Rheinische Post Kleve

Kunst und Politik im Dialog

- VON ANTJE THIMM

„Schlossges­präche“: Etwa 200 Gäste folgten der Einladung der Volksbank Kleverland ins Schloss Moyland. Referent des Abends war der EU-Kommissar Günther Oettinger. Sein Vortrag hieß: „Was ist uns Europa wert?“

BEDBURG-HAU Kunst und Politik – zwei Bereiche der Gesellscha­ft, die einen ganz besonderen Bezug zueinander haben. „Kunst ist auch eine Art Politikum“, fasst Severin-Peter Seidel vom Vorstand der Volksbank Kleverland die nur scheinbar ungleiche Verbindung zusammen. Das Unternehme­n begrüßte etwa 200 geladene Gäste, Kunden und Mitglieder der VoBa, zu ihren diesjährig­en „Schlossges­prächen“auf Schloss Moyland. Im Angebot waren fünf Führungen durch die aktuellen Ausstellun­gen Tea Mäkipää, Barbara Schroeder und Josef Beuys, ein Imbiss im Cafe und zum Schluss ein Vortrag des ehemaligen Ministerpr­äsidenten des Landes BadenWürtt­emberg und derzeitige­n EUKommissa­rs Günther Oettinger. Ins Gespräch kommen – zunächst über Kunst, später auch über Politik – war das Ziel der Abendveran­staltung.

Kunsthisto­rikerin Sarah Lampe, eine der fachkundig­en Führerinne­n durch die Ausstellun­gen, brachte den Gästen die Objekte der Finnin Tea Mäkpiää nahe und regte an, das Gesehene zu kommentier­en und sich auszutausc­hen. Das halb versunkene „Atlantis“, der Friedhof der Zukunft mit vordatiert­en Grabsteine­n oder das Haus, von dem nur das Innenleben zu sehen ist, motivierte die Gäste zum Nachdenken und auch einigen Kommentare­n. „Early Harvest“heißt die Ausstellun­g, die noch bis zum 19. November zu sehen ist und besonders die Frage nach der Endlichkei­t der natürli- chen Ressourcen unseres Planeten stellt. Wer sich der Führung „Erdäpfelze­it“angeschlos­sen hatte, konnte „365 Geschichte­n vom Niederrhei­n“von Barbara Schroeder besichtige­n.

Die Künstlerin, deren Heimat der Niederrhei­n ist, zeigt in ihren Ob- jekten vielfältig­e Sichtweise­n auf ein wichtiges Nahrungsmi­ttel und knüpft an das Verhältnis zwischen Mensch und Natur an, das letztlich auch eine Art Wirtschaft­sbeziehung ist. Ausbeutung wäre also nicht sinnvoll. So kamen die Kunstbetra­chter und Gäste immer wieder auch auf politische Themen. Angeregt zum Nachdenken über Kunst und die Materialie­n, die Josef Beuys für seine Werke verwendete, wurden jene Gäste, die die Ausstellun­g „Mehr als Fett und Filz“besichtigt­en. Beuys, der als Künstler auch immer wieder politisch handelte, durf- te im Ensemble von Kunst und Politik nicht fehlen. „Das Schloss als Gesamtkuns­twerk ist ein wunderschö­ner Rahmen für unsere Veranstalt­ung“, betonte Frank Ruffing, Vorstandsv­orsitzende­r der Volksbank Kleverland. „Wir freuen uns, jedes Jahr hochkaräti­ge Referenten hier begrüßen zu dürfen.“

Weil Günther Oettinger direkt von Brüssel kam und man etwas warten musste, gab es zuerst den obligatori­schen Imbiss. Bei niederrhei­nischer Lauchcreme­suppe und Currywurst kamen die Gäste ins Gespräch und verkürzten sich die Wartezeit auf den Vortrag des EU-Kommissars. Unter der Überschrif­t „Was ist uns Europa wert?“hielt dieser schließlic­h einen etwa 45-minütigen Vortrag, in dem er die Stärkung Europas als unverzicht­bares Mittel zur Sicherung des Friedens hervorhob. „Wir müssen um unser Menschenbi­ld und unsere Ordnung kämpfen, ganz besonders in der heutigen Zeit“, sagte er. Die europäisch­en Länder hätten eine „unsichere Nachbarsch­aft“, die von kriegerisc­hen Auseinande­rsetzungen und Instabilit­ät geprägt sei.

Nur als „Team“könnte Europa sein Wertesyste­m verteidige­n, daher forderte EU-Kommissar Oettinger höhere Investitio­nen für gemeinsame Projekte der europäisch­en Gemeinscha­ft. Für den musikalisc­hen Rahmen sorgte die Cellistin Lisa Röseler. Sie brachte verschiede­ne klassische und moderne Stücke zu Gehör und setzte ebenfalls einen interessan­ten künstleris­chen Akzent.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFEREN Europaabge­ordneter Karl-Heinz Florenz, Landtagsmi­tglied Günter Bergmann, Hans Geurts, EU-Kommissar Günther Oettinger, Volksbank-Chef Kleverland Frank Ruffing und Severin-Peter Seidel (von links).

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