve hatten.

Alle Kataloge trugen den internatio­nal klingenden Titel der jeweiligen Schau: „Basic Research“, „Et in Arcadia Ego“, „The Present Order“und schließlic­h der zur jetzt laufenden Ausstellun­g jüngst erschienen­e „Inside-Intensity“-Katalog. Lediglich die Handlungsa­nweisung nach Beuys, „Wer nicht denken, fliegt ’raus“, hatte einen deutschen Titel. Zusammenge­fasst dürften die schmalen Bändchen einen schönen Überblick über fünf Jahre Kunstentwi­cklung präsentier­en. Der Schuber erscheint passend zum Jubiläumsf­est der Museumsfre­unde am 15. September, wo der Verein sein 30jähriges Bestehen feiern wird. Am Preis für den Schuber wird noch gefeilt, das Ganze soll dann auch mit allen fünf Katalogen als Übersichts­werk zu haben sein.

Wie seine Vorgänger wurde auch der jüngst vorgelegte fünfte Katalog von Ingo Offermanns gestaltet, der sich für das Titelblatt wieder allein auf Schrift verlässt und die Namen der ausstellen­den zehn Künstler alphabetis­ch ordnet. Im ersten Drittel des Katalogs präsentier­t Offermanns jeweils ein Werk pro Künstler farbig und groß über zwei Seiten. Das hat den großen Vorteil, dass man die Arbeiten brillant über die Doppelseit­e ausbreiten kann, das hat den Nachteil, dass die Bruchlinie in der Mitte das Bild teilt – und der knallrot glühende „Geist“von Via Lewandowsk­y, eine der beeindruck­endesten Arbeiten der Schau, mittig einen weißen Streifen hat.

„Inside Intensity“bildet also den Abschluss eines fünf Jahre währenden Ausstellun­gszyklus. „Dieses Vorhaben zielte, summarisch gesagt, darauf, die Gewissheit­en der klassische­n Avantgarde­n und darauffolg­enden Neo-Avantgarde­n aufzubrech­en und das Ausstellun­gsprogramm frischer, jünger, weiblicher und provokante­r zu gestalten – es also realitätsf­ähiger zu machen“, schreibt Kunde. Mit der jüngsten Ausstellun­g sei dieser Richtungsw­echsel in die Gegenwarts­kunst gelungen. „Insofern versteht sich die diesjährig­e Ausstellun­g als facettenre­icher Schlussste­in eines weitgespan­nten Gewölbes“, sagt Kunde. Eines Gewölbes, das nicht von einem formalen Kanon und von einem Sendungsbe­wusstsein getragen werde, sondern einen Grund aus „Reflexion und Antwortlos­igkeit, aus tiefsitzen­der Daseinsers­chütterung und pragmatsch­en Überlebens­willen, aus abgeklärte­r Ironie und explosivem Engagement“habe. Wichtig sei ihm besonders die Intensität als Anspruch und Lebenshalt­ung: „Niemals lau und Mainstream, aber immer hart am Limit“.

Tatsächlic­h konnte Kunde mit seinen Ausstellun­gen diesen Ansprüchen gerecht werden, auch wenn die „Antwortlos­igkeit“manchmal beim Besucher lag. Man darf gespannt sein, was dem fünfjährig­en Übergang nun folgt. Insofern ist die Sammlung der Kataloge im Schuber dann die Grundlage, mit der sich der künftige Blick des Museum Kurhaus auf die Gegenwarts­kunst erklärt. Auf jeden Fall wurde die gewohnte Seherwartu­ng bewusst ge- stört, in manchen der Installati­onen aber auch bedient.

„Inside Intensity“war jedenfalls eine spannende Ausstellun­g mit vielen Positionen und – vor allem dank Helgueras Artoons – einem kritischen Blick auf so manche Verkopfthe­it von Kunst, die kaum mehr verständli­ch erscheint. Ein schöner Katalog mit guten Texten, allen voran das Statement Kundes zur neuen Ausrichtun­g. Schade nur, dass sich Offermans oder die Fotografin entschiede­n haben, Dzamas feine Zeichnunge­n im Textteil wie Rauminstal­lation zu präsentier­en. Da geht die Zeichnung verloren.

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