Es wird einmal
Es wird einmal… So fangen die Märchen heute an. Sie spielen nicht mehr in der Vergangenheit, sondern in naher Zukunft. Die gute Fee hat ausgedient. Roboter erleichtern den Alltag als perfekte Haushaltshilfen. In der Krankenpflege verspricht man sich von Maschinen künstlicher Intelligenz unverzichtbare Dienste. Algorithmen, intelligente Software und Roboter können immer mehr Dinge, zu denen noch vor Kurzem allein der Mensch fähig war oder halt eine gute Fee. Künstliche Intelligenz verarbeitet rasant wachsende Datenmengen. Sie liest Texte, versteht Sprache, erkennt Gesichter und analysiert in Echtzeit die Umgebung – etwa um selbstständig Auto zu fahren. Das lässt unser Menschsein nicht unberührt. Der science fiction Autor Isaac Asimov schildert 1976 die Geschichte des Roboters Andrew. Dieser intelligente, lernfähige Roboter entwickelt menschliche Züge und Fähigkeiten. Eines Tages verliebt sich der Roboter und sehnt sich danach ein Mensch zu sein. Das wird ihm offiziell verweigert, weil die Sterblichkeit den Menschen auszeichnet. Andrew kann abgeschaltet werden, aber nicht sterben. Zum Lieben gehört das Sterben. Das unterscheidet die Liebe von jeder geschätzten professionellen Hilfeleistung. Die Liebe macht die Zeit eines anderen zur eigenen Zeit. Das sagt die Bibel wenn Menschen angesichts des Leidens dort fragen: wo ist denn euer Gott? Sie wollen Gott als den Verhinderer menschlicher Not. Gott könne doch, so denken sie, das Sterben nicht zulassen! Das Evangelium spricht aber anders von Gott. Jesus stirbt. Und gedeutet wird es so: Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass sein Sohn für uns gestorben ist. Unser christlicher Glaube sagt, dass geteilte Zeit erlöste Zeit werden kann. Gott macht unser Leben zu seinem Leben, unsern Tod zu seinem Tod. Christen glauben daran, dass die Liebe aufersteht. Das aber ist kein Märchen, sondern lebendige Hoffnung. Gott spricht: Es wird einmal….
STEFAN NOTZ, ST. WILLIBRORD KLEVE