Rheinische Post Kleve

Thyssenkru­pp tritt auf der Stelle

- VON KIRSTEN BIALDIGA VON PHILIPP JACOBS VON EVA QUADBECK

Ein Verkäufer kann nie genug Interessen­ten haben, das treibt für gewöhnlich den Preis. Wenn es wie bei Thyssenkru­pp Steel dann auch noch um ein Geschäft geht, von dem Zehntausen­de Arbeitsplä­tze abhängen, sollte diese simple Regel eine Selbstvers­tändlichke­it sein. Doch der Thyssenkru­pp-Vorstand verhandelt nun schon seit mehr als eineinhalb Jahren vor allem mit der britisch-indischen Tata über eine Zusammenle­gung der Stahlspart­en, allerdings bisher ohne greifbares Ergebnis.

Hätten die Manager des Essener Konzerns auch andere denkbare Alternativ­en ernsthaft verfolgt, könnten sie jetzt Druck aufbauen, um Schwung in die Verhandlun­gen mit Tata zu bringen. Das gilt auch für die schon oft in der Branche diskutiert­e Idee einer „Deutschen Stahl AG“. Dass diese Option immer wieder schnell verworfen wurde, ist allerdings auch dem Konkurrent­en Salzgitter zuzuschrei­ben. Der Chef des zweitgrößt­en deutschen Hersteller­s kann einer nationalen Konsolidie­rung nichts abgewinnen – trotz hoher weltweiter Überkapazi­täten und dem Nachteil eines Stahlstand­orts im Binnenland. Die Beschäftig­ten in der deutschen Stahlindus­trie könnten eines Tages die Leidtragen­den sein. BERICHT WAHLKAMPF ERREICHT THYSSENKRU­PP, TITELSEITE

RGut integriert, aber. . .

und 4,7 Millionen Muslime leben in Deutschlan­d. Die meisten von ihnen sind gut integriert. Das hat die Bertelsman­n-Stiftung in ihrem „Religionsm­onitor“festgestel­lt. Es gebe zwar auch ein paar Minuspunkt­e, doch in der Summe sei Deutschlan­d auf einem sehr guten Weg. Das ist allerdings nur ein Teil der Wahrheit. Für die Studie wurden insgesamt rund 10.000 Menschen in Deutschlan­d, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Großbritan­nien und der Türkei befragt, darunter auch Muslime. Flüchtling­e allerdings, die nach 2010 nach Europa gekommen sind, wurden nicht befragt. Wäre auch diese Gruppe beteiligt gewesen, hätten die Autoren der Studie ihre schöne, bunte Welt wohl nicht aufrechter­halten können.

Dass die Integratio­n der klassische­n Gastarbeit­er und deren Nachkommen weitestgeh­end gelingt, ist bekannt. Der Fokus muss sich nun auf die Situation jener Menschen richten, die zuletzt vor Krieg und Terror zu uns und in andere europäisch­e Länder geflohen sind. Denn diese Menschen zu integriere­n, ist eine der größten Herausford­erungen unserer Zeit. BERICHT STUDIE: MUSLIME BESSER INTEGRIERT, TITELSEITE

Großbauste­lle Pflege

Die Demografie-Reserve in der Pflegevers­icherung ist nur eine kleine Vorsorge für ein großes Problem, das ab Anfang der 30er Jahre auf das Sozialsyst­em zukommen wird. Der Fonds verdient aber Beachtung, weil er einer der wenigen Fälle ist, in denen sich eine in Wahlperiod­en denkende Regierung dazu durchgerun­gen hat, für eine Versorgung­slücke Vorkehrung­en zu treffen, die sich erst in 20 Jahren bemerkbar macht. Wir bräuchten mehr Politik dieser Art.

Die Pflege ist damit aber längst noch nicht zukunftsfe­st gestaltet. Im Gegenteil: Schon heute, da die Baby-Boomer noch fit sind und sich um die eigenen pflegebedü­rftigen Eltern kümmern können, herrscht bereits Pflegenots­tand. Vor allem gibt es zu wenig qualifizie­rtes Personal. Die Gesundheit­sversorgun­g der gebrechlic­hen Menschen ist oft mangelhaft. Und für die Angehörige­n bleibt es angesichts der untauglich­en Bewertungs­systeme für Heime ein Lotterie-Spiel, ob sie eine gute Versorgung finden. Die nächste Bundesregi­erung muss sich dringend der Großbauste­lle Pflege annehmen. BERICHT DIE PFLEGEVERS­ICHERUNG HAT . . ., TITELSEITE

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