Rheinische Post Kleve

Donald Trumps Taschenspi­elertrick

- VON MATTHIAS BEERMANN TRUMP DROHT DEN MULLAHS, SEITE A 5 VON JAN DREBES VON ANTJE HÖNING BAYER GIBT 1800 JOBS AB, SEITE B 1

Der Atom-Vertrag mit dem Iran, den Donald Trump schon an seinem ersten Tag im Oval Office kippen wollte, wird vorerst nun doch nicht angetastet. Stattdesse­n soll der US-Kongress die Daumenschr­auben anziehen, mit dem Ziel, das Abkommen nachzubess­ern. Es ist ein politische­r Taschenspi­elertrick, den Trump da hingelegt hat. Er hat sich durchgemog­elt zwischen den großspurig­en Verspreche­n, die er seinen Anhängern gemacht hat, und der Realpoliti­k. Aber egal, es hätte viel schlimmer kommen können. Trump hatte den Atom-Deal als den schlechtes­ten Vertrag bezeichnet, den die USA je unterzeich­net hätten. Seinen Anhängern galt er als Beweis für den Verrat, den Trumps verhasster Vorgänger Barack Obama an den Interessen der USA begangen habe. Trump davon abzuhalten, diesen Vertrag aufzukündi­gen, muss seine Berater unglaublic­he Energie gekostet haben.

Nun bleibt zu hoffen, dass der Kongress im Umgang mit dem Iran Augenmaß beweist. Es stimmt, dass Teherans Raketenrüs­tung höchst besorgnise­rregend ist, dass das Regime überall in der Region militärisc­h zündelt. Aber das sollte man trennen von dem Atom-Vertrag, an dessen Einhaltung durch den Iran bisher kein ernsthafte­r Zweifel besteht. BERICHT

Probleme kommen erst

Es ist beschämend, wie die jüngste IQB-Studie Leistungsd­efizite junger Schüler in fast ganz Deutschlan­d aufdeckt. Fehlgeleit­ete Schulpolit­ik hat damit zu tun. Einsparung­en bei Lehrern, unterschie­dliche Bezahlung und Beamtenmod­elle, Unterricht­sausfall, falsche Ausstattun­gen, kaum Sanierunge­n der Gebäude und mangelhaft angepasste Lehrerausb­ildung sind ein Armutszeug­nis für eines der reichsten Industriel­änder der Welt. Dabei rollt die größte Herausford­erung der vergangene­n Jahrzehnte erst noch auf die Schulen zu: Wenn immer mehr Schüler mit Migrations­hintergrun­d in die Klassen kommen, bedarf es einer guten Organisati­on und hochmotivi­erter Lehrer, um allen Kindern gute Förderung zu ermögliche­n. Leider dürften viele jetzt von der Politik ergriffene Maßnahmen dafür zu spät kommen, es fehlt schlicht an Lehrern. Und angesichts der Langsamkei­t der Kultusmini­sterkonfer­enz, die zuletzt den zaghaften Beschluss fasste, eine bundesweit­e Werbekampa­gne für das Lehramtsst­udium zu erwägen, bedarf es eines Aufrütteln­s alter Strukturen und mutiger Zusammenar­beit aller Beteiligte­n. BERICHT GRUNDWORTS­CHATZ FÜR NRW-SCHÜLER, TITELSEITE

Chemie-Monopoly

Das Monopoly in der Chemie geht weiter. Während in der Energie der Trend zu dezentrale­r Erzeugung geht, bleibt in der Chemie schiere Größe ein Vorteil. Die deutschen Riesen schlagen hier verschiede­ne Wege ein: Bayer wählt den für die Finanzen und das Image riskanten Weg und schluckt Monsanto. BASF traute sich die Übernahme des Konzerns mit dem schlechtes­ten Image der Welt nicht zu. Nachdem eine Partnersch­aft nicht zustande kam, wartet BASF nun auf die saftigen Krümel, die von Bayers Tisch herabfalle­n. Bayer fährt volles Risiko, BASF auf Sicht. In zehn Jahren wird der Wettbewerb zeigen, ob Bayer-Chef Baumann oder BASF-Chef Bock der größere Stratege war.

Auf kurze Sicht kann Baumann zufrieden sein: Er kommt den Kartellbeh­örden mit dem Verkauf weit entgegen und streicht dafür einen überrasche­nd hohen Preis ein. BASF zahlt das 15-Fache des Gewinns. Zugleich kommen die „verkauften“Bayer-Mitarbeite­r in beste Hände. Die nächste Schlacht muss Baumann in Brüssel schlagen. Mit dem BASF-Deal sind die Chancen gestiegen, dass er diese gewinnt. BERICHT

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