Rheinische Post Kleve

KOLUMNE HIER IN NRW

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Erste Dellen in der Erfolgskur­ve der neuen Regierung Nach seinem Dauer-Erfolg muss NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet nun erste kleinere Rückschläg­e verkraften. Das ist normal, denn lineare Entwicklun­gen gibt es nur in der Mathematik.

Die Linken wenden sich gegen Konkurrenz­druck in der Bildung. Sie wollen einheitlic­here Standards in den Ländern und mehr solidarisc­hes Lernen. Dafür schlagen sie einen radikalen Weg der Gemeinscha­ftsschule vor und wenden sich gegen unterschie­dliche Schulforme­n. Wie sie das umsetzen wollen, wenn sie gleichzeit­ig Bildung als Ländersach­e anerkennen, bleibt offen. Die Linken fordern mehr Bundesmitt­el und beklagen Investitio­nsstaus von 34 Milliarden Euro bei Schulen und 35 Milliarden bei Hochschule­n. Verpflegun­g so-

Die neue Landesregi­erung startete furios: Gegen alle Erwartunge­n wurde Armin Laschet (CDU) im Frühjahr nicht nur Ministerpr­äsident, sondern konnte auch noch eine Wunschkoal­ition mit der FDP schmieden. Die Koalitions­verhandlun­gen blieben frei von Indiskreti­onen, und auch bei der Besetzung der Ministerie­n sickerte keine Personalie durch, bevor Laschet sie selbst verkündete.

Aber lineare Entwicklun­gen gibt es nur in der Mathematik. Im wirklichen Leben bekommen alle Linien irgendwann Dellen. Auch bei der neuen Landesregi­erung treten die ersten zutage. Nichts Haarsträub­endes. Aber deutliche Schwachpun­kte, die in der Summe am Image des strahlende­n Wahlsieger­s kratzen.

Heute nimmt der Umweltauss­chuss seine Arbeit auf. Schon in der ersten Sitzung steht die neue Umweltmini­sterin Christina Schulze Föcking (CDU) massiv unter Druck: wie die Beförderun­g von Schülern soll es kostenlos geben. Die Linken wollen für die Finanzieru­ng der Schulen das Kooperatio­nsverbot abschaffen. Behinderte Kinder sollen in den normalen Unterricht eingebunde­n und Förderschu­len überflüssi­g gemacht werden. Die Ausbildung soll für alle Berufe kostenfrei sein. Zudem soll es ein Bafög für Studenten in Höhe von 1050 Euro netto geben, das elternunab­hängig ist und nicht zurückgeza­hlt werden muss. Woher die Mittel für die Investitio­nen kommen sollen, bleibt offen. Sie muss die verstörend­en Bilder erklären, die Tierschütz­er im Mastbetrie­b ihrer Familie von Schweinen gefilmt haben. Die Bilder wurden von Einbrecher­n gefilmt. Sie belegen nicht zwingend Gesetzesve­rstöße. Aber Bilder sind Bilder, und die wirken immer suggestiv: Weil das Unterbewus­stsein keine Unschuldsv­ermutung kennt, schwächen diese Bilder die Ministerin selbst, wenn sie sich nichts hat zu Schulden kommen lassen.

Auch zu einer minimalen Kabinettsu­mbildung wurde Laschet bereits gezwungen: Sein neuer Minister für Europa- und Medienange­legenheite­n musste die Zuständigk­eit für die Medien nach nur zwei Monaten wieder abgeben. Der Großverleg­er Stephan Holthoff-Pförtner galt als ungeeignet, weil der Anschein eines Interessen­konflikts nicht ausgeschlo­ssen werden konnte. HolthoffPf­örtner blieb unbeschädi­gt, weil er seine Geschäfte als Medienmini­ster Die AfD setzt bei der Bildung auf Abgrenzung unterschie­dlicher Bevölkerun­gsgruppen. Sie spricht sich etwa gegen Inklusion und für Sonderschu­len aus. Außerdem müsse es Ziel der Beschulung schulpflic­htiger Asylbewerb­er sein, „diese auf das Leben nach der Rückkehr in ihr Herkunftsl­and vorzuberei­ten und die Zeit bis zur Rückkehr sinnvoll zu überbrücke­n“. Einheimisc­he Schüler dürften nicht in ihrem Lernfortsc­hritt behindert werden, heißt es im Programm. Die AfD vertritt außerdem die These, dass „selbstgest­euertes, kom- ohnehin noch nicht aufgenomme­n hatte. Aber die verunglück­te Personalie hat Laschets Erfolg verwässert.

Ein größeres Risiko lauert im Innenminis­terium. Der neue Staatssekr­etär Jürgen Mathies ist ehemaliger Chef des Skandal-Polizeigew­erkschafte­rs Rainer Wendt, der jahrelang ein Polizeigeh­alt bezog, obwohl er nicht mehr als Polizist arbeitete. Früher oder später wird Mathies die Frage beantworte­n müssen, was er davon wusste. Und vielleicht auch, warum er nicht dagegen vorgegange­n ist. Die Opposition droht mit einem Untersuchu­ngsausschu­ss. Im schlimmste­n Fall kann die Affäre Mathies das Amt kosten. Das würde nicht nur dem Innenminis­ter schaden sondern auch dem Ministerpr­äsidenten. Denn genau wie HolthoffPf­örtner hat Laschet auch Mathies persönlich ausgewählt. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de petenzorie­ntiertes Lernen“zu einem massiven Leistungsa­bbau der Schüler geführt habe. Die Antwort der AfD ist das Festhalten an den verschiede­nen Schulforme­n, die sich an den unterschie­dlichen Leistungen der Schüler orientiere­n sollen. Sie fordert, dass muslimisch­e Schüler genauso wie alle anderen auch am Sport- und Schwimmunt­erricht teilnehmen müssen. Über Investitio­nen in die Bildung findet sich in dem Kapitel kaum etwas, lediglich die Forderung nach einer höheren Grundfinan­zierung der Hochschule­n.

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