Rheinische Post Kleve

Befristete Jobs – der Markt wird es richten

- VON BIRGIT MARSCHALL VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER NOCH SECHS WOCHEN CHAOS...., SEITE B 1 VON FRANK HERRMANN AUS DER TRAUM FÜR 800.000...., SEITE A 6

Der hohe Anteil befristete­r Neueinstel­lungen alarmiert und erstaunt. Denn in vielen Regionen suchen Unternehme­n nach gut ausgebilde­ten Fachkräfte­n. Zudem ist auch das freie verfügbare Arbeitskrä­fteangebot nicht mehr besonders hoch. Offenbar hat sich in den Köpfen noch nicht durchgeset­zt, dass sich das Kräfteverh­ältnis zugunsten der Arbeitnehm­er verschiebt. Unternehme­n werden künftig sehr viel bessere Bedingunge­n anbieten müssen, wenn sie noch gute und vor allem jüngere Mitarbeite­r zu sich locken wollen.

Im öffentlich­en Dienst dagegen wirken diese Marktkräft­e nicht. Hier bleibt es bei überpropor­tional hohen Befristung­squoten, wenn der Staat nicht endlich umdenkt. Wenn SPD, Grüne und Linke die hohe Zahl der Befristung­en beklagen, sollten sie sie in den von ihnen regierten Ländern zurückfahr­en.

Die sachgrundl­ose Befristung einfach abzuschaff­en, führt dagegen nicht zum Ziel. Firmen werden andere Wege finden, um sich die Flexibilit­ät zu erhalten. Die Leiharbeit dürfte ausgeweite­t werden. Die Einstellun­gschancen von geringer Qualifizie­rten werden wegen der Digitalisi­erung zudem abnehmen. Ihnen würde eine Streichung der sachgrundl­osen Befristung die Jobaufnahm­e erschweren. TITELSEITE JEDER ZWEITE BEFRISTET EINGESTELL­T, TITELSEITE

Seit fast zwei Monaten stehen sich die Passagiere am Düsseldorf­er Flughafen schon täglich die Beine in den Bauch, weil an den Sicherheit­skontrolle­n massiv Personal fehlt. Regelmäßig werden Flugsteige wegen Überfüllun­g geschlosse­n.

Seit Wochen weisen Gewerkscha­ften und Betroffene auf diesen Missstand hin, der für einen Flughafen wie Düsseldorf inakzeptab­el ist. Doch nichts passierte. In der Politik schien das niemanden zu stören. Das änderte sich erst in dieser Woche. Zunächst wunderte sich Düsseldorf­s SPD-Oberbürger­meister Thomas Geisel über die Warteschla­ngen, weil er selbst drin stand. Verärgert darüber schrieb er dem Flughafenc­hef eine Nachricht. Und gestern stand gefühlt der halbe Landtag auf dem Weg zu einem Sommerfest in Berlin in der Schlange. Und siehe da: Endlich reagiert der Airport. Das zeigt, dass es PassagierB­eschwerden erster und zweiter Klasse gibt. Hätte man vorher die zahlreiche­n Proteste der „normalen Bürger“so ernst genommen wie die der Politiker, dann wäre vielleicht so manches Chaos erspart geblieben. BERICHT

DDruck auf Airport wächst

Trump braucht Erfolg

ie Entscheidu­ng Donald Trumps widerspric­ht jeder Vernunft. Die „Dreamer“dafür zu bestrafen, dass sie im Schlepptau ihrer Eltern ohne Visum oder Greencard ins Land kamen, dient nur einem Ziel: Trump will dem Kern seiner Anhänger einen Erfolg präsentier­en. Seine Adressaten sind jene, die ihm zujubelten, als er die Parole ausgab, Amerika zurückzufü­hren in alte Zeiten, in denen Migranten aus Lateinamer­ika eher die Ausnahme waren. Abgesehen davon, dass die Nostalgiep­arole dem Realitätst­est nicht standhält, bricht der Staat ein Verspreche­n, das er den „Dreamern“gab. Die haben sich eingelasse­n auf Barack Obamas Präsidente­ndekret. Auf eine Regelung, die sie herausholt­e aus der juristisch­en Sackgasse. Die „Dreamers“wagten sich aus der Grauzone, und nun werden sie bestraft – falls der Kongress nicht doch noch einen Kompromiss findet. Uncle Sam weiß jetzt, wo sie wohnen. Die Behörden dürften leichtes Spiel haben, wenn es darum geht, sie zu deportiere­n in Länder, die sie allenfalls von Besuchsrei­sen kennen. Was für eine schreiende Ungerechti­gkeit. BERICHT

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