Brüssel ist vorbei, jetzt ruft der Kreis
die der Kandidat in den vergangenen Monaten absolviert hat. Als DiplomVolkswirt und Politikwissenschaftler hat der 38-Jährige, der sich auch beruflich stark mit Themen des Mittelstands beschäftigte, seine Visitenkarte schon bei vielen Unternehmern abgegeben. Mittelstand und Mittelschicht zu stärken ist nach eigener Aussage eines seiner Hauptanliegen.
Das hatte der Gocher auch schon in seiner Bewerbungsrede bei der Aufstellungsversammlung im Juni 2016 klar gemacht. Fast 700 CDUMitglieder waren damals in die Kalkarer Messehalle gekommen, um ihn oder einen der Mitbewerber zu wählen. Das Votum fiel damals recht knapp für den jungen Mann aus, seitdem habe er aber die volle Unterstützung der Parteifreunde. Was ihn motiviert, in die große Politik einsteigen zu wollen? „Die Sorge vor Rechtspopulisten, das Miterleben des Terroranschlags in Brüssel, die Erkenntnis, dass eben nicht egal ist, wer regiert.“Da müsse man nur Richtung USA schauen. Auch die abzusehenden Folgen des Brexit fordern in seinen Augen ein persönliches Engagement.
Als Abgeordneter möchte sich Rouenhoff dem Haus- und Fachärztemangel widmen und setzt dabei auf Unterstützung durch die Kassenärztliche Vereinigung. Der Mittelstand soll Rahmenbedingungen vorfinden, die ihm faire Entwicklungschancen geben. Der Glasfaser-Ausbau müsse energisch vorangetrieben werden, um den ländlichen Raum zu fördern – der bäuerliche Betrieb sei von schnellem Internet ebenso abhängig wie die Architekturfirma oder das Großunternehmen.
Mit Kanzlerin Angela Merkel eine „verlässliche Person und einen Garant für Stabilität“zu haben, gebe ihm ein gutes Gefühl. Besuche von Generalsekretär Tauber, FinanzStaatssekretär Jens Spahn, Staatssekretär Günther Krings und Gesundheitsminister Hermann Gröhe sollen den Wahlkampf der CDU im Kreis Kleve beleben.
Einer, der von den Bürgern nach Berlin geschickt werden möchte, muss seine Hausaufgaben insbesondere in der Heimat machen. Nur wer weiß, was die Themen in Geldern, Uedem oder Kleve sind, scheint den Menschen hierzulande ein nützlicher Botschafter in der Bundeshauptstadt. Da hat es der 38-Jährige, der jahrelang weit weg vom Niederrhein lebte, nicht leicht. Er muss jetzt in kürzester Zeit nachholen, was Barbara Hendricks seit Jahrzehnten vorführt: vor Ort sein, sich auskennen.
Die berufliche Entwicklung des Gochers kann sich fraglos sehen lassen. Doch der gute Klang der Position „Handelsattaché“hilft nun kaum mehr. Seine Kenntnisse und Erfahrungen kann Rouenhoff sicher einbringen, wenn er erst einmal das Mandat sicher hat. Aber bis dahin heißt es Klinken putzen, in unzähli- gen Begegnungen Menschen von sich überzeugen und möglichst keine Gruppierung vor den Kopf stoßen.
Mit 38 Jahren ist der Gocher jung genug, um den richtigen Ton zu treffen, wenn es darum geht, die Gestalter von morgen anzusprechen. Dazu wird er nicht nur moderne Medien nutzen, sondern – unterstützt von denLandtagsabgeordnetenundden Akteuren vor Ort – überall mitmischen müssen, wo Wähler ansprechbar sind. So lange der Zuspruch zu Kanzlerin Merkel groß bleibt wird Rouenhoff auch bei den Erststimmen profitieren. Aber er muss um jedes Kreuzchen kämpfen, entschieden ist über seine Zukunft noch nicht. Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie unserer Autorin: anja.settnik@rheinische-post.de