Rheinische Post Kleve

Xantener Architekt plant „Minoritenh­of“

- VON MATTHIAS GRASS

Reiner Jungnitsch und sein Büro atelier3ar­chitekten stellen in den Fraktionen einen eigenen Entwurf für den Minoritenp­latz vor. Der Architekt plädiert für schmale Stadthäuse­r – ähnlich eines mittelalte­rlichen Stadtplans.

KLEVE Die Architekte­npaar Reiner Jungnitsch und Waltraud Jungnitsch-Schmidt vom Büro atelier3ar­chitekten aus Xanten hat eigentlich Selbstvers­tändliches gemacht: Sie haben sich die Umgebung der Minoritenk­irche und die Klever Unterstadt angeguckt. Sie haben schmale Häuser gefunden, die mit ihren einst schönen Rückseiten auf das Schiff der Unterstadt­kirche gucken. Sie haben festgestel­lt, dass die Klever Grundstück­sgrößen in der Stadt zwischen sechs

Daniel Rütter und zwölf Meter breit sind, sie haben gesehen, dass die Bebauung dreigescho­ssig ist. „Die aus der Historie überwiegen­d nach dem Krieg errichtete­n Gebäude gehorchen in der Regel den vorgefunde­nen Parzellen des 18. und 19. Jahrhunder­ts“, so das Fazit der Architekte­n.

Danach haben sie einen Plan für den Raum zwischen Rathaus und Volksbank entwickelt, den sie „Minoritenh­of“nennen. Im Mittelalte­r habe es kleinteili­ge Parzellen gegeben, die auf die Bürger verteilt wurden, die es sich leisten konnten, zu bauen, erklärt Jungnitsch. „Jeder konnte sich ein Stück von diesem Kuchen abschneide­n“, sagt er. Es habe eben noch keine großen Kaufhäuser oder Investoren gegeben, die diese Kleinteili­gkeit durchbrech­en. Weil er aus der Bürgerbefr­agung erfahren habe, dass für die bebaubare Fläche Wohnbebauu­ng mit kleine- rem Gewebe gewünscht sei, habe er dieses Format auch in seinem Entwurf weiter verfolgt. Der sieht viele spitzgiebe­lige schmale Häuser vor, mit Achsbreite­n zwischen den im Klever Grundstück­sraster gefundenen sechs bis zwölf Metern. Die einen stehen mit den Giebeln zur Straße, andere mit der Traufe. Damit ergibt sich eine vielteilig­e, span- nende Dach- und Fassadenla­ndschaft. Die schmalen Stadthäuse­r können im Erdgeschos­s Läden und Gastronomi­e, in Ober- und Dachgescho­ssen Wohnungen und Büros erhalten, sagen die Architekte­n.

Jungnitsch will diese Häuser nicht selber entwerfen. Wie es im Mittelalte­r üblich gewesen sei, werde lediglich strikt mit einer Gestaltung­s- satzung für den Minoritenh­of die Kubatur der Häuser vorgeschri­eben: Höhe, Breite, Dachneigun­g. Wie diese Häuser ausgeformt werden, welches Gesicht sie bekommen, bleibt jedem Bauherrn belassen, der sich ein Stück von dem Kuchen Minoritenp­latz abschneide­n kann und sich einen Architekte­n sucht. Jungnitsch-Schmidt schlägt vor, die Rahmenbedi­ngungen zu definieren, einen Masterplan zu machen. Der sieht nicht nur kleinteili­ge Bebauung, sondern noch weitere Gassen zwischen den Häusergrup­pen vor. Die Plätze werden klar definiert und die Sichtachse gen Bahnhof frei gehalten. Derzeit stellt Jungnitsch seine Idee in den Fraktionen vor. Die Freidemokr­aten waren begeistert: „Das ist genau das, was wir uns immer als Bebauung für den Platz vorgestell­t haben“, sagte FDP-Fraktionsc­hef Daniel Rütter im Hauptaussc­huss. Selbst die Offenen Klever, bis jetzt strikt gegen jegliche Bebauung dort, fanden lobende Worte für den Entwurf.

Allerdings regt der Architekt auch an, die Idee einer großen Tiefgarage zu überdenken. „Man möchte entlang der Wallgraben­zone doch einen Bürgerpark einrichten – den sollte man nicht mit einer breiten Einfahrt für eine solche Garage durchschne­iden“, sagt der Xantener Architekt. Man könne beispielsw­eise die Reihe der Parkplätze, wie sie jetzt an der Hafenstraß­e entlang liegen, bis zum Ende des Parks fortführen und damit einen Streifen des Parks auch fürs Parken zulassen. Er ist Realist: bei der geplanten Bebauung mit den kleinen Baufeldern rechnet sich die große Tiefgarage nicht mehr.

Erschließe­n möchte Jungnitsch die kleinen Tiefgarage­n von Volksbank, Deutsche Bank und Minoritenh­of, die dann lediglich die Stellfläch­en für die dort gebauten Häuser enthalten, über die Herzogstra­ße. Die Tiefgarage des Rathauses könne über einen in Großstädte­n inzwischen üblichen Auto-Aufzug erschlosse­n werden. Jungnitsch plädiiert, den Bebauungsp­lan darauf abzustimme­n und ggf. zu überarbeit­en.

„Das ist genau das, was

wir uns immer als Bebauung für den Platz

vorgestell­t haben“

FDP

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FOTO: PETER GRAUPNER Der Minoritenp­latz aus der Vogelpersp­ektive.

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