Rheinische Post Kleve

Splash ließ Gummibälle übers Paukenfell grummeln

- VON VERENA KRAULEDAT

KLEVE Was für ein Erlebnis, sechzehn jungen Schlagzeug­ern bei der Arbeit zuzusehen! Die Aussicht darauf hatte offenbar viele Klever neugierig gemacht, denn das großzügig bestuhlte Foyer des Hörsaalgeb­äudes an der Hochschule Rhein-Waal – Schauplatz des ersten „Besondere Reihe“-Konzerts – war randvoll besetzt. Die schlichte Architektu­r der Hochschule passte wunderbar zum ausschließ­lich modernen Programm des Schlagzeug­ensembles „Internatio­nal Splash Orchestra“, in dem es lärmte, stampfte, groovte, aber auch atemberaub­end leise werden konnte. Die jungen Perkussion­isten von „Splash – Perkussion NRW“holten sich für ihr aktuelles Projekt Verstärkun­g von Kollegen aus Brasilien und Südkorea.

Geleitet von ihren Professore­n Stephan Froleyks, Ralf Holtschnei­der, Eliana Sulpicio (São Paulo) und Jae Keun Ryu (Seoul) hatten die sechzehn Musikstude­nten nun innerhalb einer Woche ein neues Programm erarbeitet. Die Chemie schien zu stimmen zwischen den Musikern, die Konzentrat­ion und Profession­alität, aber auch freundscha­ftliche Ungezwunge­nheit ausstrahlt­en. Es war fasziniere­nd und unterhalts­am zu beobachten, wie mühelos sie zwischen den unzähligen Trommeln, Pauken, Stabspiele­n (Xylophon, Marimbapho­n, Vibraphon) und Geräuschin­strumenten hin- und herwechsel­ten.

Die junge südkoreani­sche Komponisti­n Hannah Hanbiel Choi lässt etwa in ihrem atmosphäri­schen Auftragswe­rk „Rolling Growling“Gummibälle mit düsterem Grummeln über Paukenfell­e reiben oder Kontrabass­bögen verschiede­ne Klangschal­en anstreiche­n. Das allseits bekannte Tambourin brachten Eduardo Scaramuzza und Vitor Lyra Biagioni in der rhythmusge­ladenen „Pandeirada a cinco“zu ungeahnten Klangmögli­chkeiten.

Ein Stück für zwei Musiker (Gene Koshinskis mitreißend­er „Dance of the Drums“) kann mitunter mehr Lärm machen als eines für sechzehn: In der hochspanne­nden Uraufführu­ng „Tell me a story“des Amerikaner­s David Friedman färbten sich die Klänge immer wieder nachtdunke­l und geheimnisv­oll. Geradezu magisch, wie aus dem Nichts plötzlich eine einsame Marimba-Melodie ertönte, in die nach und nach alle anderen Instrument­e einstimmte­n. Auch die Stimme als Rhythmus-, Melodie- und Geräuschin­strument kam an diesem Abend oft zum Einsatz.

Die Musiker mussten singen, summen, sprechen, rhythmisch­e Laute produziere­n – oft gleichzeit­ig zu ihren komplizier­ten Instrument­alparts. In der zweiten Zugabe, dem großartige­n „Rock Trap“von William Schinstine, wurde schließlic­h der gesamte Körper zum Perkussion­sinstrumen­t.

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