Donald Trumps Taschenspielertrick
Der Atom-Vertrag mit dem Iran, den Donald Trump schon an seinem ersten Tag im Oval Office kippen wollte, wird vorerst nun doch nicht angetastet. Stattdessen soll der US-Kongress die Daumenschrauben anziehen, mit dem Ziel, das Abkommen nachzubessern. Es ist ein politischer Taschenspielertrick, den Trump da hingelegt hat. Er hat sich durchgemogelt zwischen den großspurigen Versprechen, die er seinen Anhängern gemacht hat, und der Realpolitik. Aber egal, es hätte viel schlimmer kommen können. Trump hatte den Atom-Deal als den schlechtesten Vertrag bezeichnet, den die USA je unterzeichnet hätten. Seinen Anhängern galt er als Beweis für den Verrat, den Trumps verhasster Vorgänger Barack Obama an den Interessen der USA begangen habe. Trump davon abzuhalten, diesen Vertrag aufzukündigen, muss seine Berater unglaubliche Energie gekostet haben.
Nun bleibt zu hoffen, dass der Kongress im Umgang mit dem Iran Augenmaß beweist. Es stimmt, dass Teherans Raketenrüstung höchst besorgniserregend ist, dass das Regime überall in der Region militärisch zündelt. Aber das sollte man trennen von dem Atom-Vertrag, an dessen Einhaltung durch den Iran bisher kein ernsthafter Zweifel besteht. BERICHT
Probleme kommen erst
Es ist beschämend, wie die jüngste IQB-Studie Leistungsdefizite junger Schüler in fast ganz Deutschland aufdeckt. Fehlgeleitete Schulpolitik hat damit zu tun. Einsparungen bei Lehrern, unterschiedliche Bezahlung und Beamtenmodelle, Unterrichtsausfall, falsche Ausstattungen, kaum Sanierungen der Gebäude und mangelhaft angepasste Lehrerausbildung sind ein Armutszeugnis für eines der reichsten Industrieländer der Welt. Dabei rollt die größte Herausforderung der vergangenen Jahrzehnte erst noch auf die Schulen zu: Wenn immer mehr Schüler mit Migrationshintergrund in die Klassen kommen, bedarf es einer guten Organisation und hochmotivierter Lehrer, um allen Kindern gute Förderung zu ermöglichen. Leider dürften viele jetzt von der Politik ergriffene Maßnahmen dafür zu spät kommen, es fehlt schlicht an Lehrern. Und angesichts der Langsamkeit der Kultusministerkonferenz, die zuletzt den zaghaften Beschluss fasste, eine bundesweite Werbekampagne für das Lehramtsstudium zu erwägen, bedarf es eines Aufrüttelns alter Strukturen und mutiger Zusammenarbeit aller Beteiligten. BERICHT GRUNDWORTSCHATZ FÜR NRW-SCHÜLER, TITELSEITE
Chemie-Monopoly
Das Monopoly in der Chemie geht weiter. Während in der Energie der Trend zu dezentraler Erzeugung geht, bleibt in der Chemie schiere Größe ein Vorteil. Die deutschen Riesen schlagen hier verschiedene Wege ein: Bayer wählt den für die Finanzen und das Image riskanten Weg und schluckt Monsanto. BASF traute sich die Übernahme des Konzerns mit dem schlechtesten Image der Welt nicht zu. Nachdem eine Partnerschaft nicht zustande kam, wartet BASF nun auf die saftigen Krümel, die von Bayers Tisch herabfallen. Bayer fährt volles Risiko, BASF auf Sicht. In zehn Jahren wird der Wettbewerb zeigen, ob Bayer-Chef Baumann oder BASF-Chef Bock der größere Stratege war.
Auf kurze Sicht kann Baumann zufrieden sein: Er kommt den Kartellbehörden mit dem Verkauf weit entgegen und streicht dafür einen überraschend hohen Preis ein. BASF zahlt das 15-Fache des Gewinns. Zugleich kommen die „verkauften“Bayer-Mitarbeiter in beste Hände. Die nächste Schlacht muss Baumann in Brüssel schlagen. Mit dem BASF-Deal sind die Chancen gestiegen, dass er diese gewinnt. BERICHT