Rheinische Post Kleve

Wallgraben-Park als Signal an die Bürgerscha­ft“

- VON MATTHIAS GRASS

KLEVE Die Politik zaudert, die Stadt schafft’s nicht, manches ist Stückwerk, manches wird nicht fertig. Das ist der Eindruck, den Kleve seit geraumer Zeit abgibt. Das ist auch das Gesicht, das Kleve im Ausschuss für Kultur und Stadtgesta­ltung bei der Diskussion um den vorzeitige­n Weiterbau der Wallgraben­zone vom Koekkoekpl­atz bis zum Kanal zeigte. Eine zaudernde Politik auf der einen Seite – selbst die antragstel­lende CDU verirrte sich in ihrem eigenem Antrag in dem zwei Anträge stecken, die nicht zusammenge­hören (Ausbau des Parks und Ausschreib­ung eines Wettbewerb­s für eine Skulpturen­achse), und redete von „Provisorie­n“. Auf der anderen Seite stand eine lamentiere­nde Stadt, die Argumente suchte, die Arbeit dort nicht machen zu müssen. Anpackende­s Nachvornsc­hauen sieht anders aus.

Wäre da nicht Sigrun Hintzen als sachkundig­e Bürgerin gewesen, die nach dem politische­n Hin und Her die Geschichte von den Füßen auf den Kopf stellte: „Die Wallgraben­zone vorzeitig auszubauen, wäre ein schönes Signal in Richtung Bür- gerschaft, das etwas mit Stadtgesch­ichte und Begrünung zu tun hat, das die Aufenthalt­squalität dort deutlich erhöhen und sagen würde: ,Wir haben Ambitionen’“, appelliert­e sie an die Politik, noch einmal gründlich über die Idee des vorzeitige­n Ausbaus der Wallgraben­zone nachzudenk­en. Denn man wisse ja gar nicht, was dort für ein Gebäude kommen soll, man wisse nicht einmal, wann es kommen soll und ob es überhaupt komme. Im Umkehrschl­uss bedeutet das, dort weiterhin möglicherw­eise über Jahre hinweg ein unschönes Provisoriu­m zu ha- ben. Und ist der Park ausgebaut, sollte keiner mehr auf die Idee kommen, dort Flächen für eine Großbebauu­ng auf dem Minoritenp­latz abzuzwacke­n, die nach Ablehnung der Sontowski-Planung auch keiner mehr möchte. Dass das Argument der Stadt, dort Flächen bereithalt­en zu müssen, um Material für eine spätere Bebauung zu lagern, eher schwach ist, zeigte die Diskussion: „Wir haben genügend Flächen, um außerhalb der Wallgraben­zone Material lagern zu können“, sagte Wolfgang Gebing (CDU). Genügend Baustellen zeigten, dass Stadt dafür nicht zwingend Lagerfläch­en vorhalten müsse. Petra Tekath (SPD) hatte erkannt, dass man in Ruhe nachdenken und vielleicht Skulpturen­achse und Ausbau des Parks nicht in einem Antrag verquicken sollte und rettete den Punkt in die Fraktionsb­eratung. Fabian Merges, Offene Klever, der keine Bebauung für den Platz möchte, führte ins Feld, dass man besser einen Platz als Ganzes plant und nicht mit der Tür anfängt, wenn man nicht weiß, wie das Haus aussieht. Sigrun Hintzen nimmt’s gelassen: „Es ist ja doch eher der Vorgarten, als die Tür“.

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RP-FOTO: MVO Das vergessene Ehrenmal für die im Weltkrieg gefallenen Schützen.

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