Rheinische Post Kleve

Gladbachs perfekter Auftakt

- VON KARSTEN KELLERMANN

Die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking besiegt zum Meistersch­afts-Beginn den rheinische­n Rivalen Köln mit 1:0

MÖNCHENGLA­DBACH Es war ein hitziges, emotionale­s rheinische­s Derby. Aber eines ohne Gewalt. Vielmehr war am frühen Sonntagabe­nd im Borussia-Park festzustel­len, dass rivalisier­ende Fangruppen derzeit tatsächlic­h dem Motto folgen: „In den Farben getrennt, in der Sache vereint.“Denn als die derzeit üblichen Prostestno­ten wider den Deutschen Fußball-Bund und den Kommerz im Fußball generell im XXLFormat im Norden und Süden der Mönchengla­dbacher Fußballare­na entrollt wurden, war der Wortlaut nahezu gleichlaut­end. Hernach gab es den üblichen Gesangs-Wettstreit, in dem beide Fangemeind­en zurückkehr­ten in den Normal-Modus namens Rivalität, dies jedoch in einer Ausprägung, die mit „gesund“beschriebe­n werden darf.

Sportlich indes waren es die Borussen, die deutlich im Vorteil waren gegen den Europa-League-Teilnehmer. Darum war der 1:0-Sieg durch das Tor von Nico Elvedi hoch verdient. Köln begann zwar forsch, doch das Team von Dieter Hecking wirkte reifer in der Spielanlag­e und erarbeitet­e sich durch individuel­le Qualitäten insbesonde­re über die Flügel (Ibo Traoré, Thorgan Hazard) Vorteile. Es gab einige gute Chancen, doch die blieben zunächst ungenutzt, unter anderen verpasste Confed-Cup-Held Lars Stindl zweimal in aussichtsr­eicher Position. So blieben die mehr als 60 Prozent Ballbesitz der Borussen folgenlos in der ersten Halbzeit. Auch, weil Timo Horn im Kölner Tor nicht nur bei Hazards frühem Versuch und Raffaels Drehschuss (42.) gut reagierte.

Köln stand tief und wartete auf Kontergele­genheiten. Die beste hatte Kölns „neuer“Modeste, Jhon Cordoba. Doch er schoss nach einem langen Solo in der 32. Minute über das Tor. Es war einer von zwei Torschüsse­n der Gäste vor der Pause, Gladbach kam auf 13. Diese Statistik wie auch die der Zweikämpfe (58 Prozent pro Gladbach) änderte nichts am torlosen Spiel. Das ließ zur Pause die Spekulatio­n zu, dass die Dramaturgi­e dieses Derbys entweder ein ähnliches Erlebnis wie in der Vorsaison, als es trotz großer Überlegenh­eit ein 1:2 gegen den rheinische­n Rivalen aus Köln gab, vorsah – oder vielleicht doch ein Heldenepos mit dem soeben zurückgeho­lten Stürmer Raúl Bobadilla als Hauptdarst­eller. Der 30Jährige war gleich im Kader.

Doch dieses Derby schrieb eine andere Geschichte. Nach 49 Minuten schoss Traoré, der zu den Besten gehörte, von links den Ball quer durch den Strafraum und am langen Pfosten, war Nico Elvedi, der junge Verteidige­r, zur Stelle und schob den Ball ins Tor. Nie zuvor hatte Elvedi in einem Pflichtspi­el für Gladbach getroffen. Dass er im Gegenzug dem einschussb­ereiten Cordoba in letzter Sekunde den Ball vom Fuß grätschte, rundete seine große Minute ab.

Verteidige­r-Tore aus dem Spiel heraus stehen allgemeinh­in für Unberechen­barkeit. Das sind zwei Erkenntnis­se, die Borussia mitnimmt. Einzig die Chancenver­wertung war ein Manko. Denn so blieb das Derby angesichts einer zarten Kölner Schlussoff­ensive bei zu passiven Borussen spannend bis zum Schluss. Im Angesicht der Niederlage zündelten die Kölner Fans dann doch noch, aber es half dem eigenen Team nichts mehr.

„Das war ein packendes Spiel. Ich glaube, dass wir nicht unverdient gewonnen haben“, sagte ein zufriedene­r Gladbacher Sportdirek­tor Max Eberl. Kölns Geschäftsf­ührer Jörg Schmadtke bezeichnet­e es als „ärgerlich, dass das Gegentor aus einem Konter resultiert­e“.

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FOTO: DPA Fix unterwegs: Der Gladbacher Denis Zakaria (li.) dribbelt, die Kölner Jonas Hector (re.) und Dominique Heintz versuchen, ihn zu stoppen.

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