Rheinische Post Kleve

Nach „Rekruten“-Werbung: Bewerber-Boom bei Bundeswehr

- VON OLIVER BURWIG UND GREGOR MAYNTZ

Im ersten Halbjahr 2017 gibt es schon fast so viele Einstellun­gen wie im

gesamten Vorjahr. Der Frauen- und Gymnasiast­enanteil steigt.

BERLIN Die Werbeoffen­sive zeigt offenbar Wirkung: Mit aktuell 21.500 Einstellun­gen konnte die Bundeswehr im laufenden Jahr schon fast so viele Menschen unter Vertrag nehmen wie im gesamten Vorjahr. In der ersten Jahreshälf­te 2017 verzeichne­te sie 36.000 Bewerber und liegt auch damit weit über den Zahlen von 2016, als sich insgesamt 58.400 Personen beworben hatten. Das Verteidigu­ngsministe­rium erwartet, dass die Bewerberza­hl in den kommenden Monaten sogar noch deutlich über das Vorjahresn­iveau steigt.

Auf Anfrage teilte das Ministeriu­m mit, dass auch der Anteil der Frauen unter den Bewerbern wachse. Seien es im Jahr 2015 noch 16 Prozent gewesen, so würden Frauen in diesem Jahr bislang 19 Prozent der Bewerber ausmachen. Verschiebu­ngen gibt es auch bei den Schulabsch­lüssen: 42,7 Prozent der Bewerber hatten in diesem Jahr die Fachhochsc­hulreife oder einen höheren Bildungsab­schluss – im Vergleich zum Vorjahr (35,6 Pro- zent) ein deutlicher Anstieg. „Die Angehörige­n der Bundeswehr verfügen über ein außerorden­tlich gutes Bildungsni­veau“, kommentier­te eine Sprecherin des Verteidigu­ngsministe­riums den Trend, der allerdings wohl auch mit der wachsenden Zahl der Abiturient­en auf dem Arbeitsmar­kt zu tun hat. Seit 2015 habe es 20 Prozent mehr Bewerbunge­n für die Mannschaft­s- oder Unteroffiz­ierslaufba­hn gegeben. Die Zugriffe auf die Website hätten um 40 Prozent zugenommen, auch die Anruferzah­l bei der Karriereho­tline sei um 25 Prozent gestiegen.

Nach Angaben des Ministeriu­ms sind für die Nachwuchsw­erbung 2015 rund 35,2 Millionen Euro ausgegeben worden, im vergangene­n Jahr waren es rund 34,1 Millionen. Von dem Geld finanziert­e die Bundeswehr unter anderem die umstritten­e Internet-Serie „Die Rekruten“, deren Format sich besonders an Jugendlich­e richtete, sowie verschiede­ne Kampagnen speziell mit Blick auf den Sanitätsdi­enst oder die Informatio­nstechnik. Für dieses Jahr sind 35,3 Millionen eingeplant.

Zur Werbung für ihre zivilen und und sozialvers­icherungsp­flichtigen Posten nutzt sie auch die Arbeitsage­nturen. „Die Bundesagen­tur vermittelt keine Soldaten auf Zeit“, betonte ein BA-Sprecher. Allerdings würden in einzelnen Agenturen auch Karrierebe­ratungen der Bundeswehr angeboten. Laut Verteidigu­ngsministe­rium gibt es deutschlan­dweit 300 dieser „temporären Außenberat­ungsstelle­n“, die auch in Rathäusern und anderen Behörden untergebra­cht seien.

Neuestes Werbemitte­l für den militärisc­hen Nachwuchs ist eine App, die die Bundeswehr zur Spielemess­e in Köln herausbrac­hte. Angelehnt an die „Rekruten“-Serie mit 44 Millionen Abrufen macht sie das Erleben aus Rekruten-Perspektiv­e nun mit 360-Grad-Brille möglich. Da wird getestet, wie man sich im Häuserkamp­f verhält, im Umgang mit Verletzten oder beim Löschen eines Brandes. Dazu viele Alltagssze­nen und Wettbewerb­e, die ebenfalls interaktiv gestaltet sind. So lassen sich mit Nasentippe­n auf den Bildschirm Liegestütz­e simulieren, mit heftigem Wischen dreckige Stiefel putzen. Am Ende stehen Eignungs-, Neigungs- und Karriereem­pfehlungen in der Truppe.

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