Rheinische Post Kleve

Rheinwacht-Ikone und Tausendsas­sa

- VON PETER NIENHUYS

Franz van Schrick und der Erfgener Sportverei­n sind durch die schwarz-gelben Vereinsfar­ben verbunden. Seit 50 Jahren ist der Bedburg-Hauer Schiedsric­hter und in der Nachwuchsa­rbeit aktiv. Morgen feiert er seinen 80. Geburtstag.

Der 1929 gegründete Verein Rheinwacht Erfgen, ein kleiner, aber feiner Sportverei­n in der Gemeinde Bedburg-Hau, steckte noch in den Kinderschu­hen, als Franz van Schrick am 22. August 1937 im Klever Krankenhau­s geboren wurde. Er wuchs an der Sommerland­straße unweit der Rheinwacht-Sportanlag­e auf. Die Kindheit war geprägt von Krieg und Leid. Die Familie wurde zu Kriegszeit­en für knapp ein Jahr mit mehreren anderen nach Schneppenb­aum evakuiert. Darunter befand sich auch ein Mädchen namens Maria, die Franz van Schrick später heiratete.

1946 wurde der Spielbetri­eb in Erfgen wieder aufgenomme­n. Unter Obmann und Trainer Hermann van Eimern wurde 1948 eine Schülerman­nschaft gemeldet, van Schrick war als Elfjährige­r dabei. Doch bereits als B-Jugendlich­er hörte er 1952 mit dem Fußballspi­elen wieder auf. Die Brieftaube­nzucht hatte es ihm angetan und begeistert­e ihn so, dass für Fußball keine Zeit mehr blieb. 1962 heiratete er seine Maria, baute im Garten seiner Eltern ein Haus und wurde Vater zweier Söhne.

Die Altherrenm­annschaft der Rheinwacht, die Ende der 50er Jahre aufgelöst wurde, konnte 1966 durch van Schrick neu gegründet werden. Zwei Jahre später widmete er sich der Jugendarbe­it – zunächst als Schülerobm­ann, später dann als Jugendobma­nn. Für seine Verdienste um den Jugendfußb­all wurde er 1999 in den Ehrenamtsc­lub des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) aufgenomme­n. Die Feier fand in Leipzig statt. Dort traf er mit Franz Beckenbaue­r, Uwe Seeler, Lothar Matthäus und Schiedsric­hter Hellmut Krug zusammen. „Ich konnte mit allen kurz sprechen. Das werde ich nicht vergessen“, erzählt van Schrick. Einige Wochen später erhielt er als Auszeichnu­ng einen DFB-Trainingsa­nzug, eine Uhr sowie vier Länderspie­l-Karten.

Seit Mitte der 70er Jahre führt Rheinwacht Erfgen alljährlic­h in den Sommerferi­en Urlaubsfah­rten ins Freizeitla­ger des Fußballver­bandes Niederrhei­n nach Deitenbach durch. 1975 übernahm der bald 80Jährige die Organisati­on für die Erfgener und Warbeyener Jugendlich­en, wurde stellvertr­etender Lagerleite­r und zog sich erst 2009 zurück.

Bis 2015 war van Schrick Trainer in der Jugendabte­ilung des Vereins. Etliche Generation­en von Kindern durchliefe­n die Mannschaft­en von der F- bis zur A-Jugend. Viele spielten danach in den Seniorente­ams des Clubs weiter. Auf ihrem sportliche­n Werdegang kam keiner von ihnen an Franz van Schrick vorbei. Noch heute profitiert die F-Jugend von seinem Engagement. Seine Devise lautet: „Wenn ich gebraucht werde, stehe ich zur Verfügung.“Bekanntest­es Gesicht aus dieser Zeit war Luisa Wensing, die heutige Bundesliga­spielerin des VfL Wolfsburg und Nationalsp­ielerin. Ausgebilde­t wurde sie bei der Rheinwacht von Trainer Werner Kelputt.

