Rheinische Post Kleve

KOLUMNE GESELLSCHA­FTSKUNDE

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Lob der Großzügigk­eit Großzügigk­eit wird oft als Spendierfr­eude missversta­nden. Dabei erweist sie sich vor allem darin, die falschen Dinge nicht zu genau zu nehmen und mit größtmögli­cher Gelassenhe­it zu leben.

FAus Sicht der Linken sichern sich mächtige Energiekon­zerne ihre Profite, indem sie Wachstum „auf Kosten von Natur und Umwelt organisier­en“. Sie nimmt nicht das Wort Enteignung in den Mund, meint es aber: Die Vormachtst­ellung der Konzerne solle beendet und die Energiever­sorgung in Bürgerhand überführt werden. Der Machtwechs­el solle mit den Milliarden-Investitio­nen für den Ausbau der erneuerbar­en Energien funktionie­ren, heißt es. Privatisie­rte Energie-Unternehme­n will die Linke wieder kommunalis­ieren. ür Aristotele­s war sie eine Tugend – ein edles Maß der Mitte zwischen Geiz und Verschwend­ungssucht: Großzügigk­eit. Doch wird man dieser Tugend kaum gerecht, wenn man sie schlicht als Punkt zwischen zwei schlechten Extremen beschreibt. Großzügigk­eit ist ja eine Haltung, ein Wesenszug, eine Einstellun­g zum Leben, die nicht nur damit zu tun hat, welchen Stil man pflegt, wie viel Geld man ausgibt, ob man sich etwas gönnt und den anderen auch. Großzügigk­eit zeigt sich auch darin, dass man über Schwächen hinwegsieh­t, sich nicht über Nichtigkei­ten erregt, fünfe gerade sein lässt.

Das ist kein Plädoyer für Ungenauigk­eit, Schlampigk­eit, Relativism­us. Großzügig sein bedeutet gerade nicht, dass einem alles egal wäre, die anderen machen könnten, was sie wollen. Der Großzügige weiß im Gegenteil sehr genau, was ihm wichtig ist, was für ihn zählt. Darum kann Sie befürworte­t einen schnellere­n ÖkostromAu­sbau auf 43 Prozent bis 2020, 70 Prozent bis 2030 und 100 Prozent bis 2040. Das Erneuerbar­e-Energien-Gesetz für Ökostrom soll durch soziale Komponente­n ergänzt werden. Für den durchschni­ttlichen Stromverbr­auch soll es preisgünst­ige Sockeltari­fe geben, damit auch die Ärmsten Zugang zum Strom haben. Strompreis­e will die Linke stärker überwachen lassen. Die Stromsteue­r für Verbrauche­r will sie senken. Die Öko-Abwrackprä­mie für alte Kühlschrän­ke soll neu aufgelegt werden. Die AfD will Energiepre­ise kalkulierb­ar machen und die Förderung erneuerbar­er Energien zurückfahr­en. Die Strompreis­e würden mit jedem Bau weiterer Wind- und Sonnenstro­manlagen und dem Netzausbau zwangsläuf­ig weiter steigen, meint die AfD. Der Ökostrom habe die Verbrauche­r im Jahr 2015 insgesamt 27,5 Milliarden Euro gekostet. Die Subvention­en, die die Stromverbr­aucher leisten, würden jeden Vier-Personen-Haushalt bis 2025 mit 25.000 Euro belasten, behauptet die AfD in ihrem Wahlprogra­mm. Der Öko- strom-Ausbau überforder­e Wirtschaft und Bürger. Das Erneuerbar­e-Energien-Gesetz zur Förderung des Ökostroms will sie daher ersatzlos streichen. Auch die Energie-Standards für Gebäude und andere Vorschrift­en sollen entfallen. Die AfD will auch den Atomaussti­eg stoppen und auf Gas- und Kohlekraft­werke „auf absehbare Zeit“nicht verzichten. Das Pariser Klimaschut­z-Abkommen will sie kündigen.

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