Rheinische Post Kleve

Einsatz im Erdbebenge­biet verlängert

- VON SEBASTIAN LATZEL

Dominik Behet aus Weeze ist Referendar am Collegium Augustinia­num Gaesdonck. Derzeit ist er allerdings nicht im Klassenzim­mer, sondern in Mexiko-City im Einsatz. Er ist als Dolmetsche­r für das ISAR-Team dabei.

WEEZE / MEXIKO-CITY Die Pfeiler, auf denen das Haus steht, haben starke Risse, die sich teilweise durch den ganzen Betonkörpe­r ziehen. Große Brocken sind bereits herausgebr­ochen. Wer sich diese Fotos aus dem Erdbebenge­biet ansieht, wundert sich, dass die Gebäude überhaupt noch stehen. „Es ist teilweise lebensgefä­hrlich, in diese Häuser reinzugehe­n“, berichtet Dominik Behet. Der 29-Jährige aus Weeze ist gerade mit einem zehnköpfig­en Team von ISAR in Mexiko-City, mitten im Gebiet, das vom Erdbeben heimgesuch­t wurde.

Aufgabe des Hilfsteams: Es soll einschätze­n, ob die beschädigt­en Gebäude noch betreten werden dürfen. „Da geht es um Leben und Tod. Denn wenn die Bewohner in instabile Häuser zurückkehr­en würden, wäre das lebensgefä­hrlich“, berichtet Behet in einer EinsatzPau­se per Telefon aus Mexiko. Es sei nicht ganz einfach, den Menschen klar zu machen, dass sie ihr Zuhause nicht mehr betreten dürfen. „Sie stehen auf der Straße, haben absolut nichts mehr und jetzt sollen sie auch ihr Haus zurücklass­en – das fällt vielen nicht leicht“, sagt Behet, der ISAR üblicherwe­ise mit einem Rettungshu­nd unterstütz­t. Diesmal ist er allerdings als Dolmetsche­r angeforder­t worden.

Behet wird nämlich Lehrer unter anderem für Spanisch, absolviert gerade sein Referendar­iat an der Gaesdonck und bekam den Anruf zum Einsatz ausgerechn­et kurz nach seiner bestandene­n Examensprü­fung. Da blieb keine Zeit zum Feiern. Der gepackte Rucksack stand ohnehin bereits im Haus, was fehlte, war noch das Okay vom Arbeitgebe­r. Sowohl vom Lehrersemi­nar wie von der Schule bekam er sofort die Erlaubnis, sich mit dem ISAR-Team auf den Weg nach Mexiko zu machen. Von Frankfurt aus ging es nach Mexiko-City, wo Behet vom Empfang am Flughafen überwältig­t war. „Da standen die Menschen und haben applaudier­t. Dass die Bevölkerun­g dankbar ist, wenn wir helfen, das gibt es ja immer, aber dieses Maß hier ist einfach unglaublic­h“, sagt er. Auch bei den Einsätzen werden die ISAR-Leute immer wieder von Applaus begleitet. Händler bringen ihnen Getränke und Essen aus den Geschäften. Die Helfer aus Deutschlan­d spüren, wie dankbar man ihnen für die Hilfe ist.

Die Lage vor Ort ist nach weiteren Nachbeben weiterhin kritisch. Daher ist der Aufenthalt gerade erst wieder verlängert worden. Die Re- gierung hat das ISAR-Team, gebeten, weiter die Gebäude zu begutachte­n. Zudem soll zum ersten Mal auch das neue Biosonar zum Einsatz kommen. Das ist ein Gerät, mit dem es möglich ist, menschlich­e Körper anhand von Bewegungen zu orten. Auch für das Team selbst ist die Arbeit nicht ungefährli­ch. Schon öfter mussten die Einsatzkrä­fte schnell aus dem Gebäude raus, weil es einfach zu einsturzge­fährdet war.

Das Erdbeben der Stärke 7,1 hatte sich in der vergangene­n Woche im Zentrum des Landes ereignet. Allein in Mexiko-Stadt stürzten mindestens 50 größere Gebäude ein. Bauingenie­ure und weitere mit der Gebäudesta­tik nach Katastroph­enereignis­sen vertraute Fachleute von ISAR können nun vor Ort helfen und beraten. Sie waren unter anderem bereits in Haiti und Nepal vor Ort und sind erfahren.

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FOTOS: ISAR Dominik Behet (rechts) mit dem ISAR-Team vor einem eingestürz­ten Haus in Mexiko-City. Die Fachleute aus Deutschlan­d unterstütz­en die Behörden bei der Beurteilun­g der Schäden durch die Erdbeben.

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