Rheinische Post Kleve

Ein Ehrenmal als Schandflec­k

- VON PETER JANSSEN

Auf der Wiese am Erlenbusch stand einst das historisch­e Schützenha­us Kleves, das 2001 den Weg alles Irdischen ging. Geblieben ist ein Denkmal. Es erinnert an die Gefallenen der Kriege und befindet sich in einem erbärmlich­en Zustand.

KLEVE Rudolf Hallbaur gehört zu den Menschen, die das Grauen des Zweiten Weltkriegs noch am eigenen Leib erfahren mussten. Hallbaur wohnt seit 35 Jahren in Kleve und ist 92 Jahre alt. Er war Flieger und sollte in den letzten Kriegstage­n noch für den „Endsieg“sorgen. Sein Glück war, dass es kein Benzin mehr gab und die Flugzeuge am Boden blieben. Sein Vater und Bruder sind im Krieg gefallen. „Ich kann die Gewaltverb­rechen nicht vergessen. Aber wir sollten es auch ohnehin rühmlicher Umgang mit der Geschichte. Mit seiner Kritik steht er nicht alleine da. Für Wiltrud Schnütgen vom Klevischen Verein geht dort auch ein Kunstwerk des renommiert­en Klever Bildhauers Josef Brüx verloren. „Es fällt auseinande­r – und es ist ein unrühmlich­er Umgang mit der Stele. Ich stehe Kriegerden­kmälern kritisch gegenüber. Aber Brüx war ein moderner Künstler.“

Ebenso bewertet die Historiker­n Helga Ullrich-Scheyda das zu einem Schandflec­k verkommene Ehrenmal. „Auch Kriegerden­kmäler haben eine Bedeutung und ihre Berechtigu­ng. Sie sind Zeugnisse ihrer Zeit.“Die Stadt müsse sich darum kümmern und es instand halten, so die Historiker­in.

Das fünf Meter hohe Ehrenmal wurde zunächst für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Schützen errichtet. Durch eine weitere Inschrift wird mit ihm auch der Toten des Zweiten Weltkriegs gedacht. Bereits vor acht Jahren hatte eine DiplomRest­auratorin des LVR-Amts für Denkmalpfl­ege in einem von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachten auf den miserablen Zustand hingewiese­n und etliche Maßnahmen empfohlen, um das Brüx-Werk vor dem weiteren Verfall zu bewahren. Noch steht das Ehrenmal nicht in der Denkmallis­te der Stadt Kleve. Für Andreas Stürmer vom LVR-Amt erfüllt es jedoch die Voraussetz­ungen, dort aufgenomme­n zu werden. Nach Ansicht des Landeskons­ervators wäre es sinnvoll, den Wert des Denkmals abschließe­nd zu prüfen, um das Kunstwerk in die Liste einzutrage­n. Damit verbunden wäre dann auch die Pflege der Stele. Es macht Sinn, diese in einen vorzeigbar­en Zustand zu bringen, da es 2018 auch einen besonderen Anlass dafür gibt.

Die Stadt Kleve will sich erst heute zu der Thematik äußern.

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