200 Jahre Freiherr-vom-Stein-Gymnasium
Die Historie der ältesten Schule Kleves in Ausschnitten: 1817 Als Königliches Gymnasium beginnt die Geschichte der Schule nach der französischen Besatzung. Das erste Gebäude liegt an der heutigen Gymnasiumstege (Weg neben der Buchhandlung Hintzen). Zuvor dient das Haus als Kloster für Jungfrauen. Der Unterricht startet mit einem Lehrer und 55 Schülern.
1899 Die Ausschachtungen für das neue Schulgebäude an der Römerstraße beginnen. Nach nur zwei Jahren Bauzeit ist es fertiggestellt. 1902 beginnt hier der Unterricht. Der Direktor zieht in den linken Flügel ein. Ihm stehen acht Wohn- und Schlafzimmer sowie Nebenräume zur Verfügung. Seine Unterkunft ist durch eine Bogenhalle mit dem Klassenflur verbunden. Der Hausmeister wird solange im Keller untergebracht, bis es dort zu feucht ist.
1925 Schulleiter Dr. Josef Brüggemann scheidet nach zwölf Jahren als Leiter des Gymnasiums aus. Der in Köln geborene Pädagoge prägte die Schule maßgeblich. So förderte er unter anderem die Einführung der neuen Sprachen. Die Nationalsozialisten schicken ihn 1944 in den Ruhestand. Nach dem Krieg wird er rehabilitiert.
1933 Die Machtübernahme sorgt dafür, dass auch die Lehrer und Schüler sich zügig der NSDAP anschließen. Nach einem Jahr gibt es in den ersten sechs Klassen nur noch zwölf Schüler, die nicht Mitglied in der Hitlerjugend sind. 1933/ 34 werden alle Juden der Schule verwiesen. Das Gymnasium wird von den neuen Machthabern in „Hindenburg-Schule“umbenannt.
1944 Dem Angriff am 7. Oktober auf Kleve fällt auch das Schulgebäude zum Opfer. Bereits im Herbst 1945 wird der Unterricht wieder aufgenommen. Unter anderem sind erste Klassenräume in der alten Kaserne an der Brabanter Straße eingerichtet. Alle Schulformen zusammengerechnet, stehen hier für 3479 Schüler 29 Klassen zur Verfügung.
1949 Erwin de Haar leitet das Gymnasium in einer Zeit, die geprägt ist von Kargheit und der notwendigen Neuorientierung. Unter seiner Führung wird die Schule wieder aufgebaut und neu gestaltet. Er setzt sich für das kulturelle Leben ein. Dazu gehören die Klever Konzertreihen, die ein großes Interesse weit über die Stadt hinaus finden. De Haar ist auch Leiter der Klever Volkshochschule.
1950 Im ersten Bauabschnitt wird zunächst der Mitteltrakt fertiggestellt. Es folgt der Flügel an der Ringstraße, in dem ab 1954 unterrichtet wird.
1972 Mit dem Erweiterungsbau des staatlichen Gymnasiums wird begonnen. Nach ersten Planungen im Jahr 1969 sollen 2900 Quadratmeter Nutzfläche entstehen. Daraus werden im Laufe der Jahre 4520 Quadratmeter. Fachräume und die Dreifachturnhalle sind zunächst nicht vorgesehen.
1974 Die staatliche Schule geht in städtische Trägerschaft über und soll einen neuen Namen erhalten. Vorschläge dafür gibt es zahlreiche: Theodor Heuss-, Govert Flinck-, Prinz Moritz, Karl Leisner oder Erasmus-Gymnasium. Die Lehrer favorisieren das Burg-Gymnasium. Auf Vorschlag des Klever Rechtsanwalts Dr. Will wird es das Freiherrvom-Stein-Gymnasium. Der Stadtrat stimmt mit großer Mehrheit für diesen Namen.
1975 Die Arbeiten am Neubau sind in vollem Gang. Doch werden diese für mehrere Monate unterbrochen. Das Land NRW hat den Bau aufgrund einer Ausgabensperre gestoppt. Eltern laufen Sturm gegen die Stilllegung. Immer wieder sprechen Mitglieder der Schulpflegschaft beim Regierungspräsidenten vor. Auf dem Schulhof werden zwei Container aufgestellt, die Platz für zwei Klassen bieten.
1976 Der Neubau, der neun Millionen Mark kostet, ist fertig. Bei der offiziellen Übergabe erhält Oberstudiendirektor und Priester Alfons Freistühler symbolisch die Schlüs-
1922 sel für das Gebäude von Bürgermeister Richard van de Loo. Der Geistliche kommt angesichts einer Fülle von Festreden nicht mehr dazu, seine eigene zu halten. Thema dieser ist: „Das Problem der Erziehung von heute aus christlicher Sicht“. Den Gästen, Lehrern und Schülern wird der Text seiner Ansprache anschließend in schriftlicher Form überreicht. Er soll als Diskussionsgrundlage dienen, so Freistühler.
1979 Oberstudiendirektor Freistühler wird mit einem Gottesdienst verabschiedet. Der Schulpflegschaftsvorsitzende Werner Linnenbrink erhält reichlich Applaus, als er dem Pensionär als Geschenk eine Schallplatte überreicht und dazu erklärt, sie verlange vom scheidenden Schulleiter, dass er einmal zuhöre und sich nicht nur anderen mitteile.
1980 Auf einen neuen Schulleiter wird ein Jahr gewartet. Der 43-jährige Klaus Riße hatte sich erfolgreich auf die Stelle beworben. Zuvor war der gebürtige Westfale, wie er unserer Redaktion erzählt, mit seiner Familie nach Kleve gekommen, um sich die Gegend anzuschauen. Sie hat ihm offenbar gut gefallen. 20 Jahre führt er die Schule.
1992 Das Gymnasium feiert sein 175-jähriges Bestehen im Forum. Schulleiter Klaus Riße kann reichlich Prominenz begrüßen, vor allem aber Ehemalige. Darunter ist auch Kleves Bürgermeister Karl Theloßen, der hier auch sein Abitur ablegte. Riße sorgt dafür, dass Niederländisch als vollwertiges Fach eingeführt wird.
2011 Das Johanna-Sebus-Gymnasium und das Freiherr-vom-SteinGymansium werden zu einer Schule zusammengeschlossen.
2013 Durch die Umstellung von G 9 auf G8 legen zwei Jahrgänge gleichzeitig das Abitur ab. 197 Schüler erlangen die allgemeine Hochschulreife.
2017 775 Schüler und 67 Lehrer feiern das 200-jährige Bestehen der Schule.
Kalender für das Klever Land 2017, „Das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium feiert sein 200-jähriges Bestehen“, Jochem Reinkens; Forum 6, Freiherr-vomStein- Gymnasium Kleve, 1993 ; Fotos: Archiv Rheinische Post, Stadtarchiv Kleve, Freiherr-vom-Stein-Gymnasium.
Peter Janssen