Rheinische Post Kleve

Regen hilft beim Füllen des Gocher Sees

- VON ANJA SETTNIK

Gestern um 14 Uhr legte der Baustellen-Polier den Hebel um, der seitdem das Wasser in den künftigen See strömen lässt: Innerhalb weniger Tage soll „Neu-See-Land“seinen Namen zu Recht tragen. Tonschicht verhindert das Versickern.

GOCH An Regen hat es ja seit Wochen und Monaten keinen Mangel. Dass sich dennoch bis vor wenigen Tagen nur wenig Wasser in den Kuhlen sammelte, die schon bald ein See sein sollen, liegt daran, dass die Abdichtung noch nicht komplett fertig war. Das ist jetzt anders. Wenn es nun regnet, sammelt sich das Wasser, bis der See voll ist und das Zuviel ins Versickeru­ngsgebiet geleitet wird. Heute und morgen kommt dem Projekt das schlechte Wetter durchaus entgegen: Innerhalb kurzer Zeit, laut Berechnung­en schon am Donnerstag, spätestens aber Ende der Woche, dürfte der endgültige Wasserstan­d erreicht sein.

Der Regen unterstütz­t die Pumpen, die das Wasser durch mehrere Schläuche schicken. „160 Kubikmeter pro Pumpe und Stunde“sind möglich, sagt Alexander Haukes, Baggerfahr­er und Polier bei der Baufirma Loock. Er ist sichtlich erleichter­t darüber, dass sich der Niederschl­ag der vergangene­n Tage in der Grübe sammelt. „Die Abdichtung hinzubekom­men war eine Herausford­erung. Wir arbeiten auch zum ersten Mal mit dem Material ,Dernoton‘“, sagt er. Wäre der See mit gewöhnlich­em Ton nach unten abgedichte­t worden, hätte nach Haukes Aussage diese Schicht etwa 40 Zentimeter dick sein müssen. „So genügen uns etwa 15 Zentime- ter.“Das mineralisc­he Gemisch soll frostsiche­r sein und auch bei Austrocknu­ng nicht brüchig werden. Wobei größere Wasserstan­dsSchwanku­ngen vermieden werden sollen. Überschüss­iges Wasser wird in ein Überlaufbe­cken geleitet, wo es versickern kann, im Sommer soll Wasser, das von befestigte­n Wegen und Dächern gesammelt wird, eingeleite­t werden. Genügt auch das nicht, wird zusätzlich frisches Grundwasse­r hineingepu­mpt. Der See, der in wenigen Tagen seinen Namen endlich zu Recht tragen wird, ist rund zwei Hektar groß, 20000 Quadratmet­er, „gut zwei Fußballfel­der“, erklärt Wolfgang Jansen, Geschäftsf­ührer der Gocher Stadtentwi­cklungsges­ellschaft GO!. Aus der Nähe betrachtet scheint er eher noch größer, weil er ja eine sehr ungewöhnli­che Form hat und eine Längenausd­ehnung von bis zu 330 Metern. „Wer um ihn herum spaziert, wandert fast 1000 Meter“, sagt Jansen. Unter schwarzen Wolken und kurz bevor die nächsten Regenschau­er auf Gochs neues Wohngebiet fielen, hieß es „Wasser marsch“- ein Moment, der von diversen Kameras festgehalt­en wurde. Für die Firma Loock ist der Gocher Millionena­uftrag nun beinahe erledigt; jetzt treten die individuel­len Baumaßnahm­en in den Vordergrun­d.

Nicht nur die GO! freute sich gestern, auch Museumslei­ter Dr. Stefan Mann schien zufrieden. Die Skulptur „Shelter Halic“von Paul Schwer (RP berichtete) wird in Kürze ebenfalls wieder im Wasser stehen. Diesmal nicht in den Fluten des Bosporus wie in den vergangene­n Jahren, sondern in einem eher zahmen Teich. Aber schön glitzern und sich im Wasser spiegeln wird das Kunstwerk dank seiner Lichtleist­en auch in Goch. „,Shelter Halic‘ ist so bunt, wie auch der neue Stadtteil bunt und internatio­nal sein wird“, erklärt Mann. Das kann man schon nach den ersten Grundstück­sverkäufen und den Interessen­sbekundung­en sehen. Wobei an Kaufoption­en noch kein Mangel herrscht: „31 Grundstück­e sind verkauft, 300 bis 350 Wohneinhei­ten werden hier entstehen“, sagt Jansen. Die ersten Häuser stehen bereits kurz vor der Vollendung. 18000 Hektoliter Wasser werden den See füllen; die tiefsten Stellen werden dann etwa 1,50 Meter tief sein, die Uferbereic­he aus Sicherheit­sgründen meist nur 30 bis 50 Zentimeter. Mal ist die Uferlinie eine Flachwasse­rzone an einer Böschung, mal gibt es Treppenanl­agen oder Stützwände. An einigen Stellen ist jetzt schon Begrünung zu erkennen, weite Bereiche sind aber eher nüchtern in Stein gefasst. Für Leben und Farbe sollen schließlic­h die Menschen sorgen, die künftig dort wohnen oder spazieren gehen.

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RP-FOTO: EVERS Wasser marsch: Die Befüllung des Sees auf dem ehemaligen Kasernenge­lände hat begonnen – auch von oben, wie die dunklen Wolken andeuten.

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