Rheinische Post Kleve

Irakische Regierung greift Kurden an

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Die Armee nimmt Kirkuk ein – das hat auch Auswirkung­en auf die Bundeswehr.

BAGDAD (RP) Die irakische Armee hat mit einem schnellen Vorstoß die von Kurden kontrollie­rte Öl-Stadt Kirkuk eingenomme­n. Das ist die bislang härteste Reaktion auf das Unabhängig­keitsrefer­endum in der Region. Am 25. September hatte sich eine deutliche Mehrheit für eine Loslösung vom Irak ausgesproc­hen. Bewohner berichtete­n von gepanzerte­n Anti-Terror-Einheiten, die am Nachmittag am Sitz der Provinzreg­ierung in Stellung gingen und die kurdische Fahne einholten.

Nachdem die Regionalre­gierung Berichte über einen Vormarsch der irakischen Truppen zunächst als falsch zurückgewi­esen hatte, meldete der kurdische Fernsehsen­der Rudaw später, kurdische Peschmerga-Einheiten hätten sich aus einigen Stellungen zurückgezo­gen. Berichte über größere Gefechte lagen nicht vor. Die kurdischen Peschmerga erklärten jedoch, Bagdad werde für den „Krieg gegen das kur- dische Volk“einen hohen Preis zahlen. Der Vorstoß nährt die Sorge vor einem Bürgerkrie­g zwischen den Kurden und der Zentralreg­ierung, der auch vom Kampf gegen den IS ablenken würde.

Der Vorstoß der Armee hatte am frühen Morgen begonnen. Sie übernahm nach eigenen Angaben nahezu kampflos zunächst den Flughafen der Millionens­tadt und deren Umland einschließ­lich zahlreiche­r Energie-Anlagen. Später rückten die von den USA ausgebilde­ten EliteEinhe­iten in Kirkuk selbst ein. Offizielle Angaben zu etwaigen Opfern lagen zunächst nicht vor. Eine Hilfsorgan­isation in Kirkuk berichtete jedoch von Toten auf beiden Seiten bei einem Gefecht am frühen Morgen südlich der Stadt.

Angesichts der Eskalation hat die Bundeswehr ihre Ausbildung­smission in der Region unterbroch­en. Die Ausbildung der kurdischen Peschmerga sei aus Schutzgrün­den für die deutschen Soldaten bereits am Freitagabe­nd vorläufig ausgesetzt worden, sagte ein Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums. Zu dem Zeitpunkt habe die Bundeswehr von den ersten irakischen Truppenbew­egungen erfahren. In Kirkuk selbst seien keine deutschen Soldaten stationier­t. Die Bundeswehr bildet seit 2014 kurdische Peschmerga-Kämpfer für den Kampf gegen den Islamische­n Staat aus.

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FOTO: REUTERS Irakische Truppen auf dem Vormarsch Richtung Kirkuk.

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