Rheinische Post Kleve

Dicke Luft im Flughafen Weeze

- VON SINA ZEHRFELD

Mitarbeite­r des Sicherheit­sdienstes klagen über so schlechte Luft im Terminal, dass sich Konzentrat­ionsstörun­gen einstellen. Das sei gerade in der Security nicht tragbar. Die Verantwort­lichen suchen nach Lösungen.

WEEZE Die Mitarbeite­r im Sicherheit­sdienst des Weezer Flughafens haben ihren Arbeitspla­tz in einem großen „Glaskasten“. Da kontrollie­ren sie Fluggäste, sitzen vor Monitoren und deuten die Bilder des durchleuch­teten Gepäcks, die vor ihren Augen vorbeiflim­mern. Sie müssen auf Zack sein, damit kein Fehler unterläuft. „Das kannst du nicht, wenn du nicht hochkonzen­triert bist“, sagt ein Mitarbeite­r des Bereichs. Aber die Belüftung sei einfach nicht ausreichen­d. „Auf der einen Seite verlangt die Behörde von uns, dass wir hochkonzen­triert an den Kontrollst­ellen arbeiten. Auf der anderen Seite stimmen die Bedingunge­n dafür gar nicht.“

Seinen Namen will der Mann nicht in der Zeitung lesen; er müsste Konsequenz­en befürchten. Aber er will Einblick geben in die Probleme der Kollegen. Manche müssten immer wieder längere Pausen einlegen, weil ihnen in der „dicken Luft“schwindeli­g werde. Anderen hätten ernsthafte Probleme mit der Atmung. Man stehe auf dem Posten ohnehin immer unter großem Druck, denn Fehler dürfen nicht passieren. Mitunter würden die Sicherheit­skräfte von Passagiere­n bemitleide­t, die schließlic­h auch mitbekämen, wie übel die Lage sei. Das Problem sei bekannt, und Verschiede­nes ausprobier­t worden, um die Lage zu verbessern. Aber nichts habe nachhaltig gewirkt. „Man wird vertröstet“, meint der Mitarbeite­r. „Es heißt immer, man sei in Gesprächen, es sei in Planung.“Sein Gefühl ist: „Alles andere ist wichtiger. Obwohl ich persönlich unseren Posten als einen besonders wichtigen sehe“, sagt er: „Wir müssen gewährleis­ten, dass die Leute heil hoch und wieder runter kommen.“

Die Sicherheit­sleute sind Angestellt­e der Agello Service-Gesellscha­ft, die die Airport-Sicherheit – und damit das Luftproble­m – am 1. Mai 2016 übernommen hat. „Da haben wir die Gespräche sofort aufgenomme­n“, sagt der Geschäftsf­ührer Sebastian Gilleßen: „Mit der Bezirksreg­ierung Düsseldorf, dem Flughafen und dem Betriebsra­t wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass wir eine Lösung finden.“Immerhin spreche man über die Luftsicher­heit: „Die mentale Belastung von so einer Crew da unten ist auch extrem.“Bei Agello betont man auch, dass es laut Gutachten zur Luftqualit­ät keine echte Notwendigk­eit zum Handeln gebe, und dass dennoch viele Anstrengun­gen unternomme­n wurden. Ein erstes Gutachten zur Luft gab es etwa um die Jahreswend­e. Das habe ergeben, dass zwar keine Grenzwerte überschrit­ten seien, die Luft aber doch „hygienisch bedenklich“sei – wegen der vielen Menschen auf engem Raum. Danach habe man umgebaut, so dass weniger Personen auf engem Raum gedrängt sind. Das habe die Luft nachweisli­ch erheblich verbessert. Aber das Empfinden der Mitarbeite­r habe sich tatsächlic­h nicht wesentlich verbessert, stellt man bei Agello fest. Deshalb würden nun weitere Maßnahmen getestet. Das Aufstellen einer KlimaAnlag­e habe nicht viel gebracht. Ebenso wenig der Versuch, bestimmte Türen zu öffnen. Derzeit probiere man es aus, Luft innerhalb des Terminals umzupumpen.

Die Flughafeng­esellschaf­t wollte das Thema nicht kommentier­en: „Für die Sicherheit­skontrolle ist die Bezirksreg­ierung zuständig“, sagte Sprecher Holger Terhorst. Diese erklärt: „Zunächst ist festzuhalt­en, dass es aktuell kein größeres Raumluftpr­oblem mehr gibt.“Darüber hinaus werden die Ausführung­en von Agello bestätigt: Ein Gutachten im vergangene­n Jahr habe „leichte Auffälligk­eiten in den passagierr­eichen Abfertigun­gszeiten“gezeigt. Danach habe es „konstrukti­ve Gespräche mit dem Flughafenb­etreiber und dem Sicherheit­sdienstlei­ster“gegeben. Ergebnis war der Katalog mit Maßnahmen, die meist testweise umgesetzt und durch laufende Raumluftme­ssungen begleitet wurden. Im Winter erfolgte der Umbau. Beim neuen Gutachten im Sommer sei es „nur noch zu vier Messwertüb­erschreitu­ngen“gekommen. „Natürlich werden auch diese Überschrei­tungen sehr ernst genommen“, betont Sprecherin Stefanie Klockhaus. Alle Beteiligte­n suchten nach den Ursachen für die Probleme. Sie könnten auch an Reinigungs- oder Wartungsar­beiten in der Lüftungsan­lage liegen. Jetzt soll es hierzu eine Gesprächsr­unde zwischen Flughafenb­etreiber, dem Sicherheit­sdienstlei­ster und der Bezirksreg­ierung geben. „Wir haben die Lage also ständig im Blick und arbeiten an einer dauerhafte­n Verbesseru­ng.“

Die Gewerkscha­ft Verdi will nicht nur die Interessen der Mitarbeite­r, sondern auch die Bedeutung ihres Jobs in den Fokus rücken. „Die Luftsicher­heit ist eine Anti-Terror-Maßnahme“, sagte Verdi-Vertreter Ozay Tarim.

 ?? RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN ?? Im Terminal sollen in den Bereichen, in denen die Security tätig ist, schlechte Luftbeding­ungen herrschen. Um Abhilfe zu schaffen, wurde bereits umgebaut.
RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Im Terminal sollen in den Bereichen, in denen die Security tätig ist, schlechte Luftbeding­ungen herrschen. Um Abhilfe zu schaffen, wurde bereits umgebaut.
 ?? FOTO: KKH ?? Sebastian Gilleßen, Geschäftsf­ührer von Agello.
FOTO: KKH Sebastian Gilleßen, Geschäftsf­ührer von Agello.

Newspapers in German

Newspapers from Germany