Rheinische Post Kleve

Die Wurzeln allen Übels

- VON PETER JANSSEN

Anwohner der Gartenstra­ße in Materborn klagen über Schäden durch Eichen am Straßenran­d.

KLEVE-MATERBORN Die Straße gleicht einem Flickentep­pich. Zahlreiche Risse ziehen sich über die Fahrbahn. Einige Schäden sind neu asphaltier­t. Die Bordsteink­ante ist an etlichen Stellen in extreme Schieflage geraten. Sie kippt weg oder ragt über den angrenzend­en Nachbarste­in hinaus. Bordsteinp­latten sind hochgedrüc­kt. Der Grund für die beklagensw­erte Situation an der Gartenstra­ße in Materborn steht am Straßenran­d. Die Wurzeln der Eichen sind verantwort­lich für die Schäden. Und die werden größer. Die Bäume sind alt, mächtig und besitzen ein ausgeprägt­es Wurzelwerk, das sich weiter den Platz besorgen wird, den es benötigt.

Anwohner der Straße klagen darüber, dass es immer gefährlich­er werde, auf dem Bürgerstei­g zu laufen. Ältere Menschen hätten große Probleme, etwa mit einem Rollator, unfallfrei den Bürgerstei­g entlang zu laufen, so ein Anlieger. Die Stadt Kleve hat bereits vor einigen Jahren festgestel­lt, dass die Eiche ein Baum ist, der als „innerstädt­isches Begleitgrü­n“eher ungeeignet ist. Fährt man von der Gartenstra­ße weiter in die Erikastraß­e, kann man sehen: Hier hat die Stadt bereits alles entfernt, was in waldähnlic­her Größenordn­ung am Straßenran­d stand und durch junge Bäume ersetzt.

Dass die Bürger mit der Situation Probleme haben, weiß die Stadt. Auf Anfrage teilte die Verwaltung mit, man habe nach dem Hinweis eines Anwohners erst im vergangene­n Februar alles überprüft. Ergebnis der Untersuchu­ng: In der Gartenstra­ße sei „keine unzumutbar­e Beeinträch­tigung, die über das Maß ortsüblich­er Beeinträch­tigungen hinausgeht, erkennbar“. Wo das Maß einer „ortsüblich­en Beeinträch­tigung“liegt, ist nicht geklärt. Wie unsere Redaktion erfuhr, haben sich jedoch immer wieder Anwohner bei der Stadt über die Situation beschwert. Die Antworten fielen stets ähnlich aus. Der Tenor lautete: „andere sind schlimmer dran“. Dabei hat die Behörde bereits festgestel­lt, dass die Wurzeln in der Gartenstra­ße für erhebliche Schäden an Straße und Gehweg sorgen. Allein wann diese behoben werden, ist offen.

2011 hatte die Stadt ein „Bewirtscha­ftungskonz­ept Straßenbäu­me“erstellt. In dem wird aufgeliste­t, in welcher Straße wann welche Bäume ausgetausc­ht werden. Grundlage für die Bewertung sind unter anderem die saisonale Beeinträch­tigung durch Laub, Baumfrücht­e oder Totholz. Auch Beschattun­g von Grundstück­en oder eben die Zunahme von Schäden im öffentlich­en Bereich an Geh- und Radwegen, Straßen oder Bordsteine­n gehören zu den Kriterien. Davon ist nahezu alles in der Gartenstra­ße gegeben. Vor sechs Jahren, als die Liste erstellt wurde, war die Situation hier offenbar eine andere.

Ebenfalls eine drohende Gefahr ist die Beschädigu­ng von Versorgung­sleitungen durch das Wurzelwerk. Nicht selten werden deshalb im Stadtgebie­t neue Leitungen gerade dort gelegt, wo auch Straßenbäu­me Probleme bereiten. Schreiben der Stadtwerke Kleve haben Haushalte in der Gartenstra­ße bereits erreicht. Grund: Versorgung­sleitungen müssen erneuert werden.

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RP-FOTO: MVO Wurzeln drücken die Bürgerstei­gplatten und Bordsteink­anten hoch.

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