Rheinische Post Kleve

Marcella Weber liebt ihren wilden Garten

- VON ANJA SETTNIK

Das Installati­onsgeschäf­t führt der Sohn. Aber den Garten neben ihrem Wohnhaus im Gewerbegeb­iet „beackert“das Ehepaar Weber noch immer. Die Frau des Hauses ist ambitionie­rte Gemüsegärt­nerin.

KALKAR-KEHRUM Als die Kinder erwachsen waren und als kräftige Esser wegfielen, hätte es für Marcella Weber die Chance gegeben, sich vom arbeitsint­ensiven Gemüsegart­en zu trennen. Sie hat es auch versucht, aber für das „Mädchen vom Land“war ein Garten nur mit Rasen und Sträuchern eine traurige Vorstellun­g. „Mein Mann und ich brauchen zwar nicht mehr so viel wie früher die ganze Familie, aber es ist immer noch wunderbar, den eigenen Salat pflücken und garantiert ungespritz­ten Grünkohl verarbeite­n zu können.“

Die Frau aus Kehrum hat ihren Nutzgarten erst im vergangene­n Jahr neu gestaltet und damit innerhalb des Heimatvere­ins AppeldornK­ehrum gleich einen dritten Preis gewonnen. Hätte ihr Mann nicht im Frühsommer alles einmal versehentl­ich umgebuddel­t – wer weiß, welche Pracht die RP bei ihrem Besuch zu sehen bekommen hätte. „Mein Mann mag Gartenarbe­it, so lange er dabei ein brummendes Gerät bedienen kann“, erzählt die Gattin und sieht Manfred Weber, der entspannt lächelnd auf seinem Aufsitzmäh­er über den Rasen fährt, nachsichti­g an. Mag sein, dass sie ihrem Mann nach dessen grober Bodenbearb­eitung ordentlich die Leviten gelesen hat, aber inzwischen findet die 65-Jährige den Zustand ihres Gartens eigentlich sehr schön. Schlimmer als ihr Mann – und noch weniger einsichtig – seien eindeutig die Hasen, Kaninchen und Tauben, derer sie sich zu er-

Marcella Weber wehren hat. Aber selbst diese „Schädlinge“können nicht verhindern, dass Tomaten, Kräuter, der erste Grünkohl, Bohnen und all die Blumen und Kräuter prächtig gedeihen. Porree, Sellerie und Endivien kündigen schon den Herbst an.

Einige wachsen allerdings anderswo, als sie sich das vorgestell­t hatte. Wegen der Fräs-Aktion. „Ich hatte die Sonnenblum­en alle dort nahe der Mitte ausgesät, aber nun sind sie seitlich am Zaun gewachsen“, erklärt Marcella Weber. Das ist gar nicht so schlecht, so kann sie die vier Meter hohen Gewächse gleich anbinden. Mit Rhabarber und Kür- bissen hatte sie gar nicht mehr gerechnet, aber nun sind sie wieder da – irgendwo in der Nähe wuchsen sie wohl in den Vorjahren auch und kamen jetzt wieder zum Vorschein.

In der Mitte des Nutzgarten­s ist ein Kranz aus Ilex zu bewundern, eine Rose markiert das Zentrum. Als Beeteinfas­sungen hatte sich Marcella Weber für „Stinkerche­n“entschiede­n. Wo die Fräse nicht zugeschlag­en hat, blühen sie auch brav. Für die Kalkarerin ist die Arbeit in ihrem Garten-Idyll ein täglicher Quell der Freude. Sie wollte nie etwas anderes sein als ein „Mädchen vom Land“, sagt sie selbst. Die Jahre, als sie mit der Mutter in Düsseldorf leben musste, seien für sie die schlimmste­n gewesen. „Als Jugendlich­e verbrachte ich soviel Zeit wie möglich in Pfalzdorf, wo ich aufgewachs­en bin. Auf einem der Höfe, die ich besuchte, weil meine Freundinne­n dort lebten, lernte ich auch meinen Mann kennen, einen echten Pfälzer.“

Der lernte zwar später Gas- und Wasserinst­allateur und machte sich damit selbststän­dig, aber im Herzen sei er doch immer ein Bauer geblieben, sagt seine Frau. Deshalb sind im Ruhestand mit dem großen Garten beide glücklich. Jeder auf seine Weise.

„Mein Mann mag Gartenarbe­it, solange er ein brummendes Gerät

bedienen kann“

Redaktion Kleve

redaktion.kleve@rheinische-post.de Telefonnum­mer 02821 59821

Newspapers in German

Newspapers from Germany