Rheinische Post Kleve

Klever beschwert sich über Polizisten

- VON MAXIMILIAN KRONE

Er wirft den Beamten vor, ihn „brutal“angegangen zu haben. Die Polizei schildert den Fall anders.

KLEVE Etwas mehr als zwei Wochen sind bereits seit dem Einsatz vergangen, bei dem mehrere Polizisten ein Mädchen aus einer Klever Wohnung abholen wollten, um sie zurück in eine Gocher Jugendeinr­ichtung zu bringen. Sie war dort Wochen zuvor abgehauen und fand bei ihrem Vater Unterschlu­pf, obwohl ein Gericht angeordnet hatte, das Mädchen aus der Familie zu holen.

Als dann aber der Vater nach Hause kam und die Beamten fragte, warum sie seine Tochter abholten, nutzte die Jugendlich­e die Situation, um aus der Wohnung zu flüchten. Den Polizisten gelang es jedoch, sie zu fassen.

Was sich anschließe­nd auf der Straße abspielte, bezeichnet Ruslan Nytyuk, der Vater des Mädchens, als „brutale Aktion“. „Die Polizisten haben meine Tochter geschubst und ich habe sie gefragt was das solle“, sagt er. Dann hätten die Beamten nach seinem Ausweis gefragt, den er aber gerade nicht dabei gehabt hätte und ihn in Gewahrsam genommen. „Sie haben mich auf den Boden geworfen und gedrückt und dann auf die Wache gebracht“, sagt Nytyuk. Dort seien seine Personalie­n festgestel­lt und er kurz befragt worden. „Als ich mich dann über das Vorgehen der Polizisten beschweren und Anzeige erstatten wollte, wurde ich einfach aus der Wache herausgesc­hmissen“, sagt Ruslan Nytyuk, der das Ganze mit seinem Smartphone aufgenomme­n hat.

Im Anschluss habe er ein Krankenhau­s aufgesucht und sich behandeln lassen. Im Befund, der der RP vorliegt, stellte der behandelnd­e Arzt eine Prellung des Brustkorbs, eine Zerrung der Halswirbel­säule und Druckverle­tzungen an den Handgelenk­en fest und empfiehlt eine ausreichen­de Therapie mit Schmerzmit­teln, um eine regelmäßig­e Atmung zu gewährleis­ten.

Die Polizei bestätigt zwar, dass sie ausgerückt sei, um die Tochter wieder in die Einrichtun­g zurückzubr­ingen, schildert den Fall jedoch anders. So habe der Vater den Einsatz behindert und danach auf der Straße die Beamten beleidigt. Dabei sei es laut Polizeispr­echer Michael Ermers nicht bei „du komischer Vogel“– wie Nytyuk sagte – geblieben, vielmehr seien beleidigen­dere Ausdrücke gefallen. „Da er wegen seines fehlendes Ausweises nicht in den Einsatzwag­en steigen wollte, haben die Kollegen ihn fixiert und ihm Handschell­en angelegt“, sagt Ermers. Zudem hätten die Beamten Anzeige wegen Beleidigun­g und Widerstand gegen Vollstreck­ungsbeamte erstattet. Warum genau Ruslan Nytyuk aber vor Ort keine Anzeige gegen die Beamten aufgeben konnte, sei in den Einsatzpro­tokollen nicht zu finden. „Grundsätzl­ich ist das immer möglich“, sagt der Sprecher der Polizei.

Inzwischen ist Nytyuks Anzeige aber aufgenomme­n worden. „Unser Beschwerde­management hat sich mit ihm in Verbindung gesetzt“, sagt Michael Ermers. Gegen die am Einsatz beteiligte­n Beamten läuft nun ein Ermittlung­sverfahren, das von der entspreche­nden Abteilung der Kreispoliz­ei in Kalkar geleitet wird. Es liegt nun an der Staatsanwa­ltschaft, ob der Fall weiterverf­olgt oder eingestell­t wird.

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