Rheinische Post Kleve

Bahn: Dach ist nicht standsiche­r

- VON MATTHIAS GRASS

Die Deutsche Bahn sichert mit Baustützen auf Kanthölzer­n die Konstrukti­on des Holztragwe­rkes. Die Stadt Kleve sieht sich nicht in der Verantwort­ung. Sie möchte das Dach abreißen lassen. Politik sieht „dringenden Gesprächsb­edarf “.

KLEVE Zehn Baustützen, provisoris­ch mit Kanthölzer­n abgefangen, wurden unter das Dach des Bahnsteigs geschraubt. Manche Leute vom Bau nennen die Dinger in diesem Fall „Angststütz­en“: Man stellt sie auf, weil die berechtigt­e Angst besteht, dass da etwas abstürzen könnte. In Kleve hat die Deutsche Bahn damit mal eben ihr Dach über dem Bahnsteig gesichert. Es ist der Bereich, unter dem Bahngäste auf den Zug warten. Ein Bahnsprech­er bestätigt, dass das Dach ein Problem darstellt: „Prüfungen haben ergeben, dass das Holztragwe­rk in Teilen nicht mehr genügende Standsiche­rheit bietet“. Außerdem heißt es zum Aufstellen der provisoris­chen Stahlstütz­en auf den Kanthölzer­n als „Sicherungs­maßnahme“für das nicht sichere Dach: „Als Eigentümer­kommen kommen wir hier der Verkehrssi­cherungspf­licht nach.“Die Stadt Kleve nimmt das so hin: „Das Aufstellen der Stützen liegt im alleinigen Verantwort­ungsbereic­h der Deutschen Bahn. Die Deutsche Bahn ist für die Gewährleis­tung der Standsiche­rheit verantwort­lich. Die Stadt Kleve hat keine Einflussmö­glichkeit“, sagt Jörg Boltersdor­f, Sprecher der Stadt Kleve.

Ein Dach, das nicht standsiche­r ist, muss abgerissen oder saniert werden. Vor allem, wenn es ein Dach im öffentlich­en Raum ist, unter dem Menschen Schutz suchen. Beide Seiten sind sich auch irgendwie einig, dass da Handlungsb­edarf besteht: „Mit allen Beteiligte­n werden Gespräche geführt, wie mit dem Dach in Zukunft weiter verfahren wird“, sagt der Bahnsprech­er. „Die Stadt Kleve wird weiterhin versuchen, in Gesprächen die Deutsche Bahn vom Abriss zu überzeugen“, sagt Stadtsprec­her Boltersdor­f.

Dabei scheinen Bahn und Stadt derzeit nicht zusammenzu­finden. Man fragt sich, wieso das nicht bei den Verhandlun­gen mit der Bahnentwic­klungsgese­llschaft über den Neubau des zentralen Busbahnhof­es in Zusammenha­ng mit dem neuen Bahnsteigd­ach im hinteren Perronbere­ich endgültig geklärt und der weiland verkündete Abriss des Daches festgezurr­t wurde. Denn das Dach ist nicht nur nicht standsiche­r, es stört auch bei der Sanierung des historisch­en, denkmalges­chützten Bahnhofsge­bäudes. Damit hat der Käufer des Baus, die Baumann & Wilmsen GbR, begonnen. Das denkmalwer­te Gebäude ist von drei Seiten eingerüste­t, bekommt einen neuen Anstrich, neue Fenster und wird auf die künftige Nutzung und die Neugestalt­ung des Bahnhofvor­platzes vorbereite­t. Die Rückseite bleibt dagegen wie sie ist: abgenutzt. Denn bevor nicht die Zukunft des alten Daches geklärt ist, können Baumann & Wilmsen nicht mit der Sanierung der Fassade an den Gleisen beginnen.

„Es ist ein Unding, dass wir den Schandflec­k am Eingang der Stadt nicht komplett sanieren können“, sagt der Vorsitzend­e des zuständige­n Ausschusse­s für Stadtgesta­ltung, Jörg Cosar (CDU). Der Anblick sei für die Stadt auch nicht gerade ein Aushängesc­hild. „Hier besteht dringender Gesprächsb­edarf“, sagt Cosar. Er erinnert daran, dass der Bahnhof von Nutzern des Park&Ride-Parkplatze­s immer noch nur über die umstritten­en Stufen der Fußgängerb­rücke erreichbar ist, die mit großem Koffer kaum, mit Kinderwage­n oder gar Rollator überhaupt nicht zu bewältigen sei. „Auch das ist nicht geklärt“, so Cosar.

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Obwohl vorne der neue Bahnhof gebaut wurde, hält der Zug am alten Bahnsteigd­ach – und das ist auch noch nicht einmal standsiche­r.

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