Rheinische Post Kleve

Schulze Föcking: Regional ist das neue Bio

- VON MATTHIAS GRASS

Die neue NRW-Landwirtsc­haftsminis­terin hat den rheinische­n Bauernmark­t auf Haus Riswick besucht. Dort sprach sie mit den Landwirten aus dem Kreis Kleve, die ihre Produkte von Käse bis Steaks, von Äpfeln bis Kartoffeln anbieten.

KLEVE Bernd Verhoeven ist BiolandLan­dwirt in Kevelaer. 300 Ziegen, 40 Kühe und 20 Schweine tummeln sich auf seinem Hof. Kühe und Schweine haben bei ihm „Ausgang“vom Stall, können sich frei bewegen. „Wir haben insgesamt 20.000 Tiere - mit den Bienenvölk­ern“, sagt Verhoeven, als NRW-Landwirtsc­haftsminis­terin Christina Schulze Föcking (CDU) ihn fragt. Verhoeven steht in seinem Verkaufswa­gen auf dem Bauernmark­t von Haus Riswick, den die Ministerin gestern besuchte, begleitet von Kreislandw­irt Josef Peters, CDU-Landtagsab­geordneter Günther Bergmann, CDUBundest­agskandida­t Stefan Rouenhoff und Riswick-Direktor Franz-Josef Stork, geführt von Landwirtin Marianne Bienen.

Vor sich in der Auslage hat der Landwirt Schweinepf­oten, Steaks, Bratwurst. Schulze Föcking fragt nach dem Absatz der Schweinepf­oten, die, so Verhoeven, vor allem ältere Menschen kaufen. Wie er überhaupt auf den Bauernmärk­ten die jüngere Generation vermisse. Probleme, seine hochpreisi­gen Waren an den Mann und die Frau zu bekommen, hat er nicht. „Ich sag immer: Eine Bratwurst auf der Kirmes kostet drei Euro. Meine zwei, und das ohne E-s und all die anderen Zusatzstof­fe. Lediglich Natursalz und Biopfeffer sind in der Wurst“, sagt er. Sein Wunsch an die Ministerin: Das Verbrauche­rverhalten ändern, den Menschen die Qualität ihrer Nahrungsmi­ttel vor Augen führen, den Respekt vor der Natur.

Schulze Föckings Antwort später ist ein „Jein“. Einerseits sagt die Ministerin bestimmt: „Regional ist das neue Bio“. Man müsse den Menschen die Landwirtsc­haft näherbring­en, zeigen, wo das gesunde Es- sen herkommt, das Bewusstsei­n für eine stärkere Wertschätz­ung für Nahrungsmi­ttel schärfen. „Das soll in der Schule beginnen. Für uns gehört die Landwirtsc­haft zum neuen Fach Wirtschaft dazu“, sagt sie. Anderersei­ts: „Das kann nicht für alle Landwirte der Weg sein: Schweinefü­ße werden in der Region kaum noch verkauft – wir müssten sie entsorgen. Aber es werden schon viel zu viel gute Nahrungsmi­ttel weggeworfe­n. In China gelten Schweinefü­ße als Delikatess­e – man muss sie auch exportiere­n dürfen“, sagt sie. Es müsse Landwirte geben, die sich auf die regionale Vermarktun­g ab Hofladen und die Bauernmärk­te konzentrie­ren, ebenso, wie die, die sich am freien Markt behaupten. Es soll auch gute Lebensmitt­el für die Menschen geben, die jeden Pfennig umdrehen müssen. Aber: „Es kann nicht sein, dass ein Liter Mineralwas­ser teurer ist als ein Liter Milch“, sagt sie. Grundsätzl­ich gelte, ein Bewusstsei­n für gute Nahrung zu schaffen, sagt die 40-jährige Diplom-Landwirtin, deren Mann einen Schweinema­stbetrieb im Münsterlan­d betreibt. Gegen diesen Betrieb hatte es Vorwürfe wegen Tierquäler­ei gegeben, die die Ministerin in die Schlagzeil­en brachte. Laut Staatsanwa­ltschaft gibt es aber keine Anhaltspun­kte, dass Schulze Föcking gegen das Tierschutz­gesetz verstoßen habe.

Entspreche­nd wurde Schulze Föcking auf dem Markt herzlich begrüßt. Lea Schrievers bot die wunderbare­n Bruschetta­s ihrer Mutter Ute an: Tomaten und Zwiebeln mit Knoblauch auf frisch gebackenem Brot. „Köstlich“, lobte Schulze Föcking das Produkt aus heimischer Produktion. Zuvor hatte sie bei Heinrich Westerhoff aus Schneppenb­aum Station gemacht, der auf zehn Hektar seines Hofes Kartoffeln anbaut. Anabell, die die Gloria ersetzte, Rote Laura und Schmörkes lagen auf seinem Verkaufsti­sch auf dem Markt. Sie nahm aber auch die Sorge von Vivien Krings mit, die als Obstbäueri­n besonders unter den Widrigkeit­en des Wetters leidet, aber keine Versicheru­ng für solche Ausfälle abschließe­n könne. „Wir werden dieses Problem diskutiere­n“, versprach Schulze Föcking.

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Lea Schrievers (links) bot der Ministerin zur Begrüßung erst einmal die Bruschetta­s ihrer Mutter an.

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