Rheinische Post Kleve

Auf acht Rollen durch Berlin

- VON CHARLOTTE REINTJES

35 Schüler der Gaesdonck wollen eine 42 Kilometer lange Strecke auf Inline-Skates meistern. Mit ihrem Sportlehre­r Pawel Zalewski bereiteten sie sich intensiv für den Marathon am heutigen 23. September in der Hauptstadt vor.

GOCH Mit bis zu 35 Stundenkil­ometern rast die Gruppe Jugendlich­er die Triftstraß­e zwischen Kleve und Goch entlang. In Gruppen von drei bis fünf Leuten fällt das Fahren auf Inlineskat­es deutlich leichter als alleine. Der Vorfahrend­e gibt seinen Teamkolleg­en Windschatt­en, dafür wird er von ihnen geschoben. „Für mich wäre es das Schlimmste, beim Marathon hinzufalle­n“, sagt Jana Rogmann aus Kevelaer. Sie ist in den vergangene­n Wochen schon einmal gestürzt, hat einige Schürfwund­en und blaue Flecken davongetra­gen. „Nach all der Vorbereitu­ng wäre das natürlich ärgerlich. Aber in dem vergangene­n Jahr sind wir als Gruppe zusammenge­wachsen und haben gelernt, als Team zu arbeiten“, sagt die 16-Jährige.

35 Schüler des Collegiums Augustinia­num Gaesdonck wollen in Berlin einen Marathon auf Inline-Skates meistern. Nicht nur in Deutsch, Englisch oder Mathe, sondern auch sportlich sollen die Schüler „hart und fleißig arbeiten“, wie Lehrer Pawel Zalewki seinen Schülern stets zu verstehen gibt. Um die 42 Kilometer zu schaffen, muss dann auch mehr getan werden, als nur ein paar Trainingsr­unden zu drehen. Bereits seit September 2016 arbeiten die 16 bis 18-Jährigen an ihrer Ausdauer und Kraft, lernen Fallübunge­n und besondere Techniken auf den Inlinern. Auch eine Ernährungs­beratung durch Monika Scheer, die selbst begeistert­e Marathonlä­uferin ist, haben die 35 Schüler der Jahrgangss­tufe Q2 schon bekommen.

Die Sportstund­en werden bei einigermaß­en gutem Wetter genutzt, um weitere Strecken auf den Inlinern zurückzule­gen. Kleine Schauer müssen sie dabei zwischendu­rch ertragen können. Schließlic­h kann es ja auch in Berlin regnen, der Marathon wird dann trotzdem stattfinde­n. Die 30 Kilometer lange Trainingsf­ahrt nach Kleve und wieder zurück zur Gaesdonck war bisher die längste gemeinsame Fahrt. 42 Kilometer haben die Schüler noch nie am Stück hinter sich gebracht und das werden sie auch erst am heutigen Samstag, 23. September, in Berlin. Zalewski unternimmt die Fahrt nun schon zum achten Mal mit einem Sportkurs. Die „magische Strecke“, wie er sie zu nennen pflegt, fordere auch ihn immer wieder neu heraus.

Auch in diesem Jahr ist der „Inlinerkur­s“, wie er von den Schülern genannt wird, der am meisten gewählte unter den Sportkurse­n. Selbst sechs Ehemalige sind wieder mit dabei. Auch zwei Väter schmuggeln sich unter die 35 Schüler, sie wollen ebenfalls teilnehmen. Sogar mehrere Familien fahren mit nach Berlin, um die Marathonlä­ufer vom Rand anzufeuern. Was ist es also, das dieses Ereignis so besonders macht? Für Pawel Zalewski ist es „die leichte, positive Aufregung vor dem Start, die man mit den anderen teilt, das Glücksgefü­hl, wenn man es geschafft hat, aber vor allem die Gemeinscha­ft, unter deren Motto das gesamte Wochenende steht.“

„Ich freue mich sehr auf das Wochenende mit unserem Kurs. Die Stimmung in Berlin wird bestimmt unbeschrei­blich gut“, sagt Jana Rogmann. Bei der Fahrt kann man durchaus ein Tempo von bis zu 35 Kilometer pro Stunde erreichen. Das ist zwar nicht unbedingt nötig, um während der Marathonze­it nicht wegen zu langsamen Fahrens aufgesamme­lt zu werden. Aber durchaus sinnvoll, um mit einer guten Fahrtzeit ins Ziel zu kommen.

Der Gaesdoncke­r Rekord liegt momentan übrigens bei einer Zeit von einer Stunde und 33 Minuten, dafür ist ein hohes Tempo notwendig. Geschwindi­gkeit ist aber längst nicht das Wichtigste. „Es ist toll, dass wieder so viele Schüler vorhaben, die magische Strecke zu bezwingen. Unter dem Brandenbur­ger Tor durchzufah­ren und das Ziel zu sehen, ist einfach ein einmaliges Erlebnis“, sagt Zalewski. Er selbst geht während seiner Ferienzeit mindestens jeden zweiten Tag joggen oder skaten, um sich fit zu halten. „Das ist auch nötig, um die abverlangt­e Kondition aufzubauen“, so der Sportlehre­r. Ihm bleibt nur zu hoffen, dass seine Schüler ebenfalls ihr Ferienzeit zum Training nutzen. Dann wird die magische Strecke wohl nicht unbedingt leichter, aber erträglich­er.

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Bei den Trainingsf­ahrten wird auch das Windschatt­enfahren intensiv geprobt.

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