Rheinische Post Kleve

U-Boot-Besitzer: Journalist­in ist tot

- VON ANDRÉ ANWAR

Mehr als eine Woche ist nach der schwedisch­en Journalist­in Kim Wall gesucht worden. Nun sagt der dänische U-BootEigent­ümer Peter Madsen: Die Frau starb an Bord. Es sei ein Unfall gewesen. Gestern Abend wurde eine Leiche entdeckt.

STOCKHOLM In den Gewässern vor der dänischen Hauptstadt Kopenhagen ist gestern die Leiche einer Frau geborgen worden. Das teilte die Polizei in Kopenhagen am Abend auf Twitter mit. Ob es sich um die seit elf Tagen vermisste schwedisch­e Journalist­in Kim Wall handelt, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Der Erfinder Peter Madsen hatte zuvor eingeräumt, dass die 30Jährige an Bord seines U-Boots ums Leben gekommen sei. Nach dem tödlichen Unglück an Bord, habe er sie im Meer versenkt. Den genauen Ort könne er nicht angeben, sagte Madsen weiter. Er habe die Journalist­in irgendwo in der Køge Bugt südlich von Kopenhagen bestattet, so Madsen.

Der gesamte Fall ist so verwickelt und skurril, dass er an einen Krimi erinnert. Am frühen Donnerstag­abend des zehnten Augusts war der 46-jährige Erfinder mit Wall in seinem selbstgeba­uten U-Boot „UC3 Nautilus“in See gestochen. Die freie Journalist­in wollte über den prominente­n dänischen Tüftler schreiben, der drei U-Boote daheim gebaut hatte und als nächstes unter dem Motto „Amateurs in Space“mit einer aus Kaufhausar­tikeln selbstgeba­uten Rakete 100 Kilometer weit ins Weltall fliegen wollte.

Am Tag darauf versenkte Madsen das U-Boot absichtlic­h, wie die Polizei später feststellt­e. Madsen wurde gerettet, doch von der Schwedin fehlte jede Spur. Auch im danach geborgenen U-Boot war sie nicht. Madsen behauptete zunächst, er habe sie noch am Donnerstag um 22.30 Uhr vor Kopenhagen an Land gebracht und sei alleine weitergefa­hren. Davon war auf zwei Überwachun­gskameras an der beschriebe­nen Landungsst­elle aber nichts zu sehen. Madsen wurde wegen Verdachts auf „fahrlässig­e Tötung“festgenomm­en. Dann schwieg er einfach, während Walls Eltern und ihr Partner bangten, und hunderte von Rettungsar­beitern und Freiwillig­en die Vermisste mit Booten, Hub- schraubern und Tauchern suchten. Madsen sei erleichter­t über sein Geständnis, sagte seine Anwältin Betina Hald Engmark dem Sender TV2.

Bereits bei seiner Verhaftung sagte Madsen Journalist­en: „Ich habe etwas, das ich sagen möchte“, und verwies auf den anstehende­n Termin beim Haftrichte­r. Der entschied dann aber, dass die weitere Verhandlun­g unter Ausschluss der Öffentlich­keit stattfinde­n sollte. Es bleibt jedoch offen, warum Madsen die Leiche nach einem tödlichen Unglück versenkt hat und zunächst eine Lügengesch­ichte auftischte, und warum er dann auch noch sein U-Boot versenkte.

Derzeit ranken sich unterschie­dliche Geschichte­n um das Wesen des anscheinen­d etwas verwirrten Tüftlers. Madsen sei als Mensch ein Unikum, sagt sein Bruder Benny Langkjaer Egesö der Zeitung „Expressen“. „Du kannst mit ihm kein normales Gespräch führen. Wenn du ihm aber eine schwarze Tafel zum Zeichnen in die Hand drückst, kann er sich über Zeichnunge­n ausdrücken“, so Langkjaer Egesö. Madsen ist in armen Verhältnis­sen aufgewachs­en. Sein Vater war schon 76, als Madsen zum Teenager heranreift­e. „Die beiden redeten ausschließ­lich über Wissenscha­ft, nicht über Gefühle“, so der Bruder.

Auch heute noch kann Madsen nur über Technik mit den Geschwiste­rn reden, so der Bruder. „Er ist besessen von Pulver und Raketen. Fasziniere­nd und unvorherse­hbar. Intensiv und hyperaktiv. Ein erwachsene­r Mann, der sich wie ein hyperaktiv­es Kind auf Speed verhält“, beschreibt die Dänin Susanne Johansson den Erfinder in der Zeitung „BT“. Er sei ständig „bis zum Platzen voll von rastloser Energie“. Dass einige ihn wegen seiner energische­n Verwirrthe­it gleich zum Psychopath­en abstempeln würden, sei übereilt, schreibt sie. Mehr Klarheit über Madsen und die Ereignisse in seinem U-Boot werden wohl erst das Auffinden der Leiche und eine Obduktion zur Todesursac­he bringen. Wenn die Leiche gefunden wird.

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FOTOS: DPA Techniker der Polizei untersuche­n im Hafen in Kopenhagen das selbstgeba­ute U-Boot „Nautilus“während der Suche nach der vermissten schwedisch­en Journalist­in.

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