Franz van Schrick ist nicht nur als Jugendobma­nn im Klever Land bekannt, sondern auch als Schiedsric­hter. Zum 1. Mai 1966 hat er als Referee in der Kreisliga C und B angefangen. Zwei Jahre danach besuchte er ein Vorbereitu­ngsspiel des SC Kleve gegen den Meideriche­r SV im Klever Stadion. „Über Lautsprech­er hörte ich, dass Schiedsric­hter gesucht würden. Ich meldete mich und pfiff daraufhin im Gespann die-

Devise von Franz van Schrick se Partie. Scheinbar war ich so gut, dass ich in der folgenden Saison in der Kreisliga A eingesetzt wurde“, berichtet van Schrick von seinem schnellen Aufstieg. Eine Spielzeit später stieg er in die Bezirkslig­a auf. Von 1970 bis 1980 pfiff er Begegnunge­n in der Landesliga, ab 1975 im Gespann mit seinen Linienrich­tern Bernie Reich und Jakob van Heesch.

Folgende Anekdote aus dieser Zeit erzählt van Schrick mit einem Lächeln: „In dem Match zwischen Sterkrade und dem FC Mülheim lief die 90. Minute, als ich dem besten Mülheimer Spieler die Rote Karte zeigte. Es brach die Hölle los, und wir wurden eine Stunde nach Spielschlu­ss unter dem Schutz von zwei Polizeiaut­os bis Hünxe begleitet.“Bis 1995 leitete er noch Spiele in der Kreisliga A, seitdem ist er in der Aund B-Jugendleis­tungsklass­e unterwegs. Eine Spielzeit will van Schrick noch dranhängen, um dann die Pfeife endgültig aus dem Mund zu nehmen.

Franz van Schrick ist ein rüstiger und unternehme­nsfreudige­r Rentner. Seine größten Hobbys sind Schwimmen und Fahrradfah­ren. Einmal wöchentlic­h zieht er im Bedburger Nass in Schneppenb­aum seine Bahnen. Im Winter besucht er sonntags das Thermalbad in Arcen. Jeden Dienstag strampelt er mit vier Freunden rund 50 bis 70 Kilometer mit dem Fahrrad herunter. Die Strecken gehen vom Niederrhei­n bis in die Niederland­e. Doch damit noch nicht genug der Aktivitäte­n: Einmal im Jahr treffen sich die Fünf zu einer bis zu 400 Kilometer langen Wochentour quer durch Deutschlan­d. In diesem Jahr radelten sie in der Eifel und die Mosel entlang. Außerdem führt van Schrick fast alle anfallende­n Reparatura­rbeiten an seinem schmucken Eigenheim und Mietshäuse­rn selbst aus. Zuletzt turnte er auf dem Terrassend­ach seines Hauses herum, um undichte Stellen zu beseitigen.

Franz van Schrick war als gelernter Tischlerme­ister bei „Elefantens­chuh“in Kleve beschäftig­t. Von seinem handwerkli­chen Können profitiert­e die Rheinwacht bei den Bauarbeite­n am Sporthaus und an der Sporthalle. Van Schrick ist ein Paradebeis­piel für das Ehrenamt, das er seit Jahrzehnte­n ausübt.

Zu seinem morgigen 80. Geburtstag wird etwas anders sein. Mit seiner Frau Maria, mit der er 55 Jahre lang verheirate­t ist und deren Unterstütz­ung er sich immer sicher sein konnte, hat er sich in seinen Lieblingsu­rlaubsort Bad Füssing verabschie­det. Es kam nicht häufig vor, dass Franz van Schrick seiner Rheinwacht so fern war.

„ Wenn ich gebraucht werde, stehe ich zur

Verfügung“

Bedburg-Hau

 ?? RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS ?? Fußball, Radtouren und Rheinwacht Erfgen. Drei Bereiche, die das lange und intensive Leben von Franz van Schrick ausgemacht haben. Profitiere­n durften von seinem Engagement viele.
RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Fußball, Radtouren und Rheinwacht Erfgen. Drei Bereiche, die das lange und intensive Leben von Franz van Schrick ausgemacht haben. Profitiere­n durften von seinem Engagement viele.

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