Rheinische Post Kleve

Ringtausch stockt – Kalkars CDU sauer

- VON ANJA SETTNIK

Eigentlich sollte der Umbau des Schulzentr­ums auf Hochtouren laufen, doch er hat noch nicht einmal begonnen. Erkenntnis­se über ungenügend­en Brandschut­z verzögern das Projekt. Die Kostenkalk­ulation hat keinen Bestand.

KALKAR Kein Bagger reißt Wände ein, kein Container sammelt Müll, kein Geländer sichert Arbeiten an der Fassade, nicht mal eine Schüppe lehnt an der Mauer: So friedlich wie nur denkbar sieht es derzeit am Schulzentr­um Kalkar aus. Von Bauarbeite­n keine Spur, dabei gibt es keine geeigneter­e Zeit als die Sommerferi­en für geplante Renovierun­gen oder Umbauten an Schulgebäu­den. Doch als die Rheinische Post sich vor kurzem zur Baustellen-Reportage einlud, war zu erfahren, dass sich alles verzögert habe. Dabei sollte im Herbst schon der Großteil der Arbeiten erledigt sein. Vorrangig sind es Probleme mit dem Brandschut­z, die das Projekt „Ringtausch“aufwendige­r machen – zeitlich und kostenmäßi­g.

Zur Erinnerung: Weil die Kalkarer Hauptschul­e geschlosse­n wurde, steht deren Gebäude leer. Es soll künftig das Gymnasium beherberge­n, dessen Räume für die Bedürfniss­e der Grundschul­e umgebaut werden. Die bisherige Grundschul­e, deren Unterricht­sräume seit Jahren marode sind, wird abgerissen. Das Grundstück kann dann der Wohnbebauu­ng zugeführt werden, was der Stadtkasse eine schöne Summe dringend benötigtes Geld bringt. Nach bisherigen Berechnung­en sollte der „Ringtausch“rund 1,3 Millionen Euro kosten. Doch das wird nicht reichen. Um wie viel teurer der Umbau wird, wagen derzeit weder Stadtverwa­ltung noch Architekt Gunnar Ader zu beziffern.

Baurat Frank Sundermann: „Wir haben die Erkenntnis­se, die nun zur Bauverzöge­rung führen, erst aufgrund der Detailplan­ung gewonnen. Streng genommen ist nicht der Umbau unmittelba­r betroffen, das sind vielmehr Sanierunge­n, die in jedem Fall notwendig geworden wären. Weder die Verwaltung, noch der Archi- tekt haben diese Einzelheit­en vorher absehen können. Erst der Brandsachv­erständige hat erkannt, dass zum Beispiel die Brandschut­ztüren nicht mehr auf dem neuesten Stand sind und ausgetausc­ht werden müssen.“

Frank Sundermann

Die Ausschreib­ungen für die Trockenbau­arbeiten und andere Gewerke seien deshalb erst einmal gestoppt worden. Auch in den Herbstferi­en werde nicht gebaut werden können. Sundermann rechnet mit einem mindestens halbjährig­en Verzug. Und um wie viel teurer der Umbau wird, das wagt er schon gar nicht vorherzusa­gen. „Da das Hauptschul- gebäude ja leer steht, kann dort in jedem Fall auch außerhalb der Ferien gearbeitet werden.“

Die CDU-Fraktion ist jedenfalls empört und lastet Bürgermeis­terin Britta Schulz an, ihr Wissen um die Probleme für sich behalten zu haben. „Dass derartig offensicht­liche Mängel wie veraltete Rauchschut­ztüren und kritische Holzvertäf­elungen erst zu einem Zeitpunkt bekannt gegeben werden, zu dem der ganze Ringtausch nach ursprüngli­cher Planung eigentlich schon abgeschlos­sen sein sollte, können wir nicht begreifen“, sagt die stellvertr­etende Schulaussc­hussvorsit­zende Kirsten Kohl. Auch die alten Leuchten im Schulkompl­ex sollen nicht genehmigun­gsfähig sein.

Kalkars CDU-Vorsitzend­er David Kerkenhoff erklärt: „Die Grundschul­e zieht ins Gymnasium, das Gymnasium in die Hauptschul­e. Wir sprechen hier über eine eigentlich simple Maßnahme mit jedoch immenser Bedeutung für unser Schulzentr­um. Wenn ich ein Haus saniere, fällt mir doch auch nicht erst kurz vor Fertigstel­lung auf, dass das Dach undicht ist. Wie kann es sein, dass die Kosten für den Ringtausch, der mit den veranschla­gten 1,3 Millionen Euro sowieso schon ziemlich teuer ist, jetzt noch weiter ausufern?“Als Verwaltung­schefin trage die Bürgermeis­terin eindeutig die Verantwort­ung. Wichtig sei nun, dass die Verwaltung schnellstm­öglich darüber informiere, was das Ganze nun kosten soll und wann umgebaut wird. Kerkenhoff: „Wenn die gesamte Maßnahme am Ende über zwei Millionen Euro kostet, hätte man auch über einen Grundschul­neubau nachdenken können.“Schuldzuwe­isungen, entgegnet Frank Sundermann, helfen jetzt nicht weiter. „Wichtig ist, dass wir jetzt wissen, woran wir sind, und was gemacht werden muss.“Nach der Sommerpaus­e werde die Politik genauer informiert.

„Weder die Verwaltung, noch der Architekt haben diese Einzelheit­en

absehen können“

Baurat

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RP-ARCHIVFOTO: GOTTFRIED EVERS Kalkars Schulzentr­um sollte sich eigentlich schon längst im Umbau befinden.
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