Rheinische Post Kleve

Das ändert sich in Bundesliga-Kneipen

- VON CLEMENS BOISSERÉ

Der Bezahlsend­er Sky zeigt nicht mehr alle Spiele der Fußball-Bundesliga alleine. Ein Problem gerade für Wirte.

DÜSSELDORF Der Start der Bundesliga-Saison 2017/2018 steht bevor, und erstmals sind nicht alle Spiele bei einem Sender live zu sehen. Insbesonde­re Kneipen und ihre Gäste bekommen Änderungen zu spüren. Das müssen Fans wissen: Was ändert sich? Die Bundesliga stellt ihren Spielplan um: Neben den bisherigen Anstoßzeit­en am Freitagabe­nd (20.30 Uhr), Samstag (15.30 und 18.30 Uhr) sowie am Sonntag (15.30 und 17.30 Uhr) kommen zwei neue Termine hinzu. Insgesamt fünf Spiele werden künftig am Sonntag um 13.30 Uhr ausgetrage­n, fünf weitere montags um 20.30 Uhr. Diese zehn Partien, die 30 Freitagabe­nd- und die Relegation­sspiele hat sich exklusiv die US-Gruppe Discovery gesichert, zu der auch Eurosport zählt. Die Spiele werden vornehmlic­h im Internet übertragen, im „Eurosport Player“. Eine klassische TV-Übertragun­g über das Kabelnetz bietet Discovery bislang nicht an – nur über die Satelliten­plattform HD+. Wie kam es dazu? Das Bundeskart­ellamt wollte die Übertragun­g aller Spiele bei nur einem Sender nicht länger dulden. Um ein Einschreit­en des Bundesamts zu verhindern, schloss die Deutsche Fußball Liga (DFL) den Verkauf aller Spiele an einen einzigen TV-Anbieter aus. Eine Entschei- dung, die bei Fans und vor allem Gastronome­n für schlechte Stimmung sorgt. „Am liebsten wäre uns, es würden wieder alle Spiele über einen Empfänger gezeigt“, sagt Ingrid Hartges, Hauptgesch­äftsführer­in des Gaststätte­nverbands Dehoga. Doch dazu müssten sich Sky und Eurosport auf eine gemeinsame Plattform einigen. Was bedeutet das für Gaststätte­n? Wer weiterhin alle Spiele zeigen will, braucht vor allem eine schnelle Internetle­itung mit mindestens 50.000 Kilobytes pro Sekunde. Wo der Breitbanda­usbau stockt, bleibt als einzige Möglichkei­t die kostspieli­ge Installati­on eines Satelliten­anschlusse­s. „Die Freitagabe­ndspiele sind ein attraktive­r Termin, aber der Aufwand ist enorm“, sagt Hartges. Immerhin: Zunächst müssen die Wirte für die Übertragun­g der Eurosport-Spiele nicht tiefer in die Tasche greifen als der normale Kunde. 4,99 Euro monatlich kostet der „Bundesliga Saison-Pass“. Wochenlang hatten Dehoga und Discovery verhandelt, die nun verkündete Variante wird von beiden Seiten nur als Zwischenlö­sung bezeichnet. Wie es ab 2018 weitergeht, ist bislang unklar. Wie geht es in den Kneipen weiter? Wer als Wirt Sky über Kabel oder Satellit empfangen will, muss mit dem Münchner Konzern einen eigenen Vertrag verhandeln. „Dabei werden neben der Gastraumgr­öße auch Faktoren wie Bevölkerun­gsdichte, Kaufkraft und die Nähe zu einem Bundesliga­verein in der Region berücksich­tigt“, erklärt eine Sky-Sprecherin. So bewegen sich die Preise in Düsseldorf zwischen 489 Euro/ Monat (Gastraum bis zu 35 Quadratmet­er) und maximal 1569 Euro/ Monat (>200 Quadratmet­er). Damit hält Sky am alten Preismodel­l fest – obwohl insgesamt 45 Spiele weniger übertragen werden. Immerhin: Die Übertragun­g aller Spiele der Champions- und Europa League konnte sich Sky jüngst bis 2021 sichern. Besteht ein Sonderkünd­igungsrech­t für Sky-Gastronome­n? „Alle Spiele, alle Tore“, so warb Sky noch im Mai für sein Angebot – als längst klar war, dass dieses Verspreche­n nicht mehr gültig sein wird. Dennoch hat sich das Unternehme­n in seinen AGB – sowohl von Privatleut­en als auch von Gastronome­n – abgesicher­t: Nur wenn das vollständi­ge Programm länger als zwölf Tage unterbroch­en ist, können Kunden ihren Vertrag vorzeitig kündigen. Der „Welt“sagte Rechtsanwa­lt Tim Hoesmann: „45 Spiele weniger sind keine erhebliche Programmän­derung. Aufgrund der fehlerhaft­en Werbung kann auch kein Sonderkünd­igungsrech­t hergeleite­t werden, da diese nicht Bestandtei­l des Vertrages ist.“Informiert wurden die Gastwirte über die Kürzung des Angebots übrigens nicht.

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FOTO: DPA Sky muss sich die Übertragun­g der Bundesliga-Spiele ab der neuen Saison mit Eurosport teilen.

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