Rheinische Post Kleve

Düsseldorf darf nicht Provinzair­port werden

- VON REINHARD KOWALEWSKY VON KIRSTEN BIALDIGA VON FRANK HERRMANN TRUMP: NICHT ALLE DIESE LEUTE . . ., SEITE A 5

Der irische Billigflie­ger Ryanair hat nicht völlig unrecht mit seiner Kritik daran, wie die Politik sich in die Krise bei Air Berlin einmischt: Ja, es stimmt, dass der Bund und die NRW-Landesregi­erung erreichen wollen, dass Lufthansa große Teile von Air Berlin schluckt. Das würde Tausende Jobs sichern, und es würde die Branche stabilisie­ren. Nachteil ist aber aus Sicht der Kunden, dass Europas günstigste Airline Ryanair erst einmal keine Startrecht­e in Düsseldorf erhält.

Nun muss die Politik Forderunge­n an Lufthansa stellen. Wenn der Marktführe­r in der NRW-Hauptstadt schon große Teile der Flugrechte seines hiesigen Hauptkonku­rrenten übernehmen darf, sollte er diese nutzen, um attraktive Strecken anzubieten.

Lufthansa und Eurowings müssen sich also dazu bekennen, eine Reihe der Langstreck­enverbindu­ngen von Air Berlin wie nach Miami, San Francisco oder Boston wirklich lange Zeit fortzuführ­en. Würde Lufthansa dagegen die Slots in Düsseldorf fast nur nutzen, um europäisch­e Strecken und Zubringerf­lüge zu den zwei globalen Drehkreuze­n in Frankfurt und München anzubieten, wäre dies ein Problem: Düsseldorf würde als Ergebnis des Abstieges von Air Berlin fast zum Provinzair­port degradiert. BERICHT KONKURRENZ STÜRZT SICH . . ., TITELSEITE

KAllein gelassen

aum ein Konzern ist so eng mit der deutschen Geschichte verknüpft wie Thyssenkru­pp. Im Guten wie im Schlechten. Der Aufstieg Deutschlan­ds zur Industrien­ation wäre ohne den 206 Jahre alten Stahlherst­eller nicht möglich gewesen. Aber auch die Beteiligun­g an den beiden Weltkriege­n gehört zum historisch­en Vermächtni­s des Konzerns aus Essen.

Ein politische­r Konzern ist Thyssenkru­pp auch heute noch, allein wegen seiner U-Boote. Um nichts weniger als die Zukunft dieses Konzerns mit 156.000 Beschäftig­ten geht es in diesen Tagen. Gibt Thyssenkru­pp die Stahlspart­e in die Hände des britisch-indischen Tata-Konzerns? Spaltet es die Stahlspart­e ab, um Teile davon an die Börse zu bringen? Was bedeutet all dies für die Standorte im Land?

Noch ist die Krupp-Stiftung die Haupteigne­rin des Konzerns. Dass im Kuratorium zurzeit der Ministerpr­äsident keine Stimme hat, zeigt, wie lose die Verbindung zwischen Stiftung und Land inzwischen ist. Das ist keine gute Nachricht, vor allem nicht für die Beschäftig­ten. BERICHT NRW IN KRUPP-STIFTUNG OHNE STIMME, TITELSEITE

Trumps Musik

Warum? Wieso bringt es der amerikanis­che Präsident nicht fertig, klar auf Distanz zum rechten Sumpf zu gehen? Am Montag hat er es ausnahmswe­ise getan, auf Anraten weitsichti­gerer Berater, die ihn zu staatsmänn­ischen Worten drängten. Tags darauf war er wieder der alte Trump, der Demagoge, der nichts dabei findet, mit ultrarecht­en Gedanken zu flirten. „Make America Great Again“: In den Ohren Richard Spencers, des Neonazis an der Spitze der Alt-Right-Bewegung, klingt seine Wahlkampfp­arole, als ginge es darum, das alte, das weiße Amerika wieder groß zu machen. Das nostalgisc­h verklärte Amerika zurückzuho­len.

Trump hat dem nie widersproc­hen, es war ja tatsächlic­h auch seine Musik. Mit latent fremdenfei­ndlicher Polemik bewegte sich der Kandidat Trump nicht selten im gedanklich­en Korridor von Leuten wie Spencer. Und den Präsidente­n Trump stört es offenbar nicht, dass die zersplitte­rte US-Rechte durch seinen Wahlsieg Aufwind spürt und ganz versessen ist auf Machtdemon­strationen. Ein Problem scheint er darin nicht zu sehen, das ist das Problem. BERICHT

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