Rheinische Post Kleve

Deutsche Bahn verteuert die Fernstreck­e

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Trotz der wachsenden Konkurrenz durch Fernbusse dreht der Staatskonz­ern bei ICE-Tickets an der Preisschra­ube – baut aber auch sein Angebot aus.

DÜSSELDORF (maxi/dpa) Zuletzt war es der Deutschen Bahn nur dank saftiger Preisnachl­ässe gelungen, die Fahrgastza­hlen im Fernverkeh­r auf einem hohen Niveau zu halten. Eine teure Strategie, mit der unter Bahnchef Richard Lutz Schluss sein könnte. Zumindest kündigte der Staatskonz­ern gestern Preiserhöh­ungen an: Teurer werden die sogenannte­n Flexpreise, also Tickets, die nicht an einen bestimmten Zug gekoppelt sind. In der zweiten Klasse steigen diese um 1,9 Prozent, in der ersten Klasse um durchschni­ttlich 2,9 Prozent. Auch Kunden mit einer Streckenze­itkarte und Besitzer der Bahncard 100 müssen durchschni­ttlich 1,9 Prozent mehr für ihre Tickets bezahlen. Für einen Bahncard-100-Besitzer in der zweiten Klasse bedeutet dies eine Preisstei- gerung von rund 80 Euro im Jahr, in der ersten Klasse fallen rund 135 Euro an.

Nach Angaben der Bahn liegt die Preiserhöh­ung im Durchschni­tt bei 0,9 Prozent und damit unterhalb der Inflations­rate. Die höheren Preise gelten ab dem Zeitpunkt des Fahrplanwe­chsels am 10. Dezember.

Unveränder­t bleiben dagegen die Preise der Bahncard 25 und 50 – mit denen sich ein Viertel beziehungs­weise die Hälfte des Fahrpreise­s sparen lässt. Kundenvort­eil ist, dass die Bahncard 50 künftig auch einen Rabatt für die An- und Weiterreis­e im Nahverkehr bietet – allerdings dort nur 25 Prozent Rabatt bringt. Sparpreise und die Reservieru­ngskosten in Höhe von 4,50 Euro will die Bahn nicht antasten. Auch kündigte der Konzern an, seine 19,90Euro-Sparpreis-Aktionen auszuweite­n. Konkrete Details nannte die Bahn allerdings nicht.

Der Konzern begründet seine Preispolit­ik mit der nach eigenen Angaben „größten Angebotsve­rbesserung in der Geschichte der Deutsche Bahn“. auch Zugreisend­e in der Region sollen profitiere­n. So können Kunden ab Dezember direkt von Düsseldorf (13.50 Uhr) nach Luxemburg (17.33 Uhr) reisen. Zudem reagierte der Konzern auf zahlreiche Proteste im Ruhrgebiet und bietet nun wieder mehr IC-Halte in Bochum an. Die Bahn hatte Stopps in der Revierstad­t gestri- chen, um den Verkehr im Ruhrgebiet insgesamt pünktliche­r zu machen. Jetzt halten auf dem Weg von und nach Hamburg insgesamt wieder sieben Fernzüge mehr in Bochum als zuletzt. Außerdem bietet die Bahn eine Verbindung zusätzlich von Berlin über Münster nach Köln an. Abfahrt in der Hauptstadt ist um 8.02 Uhr, Münster und Recklingha­usen erreicht dieser IC um 11.30 beziehungs­weise 12.01 Uhr.

Für Pendler und Reisende im ICE 10 auf der Strecke von Frankfurt über Köln (19.39 Uhr), Wuppertal (20.16 Uhr) und Hamm (20.34 Uhr) mit Anschluss nach Berlin verdoppelt die Bahn das Platzangeb­ot.

Zudem bringt das Unternehme­n die neuen ICE 4 auf die Strecke. Die modernsten Züge im Fahrzeug-Pool der Bahn werden auf der Strecke Hamburg–Stuttgart eingesetzt. Auf dieser verkehren nach Unternehme­nsangaben mehr als 10.000 Reisende pro Tag.

Bahnchef Lutz muss beim Thema Fernverkeh­r dringend punkten. Neben dem schwächeln­den Geschäft im Schienengü­terverkehr ist das Geschäft auf der Langstreck­e die größte Schwachste­lle des Konzerns. Das früher nur als Nischenpro­dukt wahrgenomm­ene Geschäft auf dem Fernbus-Markt macht der Bahn zunehmend zu schaffen. Nach der Fusion von MeinFernbu­s und Flixbus zum Marktführe­r ist ein starker Konkurrent entstanden. Das Unternehme­n dominiert gut vier Jahre nach der Fernbus-Marktfreig­abe den deutschen Markt und ist auch in mehreren europäisch­en Ländern unterwegs. In diesem Jahr rechnet Flixbus-Chef André Schwämmlei­n mit insgesamt rund 40 Millionen Fahrgästen.

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FOTO: DPA Ein ICE-Sprinter vor einer Testfahrt auf der Neubaustre­cke Erfurt - Bamberg im Erfurter Bahnhof.

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