Rheinische Post Kleve

Wer kann die Bayern stoppen?

- VON ROBERT PETERS

Die Bundesliga geht in ihre 55. Saison. Es gibt ein paar neue Anstoßterm­ine, die Schiedsric­hter haben einen Videoassis­tenten, und Bibiana Steinhaus ist die erste Unparteiis­che der Geschichte.

DÜSSELDORF Drei Monate Sommerpaus­e sind vergangen, ohne dass es irgendjema­nd gemerkt hat. ConfedCup, Audi-Cup, Telekom-Cup und das große Transferth­eater im Wettbewerb um die besten Spieler haben die Wartezeit brillant verkürzt. Freitag startet die Bundesliga in ihre 55. Spielzeit. Einiges ist wie immer, zum Beispiel die Frage: Wer stoppt eigentlich die Bayern? Anderes ist neu. Es gibt ein paar Montagsspi­ele, neue Anstoßzeit­en am Sonntag, den Videoassis­tenten und ( kaum zu glauben) die erste Schiedsric­hterin in der Männergese­llschaft erste Liga. Die wesentlich­en Themen: Bibiana Steinhaus. Künftig müssen sich die Herren Fußballsta­rs nicht nur im Pokal von einer Schiedsric­hterin die Regeln erklären lassen. „Ich habe mir Akzeptanz und und Respekt erarbeitet“, sagt Bibiana Steinhaus (38), „jetzt ist der optimale Zeitpunkt.“Seit zehn Jahren pfeift sie Profispiel­e, in diesem Sommer ist sie aus der zweiten Liga aufgestieg­en. Ob ihr Bayern Münchens erklärte Frohnatur Franck Ribéry auch in der Bundesliga die Schnürsenk­el lösen wird wie am Wochenende im Pokal, ist nicht zu erwarten. Hoffentlic­h nicht. Der Favorit. Es kann nur einen geben, so wie jedes Jahr. Bayern München hat sich zwar eine ziemlich gruselige Vorbereitu­ngsserie in Asien geleistet. Doch die Konkurrent­en hoffen mal wieder vergeblich darauf, dass die Münchner ernsthaft in einer dauerhafte­n Krise versinken. Die Mannschaft ist zu stark. Selbst wenn sich Trainer Carlo Ancelotti weiterhin taktischen Neuerungen verschließ­t, kann er auf die vielgerühm­te individuel­le Klasse seiner Spieler vertrauen. National ist den Münchnern kein Team gewachsen. Die Verfolger. Borussia Dortmund kann die Bayern ärgern – aber nur, wenn Pierre-Emerick Aubameyang und Ousmane Dembélé an Bord bleiben. Danach sieht es allerdings nicht aus. Zumindest einer der Angreifer wird den BVB verlassen. RB Leipzig machte vergangene Saison durch die fröhliche Hetzjagd auf die gegnerisch­en Spieler Eindruck, im Trainerspr­ech: durch Pressing und Gegenpress­ing. Die Gegner lassen sich davon zunehmend weniger irritieren. Und weil Leipzig in der Champions League viel Kraft lassen wird, kann es das Spiel nicht über die gesamte Saison durchziehe­n. Die Aufsteiger. Hannover und Stuttgart sind im Vergleich zu den Absteigern Ingolstadt und Darmstadt große Klubs. Sie kehren mit entspreche­nden Ansprüchen auf die große Bühne zurück. Noch vollbringe­n sie ihre bemerkensw­ertesten Taten freilich im Funktionär­sbereich. Hannovers Präsident Martin Kind will am liebsten Alleinbesi­tzer des Klubs werden, und er verweigert potenziell­en Gegnern die Mitgliedsc­haft im Verein. Der VfB Stuttgart trennte sich ein paar Tage vor dem Saisonstar­t vom Sportvorst­and Jan Schindelme­iser und holte Michael Reschke aus München. Die Europa-Kandidaten. Neben Dortmund und Leipzig halten sich gleich sieben Klubs für stark genug, 2018 in den europäisch­en Wettbewerb­en auftreten zu dürfen. Hoffenheim, der 1. FC Köln und Hertha BSC üben es schon diese Saison. Schalke, Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengla­dbach und der VfL Wolfsburg wollen unbedingt wieder mitmachen. Im besten Fall werden es vier von ihnen schaffen. „Die Saison wird ganz eng“, ist deshalb der Satz der Vorbereitu­ng. Gesagt haben ihn der Kölner Manager Jörg Schmadtke, sein Gladbacher Amtsbruder Max Eberl und alle Kollegen. Die Abstiegska­ndidaten. Der SC Freiburg hat sich glückliche­rweise bereits in der Qualifikat­ion aus der Europa League verabschie­det. Als die Breisgauer zuletzt mal länger internatio­nal mitspielte­n, stand am Ende der Abstieg. „Auch diesmal wird es schwer“, sagt Trainer Christian Streich. Aber das sagt er jedes Jahr mit verzweifel­tem Blick. Ernste Sorgen müssen sich Augsburg und Mainz 05 machen. Und was aus dem Hamburger SV wird, weiß der nicht mal selbst. Eine überzeugen­de Rückrunde mit der siebtbeste­n Bilanz hat jedenfalls den klassische­n Fehlstart mit einer Pokalniede­rlage nicht verhindert. Das 1:3 beim Drittligis­ten VfL Osnabrück wirkt bestimmt als Stimmungsk­iller. Neue Anstoßterm­ine. Die Vermarkter bei der Deutschen Fußball Liga haben in den Fernsehver­trägen die Rekordsumm­e von 4,6 Milliarden für die nächsten vier Jahre ausgehande­lt und sich dafür ein paar neue Termine eingehande­lt. Je fünf Spiele werden am Sonntag um 13.30 Uhr und am Montag um 20.30 Uhr ausgetrage­n. Das Sonntagabe­ndspiel wird um 18 Uhr angepfiffe­n. Der Videoassis­tent. In einem Keller in Köln-Deutz sitzen ab dieser Saison zusätzlich­e Helfer für die Schiedsric­hter. Sie werden auf dem Bildschirm wichtige Szenen noch einmal anschauen und das Gespann der Unparteiis­chen auf dem Platz bei der Entscheidu­ngsfindung unterstütz­en. Traditiona­listen müssen allerdings keine Angst haben. Die Diskussion­en um falsche Entscheidu­ngen, die zuverlässi­g die Nachbereit­ung der Spiele begleiten, werden nicht enden. Fehler wird es weiter geben. Zum Glück.

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FOTO: DPA So war es im April: Die Leverkusen­er Tin Jedvaj und Charles Aránguiz nehmen den Münchner Arturo Vidal in Doppeldeck­ung, Ömer Toprak staunt.

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