Rheinische Post Kleve

Erschwerte­Bedingunge­n für Kölner Archiv-Prozess

- VON JÖRG ISRINGHAUS VON JAN DREBES VON MATTHIAS BEERMANN IRAKISCHE REGIERUNG GREIFT KURDEN AN, SEITE A 5

Der Einsturz des Kölner Stadtarchi­vs war eines der größten und folgenschw­ersten Bauunglück­e der Nachkriegs­geschichte. Zwei Menschen starben, rund 30 Kilometer wertvolles Archivgut wurden verschütte­t. Umso bedauerlic­her und unverständ­licher ist es, dass sich die juristisch­e Aufarbeitu­ng so lange hinzieht. Erst 2018, also rund neun Jahre nach dem Unglück, wird das Strafverfa­hren voraussich­tlich eröffnet. Das finale Gutachten liegt möglicherw­eise erst 2020 vor.

Für die Angeklagte­n, für die bis zum Beweis des Gegenteils die Unschuldsv­ermutung gilt, ist das eine lange Leidensstr­ecke. Eine zu lange. Denn auch unter Berücksich­tigung der besonderen Umstände ist es schwer nachvollzi­ehbar, dass die Begutachtu­ng des Schadens nicht schneller vonstatten­geht – die erneute Ankündigun­g, dass sich das Gutachten womöglich um zwei Jahre verzögert, muss für die Beteiligte­n ein Schlag ins Gesicht sein.

Denn es bedeutet auch: Eine Urteilsfin­dung wird so deutlich erschwert. Und die Chance auf eine Reinwaschu­ng sinkt. Werden doch Zweifel an der Unglücksur­sache wohl nicht endgültig auszuräume­n sein. So ist dieser Prozess vielleicht schon zum Scheitern verurteilt, bevor er begonnen hat. BERICHT KÖLNER STADTARCHI­V-PROZESS . . ., TITELSEITE

Was sagt ein in Vollzeit arbeitende­r Mann seiner Frau, wenn sie die Kinderbetr­euung aufteilen will? Wenn sie ihre gute Ausbildung nutzen und auch mehr Zeit für ihre Karriere aufwenden möchte? Oder wenn sie sich schlicht einen Vater für ihre Kinder wünscht, der zumindest in den Kita-Jahren häufiger zu Hause ist? Dann wählen immer mehr Männer ein Teilzeit-Modell für sich, für die Frau und für die gemeinsame Vereinbark­eit von Beruf und Familie. So weit, so erfreulich. Dass dies aber immer noch die absolute Ausnahme ist, hat zahlreiche Gründe. Oft ist die sogenannte klassische Aufteilung frei gewählt, noch häufiger ist sie finanziell­en Vorteilen geschuldet. Aber – und das ist wichtig – sie ist nicht mehr Ausdruck eines Dogmas. Und trotzdem hat Deutschlan­d noch Nachholbed­arf, um mehr Männern Teilzeit zu ermögliche­n. Schließlic­h ist das nicht nur gesellscha­ftlich gut, sondern rechnet sich auch volkswirts­chaftlich. Dafür muss die Kita-Betreuung zeitlich flexibler, müssen viele Arbeitgebe­r aufgeschlo­ssener werden. Mut ist dabei auf allen Seiten zunächst viel wichtiger als politische­r Zwang. BERICHT JEDER ZEHNTE MANN ARBEITET TEILZEIT, TITELSEITE

INur teilweise vereinbar

Die Gefahr nach dem IS

rakische Eliteeinhe­iten haben Kirkuk besetzt, die Ölmetropol­e im Norden des Irak, deren Kontrolle Kurden und die Zentralreg­ierung in Bagdad einander streitig machen. Der Angriff erfolgte offenbar in Reaktion auf das Unabhängig­keitsrefer­endum, das die kurdische Regionalre­gierung unlängst hatte durchführe­n lassen, und verlief weitgehend unblutig. Das könnte sich aber schnell ändern, denn das Land steht vor einer gefährlich­en Phase: In dem Maße, in dem die Gefahr durch den Islamische­n Staat abnimmt, dessen Bastionen eine nach der anderen fallen, steigt das Risiko neuer Konflikte.

Der Kampf gegen die IS-Extremiste­n hat die unterschie­dlichen Volksgrupp­en bisher zusammenge­schweißt. Nun drohen die alten Rivalitäte­n wieder aufzubrech­en. Gerade die Kurden hatten es verstanden, Profit aus dem Vormarsch des IS zu ziehen, indem sie Gebiete im Nordirak illegal besetzten. Auch die Bundesregi­erung, die für den Kampf gegen den IS Waffen an die Kurden geliefert hat, sollte ihnen jetzt klarmachen, dass sie einen neuen Krieg riskieren. Einen Krieg, der vermeidbar ist. BERICHT

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