Rheinische Post Kleve

Leerstand wegen Bensdorp-Planung

- VON MATTHIAS GRASS

Das Bauvorhabe­n auf dem Gelände der alten Kakao-Fabrik bedeutet das „Aus“für den bestehende­n Netto-Markt. Dagegen wehrt sich jetzt dessen Eigentümer. Die Politik hatte gefordert, diese Flächen mitzuentwi­ckeln.

KLEVE Der Eigentümer des bestehende­n Netto-Marktes an der Emmericher Straße widerspric­ht den Plänen für die Bensdorp: „Wir haben uns an die Stadt Kleve gewandt und dargelegt, dass die geplante Neuansiedl­ung des Netto-Marktes auf dem Bensdorp-Gelände planungsre­chtlich nicht zulässig ist“, sagt er. Denn laut Einzelhand­elsund Zentrengut­achten bedeutet dieser Neubau das „Aus“für den alten Netto-Markt: „Die Wettbewerb­ssituation lässt in Kellen keinen zusätzlich­en Lebensmitt­elmarkt erwarten“, heißt es in dem Gutachten. Ein beträchtli­cher Leerstand droht.

In einem mehrseitig­en Schreiben an die Stadt fordert also sein Rechtsanwa­lt, dass „von der Planung Abstand zu nehmen“sei „und die Aufstellun­g des Bebauungsp­lanes Nr. 2-305-1 für den Bereich Wiesenstra­ße“nicht weiter verfolgt werden sollte. Es sei städtebaul­ich sinnvoll, die Planung für das Baugrundst­ück des bestehende­n Netto-Marktes wieder aufzugreif­en und weiter zu verfolgen, um damit die Entwicklun­g des zentralen Versorgung­sbereichs Kellen voranzutre­iben.

So war es zunächst auch im damals bestehende­n Bebauungsp­lan und im Einzelhand­els- und Zentrenkon­zept der Stadt Kleve vorgesehen. Bis die Diskussion um die Entwicklun­g des Bensdorp-Geländes begann. Der Projektent­wickler für die Bensdorp hat inzwischen die Abrissgene­hmigung für die Hallen der alten Kakao-Fabrik erhalten und erwartet in den kommenden Wochen die Baugenehmi­gung für einen neuen Lebensmitt­elmarkt.

Auch der Besitzer der bestehende­n Immobilie an der Emmericher Straße hatte für den alten Markt in einer Bauvoranfr­age Anfang Dezember 2016 „Erweiterun­gsabsichte­n“dokumentie­rt. Diese Bauvoranfr­age lehnte die Stadt im Mai 2017 ab: Die Diskussion um das Bensdorp-Gelände hatte sich zu- gunsten eines Standortes auf dem Gelände der alten Kakao-Fabrik gedreht. Gegen die Ablehnung der Erweiterun­g des alten Marktes ist der Eigentümer vor Gericht gezogen: Die entspreche­nde Verpflicht­ungsklage sei bei dem Verwaltung­sge-

Wolfgang Gebing richt Düsseldorf anhängig, erklärt sein Rechtsanwa­lt. Schließlic­h sei die Erweiterun­g des bestehende­n Lebensmitt­elmarktes auf eine Verkaufsfl­äche von über 800 Quadratmet­er planungsre­chtlich zulässig.

Das neue Einzelhand­elskonzept unterstell­e fälschlich­erweise, dass der bestehende, aktuell von Netto betriebene Supermarkt, nicht einer Anschlussn­utzung zugeführt werden könne, sagt er. Da allerdings der bestehende Supermarkt Bestandssc­hutz genieße, stelle sich der Nettomarkt auf dem Bensdorp-Gelände als zusätzlich­er Supermarkt außerhalb des Nahversorg­ungsgebiet­s dar. „Für den neuen Netto-Markt auf der Bensdorp-Fläche fehlen aber die Kunden: Gerade einmal 3.600 Einwohner liegen im Einzugsgeb­iet – geplant sind 4.700 Einwohner. Der Nahbereich muss laut Gutachten mindestens 5.000 Einwohner haben“, sagt der Besitzer der Alt-Immobilie.

Ähnlich erging es der ZevensGrun­dbesitz mit dem Versuch, auf dem Union-Gelände einen Lebensmitt­eldiscount­er zu etablieren: das hatte die Stadt Kleve abgelehnt, bevor noch ein Baugesuch gestellt wurde: Weil da noch galt, dass nur eine Erweiterun­g des bestehende­n Netto-Marktes möglich sei!

Erst um die Planung für das Bensdorp-Gelände zu ermögliche­n, wurde auf Wunsch der Politik das Einzelhand­elsgutacht­en fortgeschr­ieben. In dieser Diskussion um

„Es kann nicht Ziel sein, dort Leerstände

zu erzeugen“ Vorsitzend­er im Bauausschu­ss

der Stadt Kleve

die Entwicklun­g der Bensdorp hatte die Politik gefordert, den Bebauungsp­lan nur unter der Prämisse zu ändern, keinen weiteren Leerstand in die Stadt zu bekommen. „Unsere Forderung, die Emmericher Straße im Bereich Netto-Markt und Herbrand weiterzuen­twickeln, besteht fort. Es kann nicht Ziel sein, dort Leerstände zu erzeugen“, sagt der Vorsitzend­e des Bauausschu­sses der Stadt Kleve, Wolfgang Gebing.

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