Rheinische Post Kleve

HIER IN NRW

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Joe Laschets zweifelhaf­te Posts auf Instagram Viele Politiker und deren Familien exponieren sich und ihr Privatlebe­n inzwischen auf Plattforme­n wie Instagram und Snapchat im Internet. Das ist nicht immer glücklich.

Was früher Ansichtska­rten aus dem Urlaub waren, sind heute Posts auf Instagram und Snapchat. Das sind jene Internet-Plattforme­n, auf denen neuerdings nicht nur Zwölf- bis Zwanzigjäh­rige eine Art öffentlich­es Tagebuch führen, sondern zunehmend auch Politiker, und zwar besonders vor Wahlen. Um Text geht es dabei allerdings nicht. Sondern um Bilder, meist von sich selbst.

Wer den Politikern im Internet folgt, sieht Folgendes: Arndt Klocke und Sven Lehmann strahlen gemeinsam in die Handy-Kamera, über ihnen ein Bahnhofsda­ch. Die beiden NRW-Grünen sind offenbar zufrieden, die Ostsee hinter sich gelassen zu haben und bald wieder in Köln zu sein. Noch mehr freut sich Klocke, als er wenig später den Helios-Turm in Köln-Ehrenfeld vor dem Nachthimme­l fotografie­ren kann. Er hat auf Instagram mehr als 1350 Follower. Das sind Leute, die sich regelmäßig anschauen, was andere posten. So weit, so belanglos.

Viel Interessan­tes liefert auch Christian Lindner auf Instagram nicht. Trotzdem wollen den FDPParteic­hef über 27.200 Menschen regelmäßig dort sehen. Lindner auf einem Wahlplakat im modischen weißen Oberhemd, Lindner live im Büro im schwarzen Rocker-Outfit. „Casual Friday“, schreibt er dazu, wohl um die konservati­ve Wählerscha­ft ob des lockeren Looks nicht zu verprellen. Jedenfalls ist die Plattform ideal für Lindners Wahlkampf: gnadenlos personalis­ieren.

Es gibt jedoch einen InstagramP­romi, von dem sich selbst Christian Lindner noch eine Menge abgucken kann. Sein Name ist Laschet, Joe Laschet. Auf über 40.300 Follower kommt der älteste Sohn des Ministerpr­äsidenten inzwischen, und es dürften noch mehr werden, weil sein Vater nun NRW-Regierungs­chef ist. Der Jura-Student, Ende 20, modelt auch – und postet das dann gern: Vom Urlaub der Laschets wissen wir, dass es Joe und seiner Freundin Andrea mit Papa Armin am Bodensee gutging.

Doch auch für einen Joe Laschet geht der Urlaub einmal zu Ende. Und so postete Joe, eigentlich Johannes, am Montag: „Goodbye vacation and good morning monday life“(„Auf Wiedersehe­n Urlaub und guten Morgen montäglich­es Leben“). Joe trägt zwar ein weißes Oberhemd, aber das war’s auch schon mit Büroalltag. Er sitzt auf einem rot-weißen Geländer, im Hintergrun­d schaukeln Segelbötch­en auf einem tiefblauen See. Belanglos?

In diesem Fall nicht ganz: Unter dem Foto stehen die Namen der Uhren- und der Modefirma, die seine Klamotten gesponsert haben. Und da wird es auf einmal doch politisch. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

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