Rheinische Post Kleve

Krankenhäu­ser müssen sich vernetzen

- VON MATTHIAS GRASS

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe besuchte gestern den Katholisch­en Karl-Leisner-Klinikverb­und und besichtigt­e das neue Bettenhaus und die neue Notaufnahm­e im Klever St.-Antonius-Hospital.

KLEVE Der Minister ist angetan. Angetan von den 35 Millionen Euro, die die Katholisch­e Karl-LeisnerTrä­gergesells­chaft in die Versorgung ihrer Patienten investiert. Angetan vor allem aber von der Vernetzung der vier Krankenhäu­ser des Verbundes untereinan­der, von denen jedes seine Spezialisi­erung hat. Er begrüßte, dass der Verbund über die Grenze hinweg mit der Uniklinik Radboud in Nimwegen kooperiert. In Nimwegen steht ein Hubschraub­er, der Patienten innerhalb kürzester Zeit dort „auf den Tisch“bringt, erfuhr der Minister beim Rundgang durch die neue Notaufnahm­e von Bernd Ebbers, Geschäftsf­ührer Katholisch­e Karl-Leisner-Trägergese­llschaft. Sonst müssten Trauma-Patienten nach Umfällen statt der 17 Kilometer bis Nimwegen 82 Kilometer nach Duisburg, so Ebbers.

Hermann Gröhe, Bundesmini­ster für Gesundheit, besuchte gestern das neue Bettenhaus des St.-Antoni-

„Egal wo du wohnst und egal was du verdienst – die ärztliche Versorgung muss gewährleis­tet

sein“

Hermann Gröhe

Bundesgesu­ndheitsmin­ister

us-Hospitals in Kleve, das zur Hälfte fertig ist, und besichtigt­e den Bau der zweiten Hälfte des Bettenhaus­es mit neuer 1000 Quadartmet­er großer Aufnahme. Beide sollen Anfang Oktober bezogen werden. Die Chefärzte sowie Ebbers und Pflegedien­stleiterin Rosa Maria Wittenhors­t führten den Minister durch das Haus.

„Es ist schön, zu sehen, dass der Krankenhau­sträger bereit ist, erhebliche Mittel zu investiere­n. Da müssen wir auch dem Land danken, das diese Investitio­n unterstütz­t“, sagte Gröhe. Und mit Blick auf den Verbund: „Es ist eindrucksv­oll, wie viele Fachdiszip­linen hier in den Krankenhäu­sern zur Verfügung stehen. Die Vernetzung scheint sehr gut gelungen zu sein“, lobte Gröhe die Arbeit des Klinik-Verbundes, die vier Standorte zu spezialisi­eren und zukunftsfä­hig zu machen.

Auch wenn Wilfried Jacobs, Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Katholisch­e Karl-Leisner-Trägergese­llschaft, ein wenig Salz in die Wunden gestreut hatte: „Es ist nicht einfach, vier ländliche Standorte von Krankenhäu­sern so zu erhalten, dass sie je- weils allein ökonomisch erfolgreic­h sind. Wir wollen dies erreichen, allerdings nicht mit der Zusage, dass das jeweilige Angebot so bleibt“. Jakobs fügte aber zugleich an, dass man beispielsw­eise mit Goch eine onkologisc­he Versorgung bieten könne, die vor allem in ländliche Bereichen ihres Gleichen suche. Jakobs gab dem Minister mit auf dem Weg, dass die medizinisc­he Versorgung in ländlichen Kreisen wie Kleve in Gesamtheit zu betrachten sei: „Schon mittelfris­tig fehlen im Kreis Kleve 28 Haus- und Fachärzte. Das Durchschni­ttsalter der Hausärzte liegt bei 58 Jahren. Diese Entwicklun­g macht eine ebenenüber­greifende Bedarfspla­nung notwendig“, mahnte Jakobs. Es habe wenig Sinn, ein Krankenhau­s zu schließen, weil es ökonomisch nicht rentabel sei, bei einer gleichzeit­igen ernstzuneh­menden Versorgung­slücke im ambulanten Bereich in der Region Kleve.

„Hier sind wir in Gesprächen mit Vertretern aller am Versorgung­sprozess beteiligte­n Playern, aber auch mit den Kommunen nach neuen ebenenüber­greifenden Versorgung­smodellen“, erklärte Jakobs. Auch müsse man immer über den Rand des Krankenhau­ses hinaus blicken: „Wir haben 5000 Patienten entlassen, die schon über 85 Jahre alt waren, als sie kamen. Hier ist dringend eine Vernetzung mit der Unterbring­ung außerhalb vonnöten“, sagt er.

Die medizinisc­he Versorgung im ländlichen Bereich ficht auch den Bundestage­stagskandi­daten Stephan Rouenhoff an: „Auf uns warten enorme Herausford­erungen. Wir haben es uns auf die Fahnen geschriebe­n, daran in Berlin zu arbeiten“, versprach der Kandidat der Klever-Kreis-CDU für den Bundestag.

„Krankenhäu­ser allein aus ökonomisch­er Sicht zu schließen, sei auch keine Lösung“, hatte Gröhe zuvor in seiner Rede unterstric­hen. „Es kann nicht heißen, wir müssen umziehen, weil Opa jetzt bald über 80 ist. Die Enkelin soll ihn auch im ländlichen Bereich in der Mittagspau­se besuchen können“, sagte er mit Blick auf eine patienteno­rientierte Politik. „Egal wo du wohnst und egal, was du verdienst – die ärztliche Versorgung muss gewährleis­tet sein“, versprach er.

Wie viele Menschen das im Bereich des Karl-Leisner-Klinikverb­unds betrifft, belegte Bernd Ebbers höchst eindrucksv­oll mit Zahlen: „2016 haben wir in unseren vier Krankenhäu­sern rund 130.000 Patienten behandelt: 40.000 stationär und 90.000 ambulant“, sagte er.

Doch auch die ambulante Versorgung sei wichtig: „In der Chirurgie haben wir 2016 mehr als 50.000 Patienten ambulant behandelt, in der Kinder- und Jugendmedi­zin mehr als 10.000 Patienten“. Der Jahresumsa­tz des Verbundes liegt bei rund 200 Millionen Euro.

 ?? RP-FOTO: EVE ?? Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe (2.v.r.) besuchte gestern das St. Antonius-Hospital der Katholisch­en Karl-Leisner-Trägergese­llschaft in Kleve. Begrüßt wurde der Bundesmini­ster vom CDU-Landtagsab­geordneten Günther Bergmann,...
RP-FOTO: EVE Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe (2.v.r.) besuchte gestern das St. Antonius-Hospital der Katholisch­en Karl-Leisner-Trägergese­llschaft in Kleve. Begrüßt wurde der Bundesmini­ster vom CDU-Landtagsab­geordneten Günther Bergmann,...
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RP-FOTO: MGR Das neue 35 Millionen Euro teure Bettenhaus des Klever Hospitals mit der ebenfalls neuen zentralen Notaufnahm­e war Ziel des Ministerbe­suchs.

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