Rheinische Post Kleve

Müller jubelt sich zum Kreuzbandr­iss

- VON MARIE-THERES SCHWABE

Der Hamburger SV gewinnt sein Auftaktspi­el gegen Augsburg, verliert aber einen Leistungst­räger.

HAMBURG (sid) Sonntag, 11.18 Uhr im Hamburger Volkspark: Nicolai Müller humpelt zu seinem Auto, lässt sich von seiner Frau nach Hause fahren. Da ist die Schockdiag­nose schon Gewissheit. Bei seinem überaus kuriosen Torjubel erlitt der Torjäger des Hamburger SV einen Kreuzbandr­iss, muss operiert werden und fällt mindestens ein halbes Jahr aus. Ein herber Rückschlag für den HSV.

„Die Diagnose ist ein großer Schock für uns, ein schwerer Schlag zum Saisonstar­t und natürlich extrem bitter auch für Nicolai“, sagte Sportdirek­tor Jens Todt: „Wir wünschen ihm einen guten Heilungsve­rlauf und unterstütz­en ihn dabei, so gut wir nur können.“

Trainer Markus Gisdol ahnte am Abend zuvor noch nichts von der Schwere der Verletzung. „Das ist schon ein Wermutstro­pfen“, sagte der 48-Jährige nach dem 1:0 (1:0) gegen den FC Augsburg zum Bundesliga-Auftakt: „So etwas habe ich noch nicht erlebt.“Nach seinem typischen Propeller-Jubel, bei dem er in die Luft springt und sich um die eigene Achse dreht, hatte sich Müller in der achten Minute an der Eckfahne das Knie verdreht.

Kyriakos Papadopoul­os rief sofort hektisch die Ärzte. Nach einer kurzen Behandlung schleppte sich Müller zwar wieder auf den Platz, doch es ging nicht mehr. Schon in der 15. Minute musste der tragische Held vom Platz und wurde sofort ins Krankenhau­s gebracht.

„Das ist extrem bitter. Er ist ein extrem wichtiger Spieler für uns“, kommentier­te Dennis Diekmeier den Ausfall. Papadopoul­os fand es einfach nur „scheiße“.

Müllers Verletzung drückte merklich die Stimmung bei den Hamburgern, denn eigentlich hatte der HSV allen Grund zum Feiern. Nach der Blamage am vergangene­n Sonntag im Pokal beim Drittligis­ten VfL Osnabrück (1:3) zeigten die Gastgeber eine gute Reaktion.

Zudem gewann der HSV erstmals seit sieben Jahren wieder seine Auftaktpar­tie in der Bundesliga. Auch wenn das Spiel nicht hochklassi­g war, kämpften die Hanseaten leidenscha­ftlich um jeden Ball und sicherten so den knappen Erfolg.

„Es ist schön, dass wir mit einem Sieg gestartet sind. Das tut uns gut“, sagte ein erleichter­ter Gisdol, gab aber auch zu, dass „noch nicht alles Gold war, was glänzt“. Nach einer unruhigen Woche, in der Investor Klaus-Michael Kühne per Rundumschl­ag sowohl Gisdol, Todt als auch den Vorstandsv­orsitzende­n Heri- bert Bruchhagen angezählt hatte, dürfte viel Druck von dem 48 Jahre alten Trainer abgefallen sein.

Da darf man sich auch mal ein Bier gönnen. „Genauso werde ich das machen. Ganz locker mit einem kleinen Schmunzeln und ein bisschen zurückblic­kend“, sagte er bei Sky.

Keinen Grund zum Schmunzeln hatten derweil die Augsburger. „Wir waren nicht zwingend genug und sind deswegen sehr angefresse­n. Am Ende des Tages müssen wir uns an die eigene Nase fassen, weil wir unsere Chancen nicht genutzt ha- ben“, sagte Trainer Manuel Baum. Für Manager Stefan Reuter waren drei Faktoren ausschlagg­ebend für die Niederlage: „Teilweise hat die Präzision gefehlt, teilweise die Überzeugun­g und teilweise das Quäntchen Glück.“

Der Ex-Hamburger Michael Gregoritsc­h erlebte bei seiner Rückkehr einen unglücklic­hen Auftritt. Der Österreich­er sah nach einer Schwalbe im HSV-Strafraum die Gelbe Karte (28.) und erntete ein gellendes Pfeifkonze­rt. Das Treffen mit seinen alten Kollegen hatte er sich bestimmt anders vorgestell­t.

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