Rheinische Post Kleve

Vier junge Künstler im Klever Projektrau­m am Bahnhof

- VON MATTHIAS GRASS

Die Niederländ­erinnen Marlou Rutten und Michelle van Ool und die Deutschen Kai Welf Hoyme und Stefanie Puta zeigen ihre Arbeiten ab Samstag.

KLEVE Die Camera obskura holt das Draußen nach drinnen. Auf den Kopf gestellt ziehen Fahrzeuge vorbei, Menschen. Die Bäume und der Bahnhof bilden seltsam verwischt die Kulisse zum bewegten Spiel. Alles scheint unscharf, irreal und real zugleich. Marlou Rutten hat das Objektiv der Camera obscura durch das Schaufenst­er im projektrau­mbahnhof25 auf die Straße gerichtet. Eine große runde schwarze Kamera. Sie sei wie ein menschlich­es Auge, nur außerhalb des Körpers, sagt die Niederländ­erin, die mit diesem Werk gerade ihre Anschlussa­rbeit an der Kunstakade­mie in Arnheim vorgestell­t hat. Das Werk ist jetzt in dem Klever Kunstverei­n zu sehen.

Es ist der Versuch, das Unsichtbar­e sichtbar zu machen, den Prozess vom Objekt zur Wahrnehmun­g. Doch was scheinbar so objektiv zu sein scheint – es ist die Abbildung dessen, was draußen passiert – ist subjektiv. Die Bilder stehen auf dem Kopf, zeigen kaum Farbe, sind verschwomm­en, haben eine andere Größe. Zu sehen auch im hinteren Raum: Die runden Leuchten erscheinen sind durch die Linse betrachtet viel kleiner, als das Original. Ähnlich der Versuch Ruttens, den Tag einzufange­n, der auf ihrem „Film“, es ist eingefärbt­er Stoff, als belichtete Zone die hellen Zeiten des Tages dunkel und die dunklen hell zeigt.

Michelle van Ool hat ein ähnliches Thema: Sie hat eine Filmentwic­klungs- und Kopiermasc­hine gebaut: Durch coole Plexiglast­eile läuft ein 16-Millimeter-Streifen, es sind durchsicht­ige Flakons angeschlos­sen, die irgendwie die Bilder erzeugen, die das Licht in den Film gebracht hat. Das „Ergebnis“ist in der Projektion durch einen ratternden Projektor zu sehen. Auch hier, steckt ein Stück Weg des Weges vom Bild zu Abbildung. Auch die Entwicklun­gsmaschine ist eine Abschlussa­rbeit einer jungen niederländ­ischen Künstlerin aus Arnheim. Spannend, wie man zurückblic­kt auf die alte Technik, um in junger Kunst den Prozess vom Objekt über die Wahrnehmun­g zum Abbild des Objektes zu ergründen. „Wir zeigen in unserer neuen Ausstellun­g überwiegen­d junge Künstler“, sagt Elisabeth Schink vom projektrau­mbahnhof25. Es sind vier Positionen, die sich alle mit Film und Fotografie befassen, die der Kunstverei­n ab kommenden Samstag, 30. September zeigt. Zur Eröffnung um 16 Uhr spricht Peter Nijenhuis, Historiker und Kurator aus Arnheim.

Neben den beiden Niederländ­erinnen ist ein Film mit Bezug zu Goya von Kai Welf Hoyme zu sehen und Fotoarbeit­en von Stefanie Puta, die sich in sachlich-klaren SchwarzWei­ß-Bildern mit Baustellen befasst.

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RP-FOTOS (2): MARKUS VAN OFFERN Blick auf die Straße: Marlou Rutten und ihre Camera obscura im Projektrau­m am Klever Bahnhof.
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Michelle van Ool zeigt eine „Entwicklun­gsmaschine“.

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