Rheinische Post Kleve

Hüter des Ahnenschat­zes

- VON MAXIMILIAN KRONE RP-FOTO: MVO

Im Klever Mosaik-Archiv lagern unzählige Aufzeichnu­ngen über die Menschen des Kreises Kleve. Familienfo­rscher wie

Christina Hansen können dort nach ihren Wurzeln suchen und das bis weit ins Mittelalte­r zurück.

KLEVE Christina Hansen sitzt an einem langen Tisch, vor ihr viele Bücher und Schriftstü­cke. So viele, dass sie mehr als zwei Plätze in Anspruch nimmt. Konzentrie­rt blickt sie in eines der Bücher, immer wieder macht sie sich Notizen. Sie ist eine von vielen Besuchern, die ins Klever Mosaik-Archiv kommen, um die Geschichte der eigenen Familie zu erforschen. Angefangen hat bei ihr alles bereits in den 90er Jahren. Damals, so sagt sie, habe ihre Cousine ihr einige Familien-Unterlagen gegeben. Anfangs noch zögerlich, machte Hansen, die Heinsberg lebt, sich bald auf die Suche nach ihren Ahnen – und die stammen aus dem Kreis Kleve, besser gesagt aus Nütterden.

„Irgendwann wurde ich auf das Archiv in Kleve aufmerksam, schaute vorbei und wurde fündig“, sagt sie. Inzwischen hat sie ihre Vorfahren bis ins 16. Jahrhunder­t zurückverf­olgt, unzählige Stunden in Archiven verbracht. „Wenn man einmal anfängt, kann man nicht mehr aufhören.“Der Stammbaum, den sie nach und nach erstellt hat, zählt inzwischen weit mehr als 100 Personen, die alle im Raum Kleve lebten. Die meisten Mitglieder der Familie Thiel waren Bauern, das fand Christina Hansen anhand alter Kirchenbüc­her heraus, in denen die Berufe zum Teil notiert wurden. Vermerke, auf die man weniger stolz sein kann, etwa in Gerichtsbü­chern, fand sie bislang nicht.

Neben ihr sitzt Mann Jürgen. Seine Familie stammt zwar nicht aus der Region, eine Verbindung zu Kleve konnte aber auch er in Archiven finden. Denn sein Ur-Ur-Großvater war einst für den Bau des Trajekts SpyckWelle in Griethause­n zuständig.

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desVereins „Das war eher ein Zufallsfun­d“, sagt er. Angefangen hat Jürgen Hansen nur mit einer Sterbe- und Heiratsurk­unde. Mit der Zeit wuchs aber auch seine Ahnenliste. Und weil auch ihn das das „Ahnenfiebe­r“gepackt hat, versucht das Ehepaar so oft es die Zeit zulässt in Archiven zu stöbern, um noch mehr über ihre Familien herauszufi­nden.

Bei Christina Hansen neigt sich diese Zeit allerdings langsam dem Ende entgegen. „Die Zeugnisse werden immer weniger. Ich hätte aber zu Beginn erst gar nicht gedacht, dass ich meine Familie überhaupt bis ins 16. Jahrhunder­t zurückverf­olgen könnte“, sagt sie. Ohne Aufgabe wird sie bald aber nicht dar stehen. Denn wenn alle Recherchen abgeschlos­sen sind, will sie eine große Familiench­ronik erstellen.

Möglich wurde dies vor allem durch die Mitglieder des Mosaik-Archivs, die zwei Mal in der Woche die Pforten zu Büchern, Akten und ihren digitalen Verzeichni­ssen öffnen. Seit der Gründung des Archivs im Rund 800 Besucher kämen pro Jahr, sagt Dieter Greffin, Schriftfüh­rer des Vereins. „Nicht-Mitglieder zahlen bei uns pro Tag fünf Euro, um zu forschen. Damit finanziere­n wir unsere nur unsere Unkosten, denn wir arbeiten ehrenamtli­ch“, sagt Greffin. Er selbst ist seit weit mehr als zehn Jahren Mitglied des Vereins. „Ich habe mich schon in meiner Jugend für Ahnenforsc­hung interessie­rt. Zudem gefällt mir die Kombinatio­n mit regionaler Geschichte, die ich sehr spannend finde“, sagt er. Niederländ­er, Belgier, Franzosen, Preußen – das Klever Land kann auf eine bewegte Geschichte zurückblic­ken.

Dieter Greffin holt Kirchenbüc­her aus dem Regal. Dort sind minutiös alle Eheschließ­ungen, Todesdaten und zum Teil sogar Informatio­nen über Familie und Berufe der Genannten aufgezählt. Spätestens seitdem die Franzosen den Niederrhei­n besetzt hatten, finden sich diese Daten in einem Formblatt, wie man es auch heute noch von verschiede­nen Amtsblätte­rn kennt. Die Preußen führten diese bürokratis­ierte Fassung der Einträge fort. Mit der Zeit, so sagt Greffin, habe er sich in die Schriftbil­der und Sprachen eingearbei­tet. „Als ich hier anfing zu helfen, konnte ich kaum etwas lesen“, sagt er. Zu schnörkeli­g ist das Schriftbil­d. Zum Teil wurden die Einträge noch auf Latein oder Französisc­h verfasst. Nun aber ist er ein echter Profi auf dem Gebiet, kann den Besucher schnell und unkomplizi­ert helfen. „Ohne die Hilfe der Ehrenamtli­chen vom Mosaik-Archiv, hätte ich meine Nachforsch­ungen nie so weit führen können“, sagt Christina Hansen.

Die nächste Generation steht indes schon in den Startlöche­rn. Zwar ist das jüngste Mitglied schon 40 Jahre alt, dafür aber bestens qualifizie­rt. So besuchte Thorsten Heeck spezielle Ahnenforsc­hungs-Seminare und darf sich offiziell „Qualifizie­rter Genealoge“nennen.

„Ich habe mich schon in meiner Jugend für Ahnenforsc­hung interes

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Dieter Greffin

Verein Mosaik

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BILD: THINKSTOCK I GRAFIK: LUDWIG KRAUSE
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