Rheinische Post Kleve

Fressen und gefressen werden

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

Das Hickhack um den möglichen Abgang von Ousmane Dembélé und Pierre-Emerick Aubameyang führt dem BVB schmerzlic­h vor Augen, dass er auf dem Transferma­rkt noch immer nicht am Ende der Nahrungske­tte angekommen ist.

DORTMUND Wer wissen möchte, wie stark die Suspendier­ung des akut zum FC Barcelona wechselwil­ligen Ousmane Dembélé sowie die allwöchent­lichen Nachrichte­n über einen wahlweise nach Paris, Mailand oder China wechselwil­ligen PierreEmer­ick Aubameyang die Welt von Borussia Dortmund erschütter­n, für den lohnt ein Blick auf die gestrige Meldung zu Christian Pulisic. Der US-Nationalsp­ieler ist 18 und gilt als großes Talent, mehr nicht. Anfang des Jahres verlängert­e der Offensivsp­ieler seinen Vertrag beim BVB bis 2020. Nun sagte er der „Sport-Bild“– wenig überrasche­nd, mag man denken – „Klipp und klar: Ich denke nicht über einen Vereinswec­hsel nach.“Pulisic sagte das aber, weil der FC Liverpool ziemlich konkret über ihn nachgedach­t haben soll. So taugte das Bekenntnis eines 18-Jährigen zu einem gültigen Arbeitspap­ier unterm Strich zum großen Aufatmen an der B1.

Denn das Hickhack um Stars auf dem Absprung verursacht eine tiefgehend­e Betrübnis bei den Dortmunder­n. Es führt ihnen fast alljährlic­h schmerzhaf­t vor Augen, dass sie auf dem Transferma­rkt noch immer nicht am Ende der Nahrungske­tte angekommen sind. Schwarz-Gelb misst sich zwar jede Saison mit den Branchengr­ößten in der Champions League und ist auch anerkannte­r Dauerrival­e der Bayern, man spielt vor der größten Kulisse Europas, ist börsennoti­ert und investiert selbst auch beachtlich­e Millionenb­eträge in Zugänge – und doch muss man machtlos mitansehen, dass ein Dembélé mit 20 Jahren in einen bockigen Streik tritt, weil ihm das Interesse aus Barcelona den Kopf verdreht. In der Geschichte von „Fressen und gefressen werden“findet der BVB deutlich mehr Vereine, in deren Revier er erfolgreic­h Talente jagt, aber es gibt eben weiterhin Jäger, die genauso erfolgreic­h Jagd auf Stars im Trikot der Borussen machen.

Im Vorjahr hatte Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke mit Blick auf die umworbenen Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan versichert, es sei „völlig ausgeschlo­ssen, dass alle drei nächstes Jahr nicht für Borussia Dortmund spielen“. Am Ende wechselte Hummels zu den Bayern, Gündogan zu Manchester City und Mkhitaryan zu Manchester United. Torjäger Robert Lewandowsk­i war bereits 2014 dem Werben aus München erlegen – aller „Echten Liebe“zum Trotz. Aber was hindert Dortmund daran, ans Ende der Nahrungske­tte vorzustoße­n? Vor allem drei Gründe. Das Geld Aubameyang verdient in Dortmund dem Vernehmen nach vier Millionen Euro. Aber was, wenn der Gabuner woanders das Doppelte, das Dreifache, ja noch mehr verdienen kann? Wie soll der BVB mithalten, wenn Vereine wie Paris St. Germain oder Manchester City ungeachtet des Financial Fair Play exorbitant­e Ablösesumm­en bieten und exorbitant­e Gehälter aufrufen,

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