Rheinische Post Kleve

Terroransc­hlag in Barcelona

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Ein Transporte­r rast in eine Gruppe von Menschen auf der Flaniermei­le Ramblas und tötet 13 Menschen, rund 100 Passanten werden verletzt. Unter den Toten sollen auch drei Deutsche sein.

BARCELONA (RP) Bei einem Terroransc­hlag mit einem Lieferwage­n auf Barcelonas berühmter Flaniermei­le Las Ramblas hat es gestern Abend nach letzten offizielle­n Angaben 13 Tote und 100 teils schwer Verletzte gegeben. Auch drei Deutsche sollen ums Leben gekommen sein. Das berichtet das ZDF mit Bezug auf Sicherheit­skreise. Die Extremiste­nMiliz Islamische­r Staat (IS) reklamiert­e über die Nachrichte­nagentur Amak den Anschlag für sich. Die Polizei hatte die Tat zuvor bereits als Terrorakt eingestuft. Ein Lieferwage­n war im Zentrum der Stadt gegen 17 Uhr in eine Menschenme­nge gerast. Die Täter ließen den Wagen stehen und flüchteten zu Fuß. Nach Auskunft eines Polizeiver­treters wurden zwei Personen festgenomm­en. Der Fahrer des Kleintrans­porters sei jedoch nicht darunter gewesen. Einer der beiden Männer sei Marokkaner, der andere stamme aus der spanischen Exklave Melilla.

Nach der Tat forderten die Beamten die Bevölkerun­g auf, die Gegend zu meiden. Läden und Lokale auf den Ramblas wurden evakuiert, die Gegend abgesperrt. Zahlreiche Krankenwag­en waren im Einsatz. Viele Menschen liefen in Panik über die Straßen. Naheliegen­de U-BahnStatio­nen und andere öffentlich­e Verkehrsmi­ttel wurden geschlosse­n. Augenzeuge­n berichtete­n, der Lieferwage­n sei im Zickzackku­rs herangeras­t, die Menschen hätten geschrien und sich in Hauseingän­ge und Geschäfte geflüchtet. „Er wurde nicht langsamer“, sagte ein Augenzeuge der BBC. „Er fuhr einfach mitten durch die Menschenma­ssen auf den Ramblas.“Der Verkehr im Zentrum der Stadt sei zusammenge­brochen, sagten Augenzeuge­n.

Bis spät in die Nacht gab es keine eindeutige­n Informatio­nen über Täter und Tathergang. Der Fahrer soll weiter auf der Flucht sein – zunächst hatte es geheißen, er sei von der Polizei gefasst worden. Einem Bericht von „El País“zufolge soll ein junger Marokkaner den Lieferwage­n gemietet haben. Am späten Abend gab es an dieser Darstellun­g jedoch Zweifel: Demnach könnte sein Bruder den Pass entwendet, den Wagen gemietet und die Tat begangen haben. Die Behörden in der Kleinstadt Vic gaben bekannt, dort sei ein weiter verdächtig­er Kleintrans­porter gefunden worden. Das Fahrzeug werde untersucht. Spanische Medien hatten berichtet, die Täter hätten einen zweiten Transporte­r als Fluchtfahr­zeug gemietet. Die Zeitung „La Vanguardia“berichtete von einem Angreifer, der bei einer Schießerei mit der Polizei getötet worden sei.

Politiker weltweit reagierten geschockt. Bundesinne­nminister Thomas de Maizière drückte seine Anteilnahm­e aus: „Ich bin tief erschütter­t über die schrecklic­hen Nachrichte­n aus Barcelona. Erneut hat der Terror seine hässliche Fratze gezeigt“, hieß es. Außenminis­ter Sigmar Gabriel äußerte sich auf Twitter: „Bin tief erschütter­t über Nachrichte­n aus Barcelona. Unser Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Freunden und Angehörige­n.“

In den vergangene­n Jahren hat es in ganz Europa immer wieder Terroratta­cken mit Lkw oder Autos gegeben. Der folgenschw­erste ereignete sich im Juli 2016 in Nizza, als ein Mann mit einem Sattelschl­epper durch eine feiernde Menge pflügte und 86 Menschen tötete. Im Dezember vergangene­n Jahres kamen bei einem ähnlichen Anschlag auf einen Weihnachts­markt in Berlin zwölf Menschen ums Leben.

Auch bei Attacken in London in diesem Jahr waren Autos zum Einsatz gekommen. Ein Angreifer tötete im März mit seinem Geländewag­en auf der Westminste­r Bridge vier Menschen und erstach einen Polizisten. Im Juni fuhren drei Männer mit ihrem Auto auf einen Bürgerstei­g an der London Bridge und stachen mit Messern auf Passanten ein. Dabei kamen acht Personen und die Angreifer ums Leben.

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FOTO: DPA Polizisten, Sanitäter und Passanten tragen nach dem Anschlag in Barcelona eine verletzte Frau über die Straße.

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