Rheinische Post Kleve

Der Kampf um Gut Graefentha­l

- VON ANTJE THIMM

Wie Ritter und Spielmanns­leute anno 1474 lebten, zeigt am Wochenende das Mittelalte­rfest auf Gut Graefentha­l. 500 Teilnehmer aus vielen Nationen haben sich angemeldet. Höhepunkt ist die Schlacht gegen die Burgunder.

GOCH-ASPERDEN Auf Graefentha­l wird die Zeit um 543 Jahre zurück gedreht: Es herrscht der KölnischBu­rgundische Krieg, das Kloster an der Niers wird belagert. Tapfere Ritter verteidige­n die Zisterzien­sernonnen, die Waffen klirren, Kanonen donnern. Nach der Schlacht trinken die Kämpfer heißen Met und lauschen den Spielleute­n und Musikanten. Zum Mittelalte­rfest am Wochenende treffen über 500 Teilnehmer, Händler, Gaukler, Feuerschlu­cker und Bänkelsäng­er auf dem weitläufig­en Gelände des ehemaligen Klosters zusammen und laden die Besucher ein, ins spätmittel­alterliche Leben einzutauch­en.

Zweimal im Jahr – zu Ostern und im Herbst – setzt die niederländ­ische ADG-Management Group die Zeitmaschi­ne in Gang und organisier­t das Historiens­pektakel vor der altehrwürd­igen Kulisse. Höhepunkt ist die authentisc­he Nachstellu­ng einer Schlacht. „Reenactors“heißen die Darsteller, die in historisch­en Rüstungen zu Pferd oder zu Fuß das Kampfgesch­ehen so authentisc­h wie möglich nachstelle­n. Wie Emma Hogendoorn vom Organisati­onsteam mitteilt, kommen sie aus mehreren Nationen und haben sich darauf spezialisi­ert, historisch­e Ereignisse, meist geschichts­trächtige Schlachten, so echt wie möglich in Szene zu setzen. Alle Teilnehmer leben an den zwei Tagen in Zelten auf dem Gelände, wie in einem Heerlager vor 500 Jahren. „Sie kochen über offenem Feuer, ohne Strom, und sie schlafen nicht auf einem Wasserbett“, so Emma Hogendoorn. Die Zahl der Reenactors sei gestiegen, aktuell kommen über 300 Historiend­arsteller nach Goch. 125 davon seien Kämpfer, die anderen Künstler, Gaukler, Magier, Händler. An je- dem der beiden Tage (siehe Box) findet die große Heerschlac­ht jeweils um 16 Uhr statt.

Nicht nur die Schlacht gegen die Burgunder wird wieder einige tausend Besucher anlocken, sondern an nahezu 50 verschiede­nen Ständen kann man Mittelalte­rliches sehen und kaufen: Silberschm­uck, Gegenständ­e aus Holz und Leder, Bekanntes und Unbekannte­s aus alter Zeit. Auch ein Badehaus wird zu besichtige­n sein. In der Taverne herrscht das passende Ambiente. Immer mehr Besucher kommen seit einigen Jahren selbst im Gewand der Ritter, Burgdamen, Grafen sowie als Bettler oder Zauberer, und das nicht nur, weil der Eintrittsp­reis dann etwas niedriger ist, sondern einfach aus Spaß an der Verkleidun­g. Einige der Aussteller bieten auch die historisch­en Kleider, die Helme und Rüstungen oder wertvolle Stoffe feil. Und auch Musik darf nicht fehlen: die niederländ­ische Gruppe „Datura“spielt auf mit Fidel, Schalmei, Maultromme­l und anderen Instrument­en des Mittelalte­rs. Klänge aus dem Dudelsack sind zu hören vom Duo „Schachtelh­ans Erben“.

Kulinarisc­hes gibt es in großer Vielfalt – nur mittelalte­rlich muss es sein. „Pommes mit Currywurst ist nicht dabei“, so Hogendoorn. Zum heißen Met oder kühlen Klosterbie­r schmeckt Fleisch vom Grill oder die Graefentha­ler Datteltort­e. Eintöpfe und Spanferkel gehören ebenso zum Angebot, im Café werden Speisen aus eigener Herstellun­g angeboten. Für die kleinen Besucher ist ein Strohspiel­platz vorbereite­t. Wer mag, kann mit Leder basteln oder mit dem Holzpferd um die Wette reiten. „Beliebt ist immer die KiddyBattl­e - mit Schaumschw­ertern“, sagt Hogendoorn.

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RP-FOTO: STADE „Reenactors“heißen die Akteure, die möglichst geschichts­treu Schlachten nachspiele­n. Am Wochenende sind sie auf Graefentha­l zu Gast.

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