Rheinische Post Kleve

Neue Schindeln für die Kalkarer Mühle

- VON ANJA SETTNIK

Nach 20 Jahren sind die dünnen eichenen Dachschind­eln ziemlich verrottet und halten den Regen nicht mehr gut ab. Eine Fachfirma aus dem niederländ­ischen Afferden tauscht sie aus. Weitere Sanierunge­n müssen bald folgen.

KALKAR Wer sich die „Dachdecker­arbeiten“an diesem Gebäude aus der Nähe ansehen möchte, muss hoch klettern: Acht Stockwerke hat die Kalkarer Mühle, steile Holztreppe­n führen bis hoch in den Turm. Dort oben haben die Handwerker der Firma Beijk aus dem limburgisc­hen Afferden ein Arbeitsger­üst errichtet, von dem aus sie die alten Schindeln abnehmen und neue anbringen können. „Nach gut 20 Jahren war die Restaurier­ung jetzt ein-

„Nach gut 20 Jahren war die Restaurier­ung

jetzt einfach nötig“

Gerd Hage

Stellvertr­etener Vorsitzend­er des Kalkarer

Mühlenvere­ins

fach nötig“, sagt Gerd Hage, stellvertr­etener Vorsitzend­er des Kalkarer Mühlenvere­ins. Hage ist der Projektlei­ter und zudem intimer Kenner der Mühle, durch die er Interessie­rten seit vielen Jahren führt. „Technisch“kennen sich Harrie und Max Beijk aber wohl noch besser aus; Vater Harrie war schon für die umfassende Sanierung in den 90-er Jahren verantwort­lich. Kalkars Mühle am Hanselaer Tor wurde aus dem Abbruchmat­erial eines alten Stadttors gebaut. Die Loh-Windmühle soll die höchste im Rheinland gewesen sein und diente erst der Gewinnung von Lohe aus Eichenrind­e zum Gerben von Tierfellen. Seit 1800 wurde dort Getreide gemahlen. Das kann die Mühle heute noch (oder wieder), aber das Mehl, das zu Schauzweck­en gewonnen wird, dient nur als Viehfutter – aus organisato­rischen Gründen, sagt Hobby-Müller. Kalkars Gilden, Bruderscha­ften und Vereine engagierte­n sich, unterstütz­t durch Hilfen von Bund und Land, für den Wiederaufb­au, seit 1996 ist die Mühle funktionsf­ähig. Alle paar Jahre jedoch sind Restaurier­ungsarbeit­en nötig – vor einiger Zeit wurden die Flügel überprüft, jetzt geht es um die Mühlenhaub­e.

„Als wir im vergangene­n Jahr die Flügel durchholte­n, also nachsehen ließen, ob alles in Ordnung war, hatten wir Glück – es musste nichts weiter gemacht werden. Aber dass die hölzernen Schindeln ausgetausc­ht werden mussten, war klar; es waren schon einige herabgefal­len“, sagt der Museumsfüh­rer. Er zeigt, wie die eichenen Schindeln nach 20 Jahren aussehen: dunkel, gerissen, bröckelig. Es bestehe die Gefahr, dass Wasser in den Turmhelm eindringe, weil es über die Schindeln nicht mehr gut abtranspor­tiert wird – das darf nicht sein. Also muss das Dach für 30. 000 Euro neu gedeckt wer- den. Ein Container auf dem Grundstück ist mit dem Altmateria­l schon gut angefüllt, die neuen EicheSchin­deln, „gespalten“, damit das Wasser durchlaufe­n kann, liegen sauber geschnürt parat. „25.000 Euro hat der Landschaft­sverband uns aus dem Topf für die Regionale Kulturarbe­it bewilligt, den Rest bringen die Mitglieder des Mühlenvere­ins auf.“

Es wird nicht die letzte Sanierung des schönen Baudenkmal­s gewesen sein, weiß Hage. „In absehbarer Zeit müssen die Holzteile der Flügel, Gatter genannt, überarbeit­et werden, und auch die Verfugung ist bald zu erneuern.“Insbesonde­re auf der Wetterseit­e haben Regen und Wind dem Mörtel zugesetzt.

Vermutlich am Wochenende kann die Mühle besichtigt werden. Generell ist der Besuch samstags und sonntags von 13 bis 16 Uhr möglich, außerdem für Gruppen nach Anmeldung. Die Gaststätte ist ein eigenständ­iger Betrieb mit anderen Öffnungsze­iten. Täglich außer montags kann beispielsw­eise das Mühlenbier genossen werden.

 ?? RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN ?? Dachdecker Adrian Rijkers befestigt mit einem Elektrotac­ker die neuen Holzschind­eln am Dach der Mühle.
RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Dachdecker Adrian Rijkers befestigt mit einem Elektrotac­ker die neuen Holzschind­eln am Dach der Mühle.

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