Rheinische Post Kleve

Orte, die gut tun

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Es klingt verrückt. Ich parke gerne auf dem Parkplatz an der Mühlenstra­ße in Goch. Im Tertiarinn­enkloster war früher das Entbindung­szimmer. Dort habe ich das Licht der Welt erblickt. Auf dem Freigeländ­e stand die Krankenhau­skapelle. In ihr bin ich getauft worden. Wenn ich an der St. GeorgSchul­e vorbeifahr­e, erinnere ich mich an meine Volkschulz­eit und bete für die Kinder und Unterricht­enden dort. Wenn ich nach Münster komme, muss ich unbedingt in den Dom, denn dort bin ich zum Priester geweiht worden. Es gibt noch so manche Orte, die ich gerne aufsuche, weil sie wichtig für mein Leben waren und sind. Die Erinnerung­en bei solchen Besuchen geben mir neuen Elan. Es gibt auch geistige Orte, die ich gerne aufsuche, weil sie mir guttun: Die Bibel, die Feier der Gottesdien­ste, bestimmte Bücher und Gedichte; auch die Musik ist ein kraftgelad­ener Ort. Und es gibt Menschen, deren Nähe Orte der Stärkung für mich sind. Gerne schaue ich in den sternklare­n Abendhimme­l, oder sitze auf der Düne am Strand, schaue auf das Meer und lausche dem Wellenschl­ag der Brandung. Auf einer Brücke, die über Gleisen führt, kann ich lange verweilen, meinen Gedanken und meiner Sehnsucht nachhängen. In den Urlaubs- und Ferientage­n gibt es Freiraum, Orte aufzusuche­n, die guttun. Sie können heilsam sein für das Gemüt, das im Alltag so viel aushalten muss und wundgesche­uert wird. Manche Orte helfen, sich selbst zu finden und den eigenen Platz im Leben. Manche Orte lassen mich erahnen, dass ich einen Platz in Gottes Nähe habe, der mich geschützt und froh leben lässt. MICHAEL TERHOEVEN, PFARRER IN DEN ORTSCHAFTE­N KRANENBURG­S UND BEICHTPRIE­STER IN KEVELAER

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RP-FOTO: ARFI Pfarrer Michael Terhoeven.

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